Rahaf Mohammed Alqunan
AP/Human Rights Watch
Behörden

Saudische Frau darf in Thailand bleiben

Jene 18-jährige Frau, die aus Saudi-Arabien nach Bangkok geflüchtet ist, weil sie nach eigenen Angaben um ihr Leben fürchtet, wird vorerst doch nicht aus Thailand ausgewiesen. Das gaben die Behörden am Montag bei einer Pressekonferenz bekannt.

„Wir werden sie heute nicht abschieben. Wenn sie nicht nach Hause will, können wir sie nicht zurückschicken. Wir werden sie nicht zwingen“, sagte der Chef der thailändischen Einwanderungsbehörde, Surachate Hakparn, am Montag auf dem Flughafen in Bangkok.

Wenig später kam es zu einem Treffen von Mitarbeitern des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) mit der 18-jährigen Rahaf Mohammed al-Kunun. Die UNHCR-Sprecherin Melissa Fleming bestätigte, dass ein Team des Hilfswerks bereits in Kontakt mit Kunun steht. Details zu dem Treffen werden nicht bekanntgegeben, aus „Gründen der Vertraulichkeit und zum Schutz“ der Frau, hieß es vonseiten des UNHCR. Der UNHCR-Vertreter in Thailand, Giuseppe De Vincentiis, sagte, dass das bisherige Gesprächsklima mit den thailändischen Behörden gut sei.

Nach dem Treffen gab Surachate bekannt, dass Kunun die Einreise nach Thailand gewährt wird, damit das UNHCR den Fall beurteilen kann. Die UNO werde mindestens fünf bis sieben Tage brauchen, um sich mit der Situation auseinanderzusetzen und den Asylstatus der Frau zu klären, hieß es. Das Hotel, in dem sich die junge Frau zunächst verbarrikadierte, soll Kunun bereits verlassen haben – ihr derzeitiger Aufenthaltsort ist nicht bekannt.

Protest von Menschenrechtlern gegen Ausweisung

Dem Einlenken der Behörden gingen Proteste von Menschenrechtlern voraus. Kunun weigere sich, in ein Flugzeug nach Kuwait zu steigen, berichtete die BBC. Ihre Familie warte dort in der saudischen Botschaft auf sie und werde sie töten, so die Frau. „Mein Leben ist in Gefahr, meine Familie will mich für triviale Dinge umbringen“, so Kunun weiter.

 Chef der thailändischen Einwanderungsbehörde, Surachate Hakparn
AP/Sakchai Lalit
Der Leiter der thailändischen Einwanderungsbehörde sagte, man werde Kunun nicht zur Ausreise zwingen

Kunun legte daraufhin Einspruch gegen die Ausweisung in ihr Heimatland ein – zunächst sagte die Menschenrechtsanwältin Nadthasiri Bergman, dass dieses Gesuch abgelehnt worden sei. Wenig später vermeldeten die Behörden in Thailand jedoch, dass Kunun nicht zur Ausreise gezwungen werde.

Vater soll noch am Montag eintreffen

Der Chef der Einwanderungsbehörde sagte am Montag unterdessen, dass sich Kununs Vater auf dem Weg nach Thailand befindet. Er soll noch am Montag ankommen. Die Behörden wollen abwarten, wie sich die Situation nach der Ankunft des Vaters entwickelt und ob die junge Frau mit ihm zurückkehren will, so Surachate.

An Weiterflug nach Australien gehindert

Die 18-Jährige wurde auf dem Flughafen von Bangkok an der Weiterreise nach Australien gehindert, wo sie nach eigenen Angaben aus Sorge um ihr persönliches Schicksal einen Asylantrag stellen wollte. Nach Angaben der thailändischen Einwanderungsbehörde sollte sie am Montag den Rückflug antreten müssen.

„Miracle Lounge“ am Flughafen in Bangkok
Reuters/Athit Perawongmetha
Die junge Frau hielt sich in einem Flughafenhotel auf

Sie bat offenbar auch die deutsche Botschaft in Bangkok um Hilfe. Der deutsche Botschafter Georg Schmidt schrieb dazu auf Twitter: „Wir teilen die große Sorge um Rahaf Mohammed.“ Man stehe auch in Verbindung mit den thailändischen Behörden. Ein Sprecher des UNHCR sagte vor der Pressekonferenz am Montag, man verfolge den Fall genau und versuche mit den thailändischen Behörden in Kontakt zu treten, um die Frau zu treffen und ihr die benötigte Hilfe zu geben.

Visum für Australien

Die 18-Jährige war nach Angaben der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch (HRW) am Samstag auf dem Flughafen der thailändischen Hauptstadt gelandet. Sie kam mit einer Maschine der Kuwait Airways aus Kuwait und wollte weiter nach Australien. Für die Einreise hatte sie ihren eigenen Angaben zufolge bereits ein Visum der australischen Behörden. Dann sei jedoch ihr Reisepass von einem Mitarbeiter der saudischen Botschaft in Bangkok beschlagnahmt worden.

Nach eigenen Angaben wurde der Frau der Pass mit einem Trick weggenommen: „Jemand sagte, er würde mir helfen, ein Visum für Thailand zu bekommen. Er kam mit vier oder fünf Personen zurück und sagte, meine Familie warte auf mich. Sie wüssten, dass ich weggelaufen bin und dass ich zurück nach Saudi-Arabien müsse.“

Der Chef der thailändischen Einwanderungsbehörde widersprach den Schilderungen der Frau, wonach sie ein australisches Visum besitze. „Fakt ist, dass sie kein Geld bei sich hatte“, so Surachate. Unabhängig von ihrer Situation wolle man ihr aber dennoch mit „Unterstützung beistehen“, so der thailändische Funktionär.

Soll geschlagen werden

Die junge Frau will nach eigenen Angaben weg aus Saudi-Arabien, weil sie von männlichen Angehörigen ihrer eigenen Familie geschlagen wird. Angeblich wurde sie ein halbes Jahr lang in ihrem Zimmer eingesperrt, weil sie sich die Haare geschnitten hatte. Zudem soll sie mit dem Tod bedroht worden sein. Während eines Aufenthalts mit der Familie in Kuwait sei ihr die Flucht gelungen. Über ihr Schicksal berichtete sie in mehreren Einträgen auf Twitter.

HRW forderte die Behörden auf, die junge Frau nach Australien weiterreisen zu lassen oder ihr in Thailand Flüchtlingsstatus zu gewähren. Ein Sprecher der Einwanderungsbehörde sagte der dpa jedoch, Kunun habe kein Rückflugticket und auch kein Geld. Deshalb solle sie nach Kuwait zurück. „Die saudische Botschaft hat uns gesagt, dass sie von zu Hause weggelaufen ist.“ Die saudische Botschaft ließ offen, ob sie den Pass eingezogen hat.