Portugiesische Galeere
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Portugiesische Galeere

Blaue Qualle quält Australien

An der australischen Ostküste beobachten Menschen seit dem Wochenende eine Qualleninvasion. Unzählige Portugiesische Galeeren nahmen die Küsten der Gold Coast und Sunshine Coast ein, bisher haben sich laut Angaben des Rettungsdienstes Surf Life Saving fast 3.600 Personen verbrannt. Die Behörden mussten mehrere Badestrände sperren, etwa den beliebten Coolangatta-Strand.

Die Anzahl der Verletzungen durch die Portugiesischen Galeeren seien „rekordverdächtig“, schreibt die australische Zeitung „Sydney Morning Herald“. Auch Jeremy Sturges von Surf Life Saving Queensland bezeichnete die Zustände gar als „epidemisch“.

Lisa-Ann Gershwin, Expertin für Quallen bei der australischen Organisation Marine Stinger Advisory Services, bestätigte gegenüber der BBC, dass eine derartig große Ansammlung an Portugiesischen Galeeren selbst für die australische Ostküste, wo immer wieder Exemplare gesichtet werden, unüblich sei.

Verbrennung in der Regel nicht lebensgefährlich

„So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte Sturges zum „Herald“. Wenn auch die meisten der Badegäste nur leicht verletzt worden seien, habe es auch schwerere Verletzungen und anaphylaktische Schocks gegeben. „Nicht jeder reagiert auf dieselbe Art, aber wir hatten auch schwerwiegende Verletzungen.“

Rettungskräfte hätten zum Teil alle Hände voll zu tun gehabt, um sich um die Badegäste zu kümmern. Bei den Betroffenen verursacht die Nesselung starke Schmerzen, lebensgefährlich ist eine Verbrennung in der Regel für den Menschen aber nicht. Kleinere Fische und andere Beutetiere kann das Gift aber töten.

„Hebt sie nicht auf, steigt nicht auf sie drauf“

Sturges warnte im „Herald“ nicht nur davor, ins Wasser zu gehen, sondern auch, überhaupt die betroffenen Strände zu betreten, da die Portugiesischen Galeeren einfach angespült würden. „Menschen wurden verletzt, während sie nur am Strand spazieren gegangen sind. Hebt sie nicht auf, steigt nicht auf sie drauf, oder ihr werdet gestochen“, wies Sturges auf die Gefahr hin.

Auch abgerissene Tentakel enthalten noch Nesselzellen. Diese bleiben mehrere Tage lang aktiv und gefährlich, wenn Quallen am Strand angespült wurden. Surf Life Saving Queensland riet den Verletzten, die Tentakel nach Kontakt mit einer Portugiesischen Galeere sofort von der Haut zu entfernen, die betroffenen Stellen heiß abzuduschen und anschließend Eis darauf zu legen.

Starker Wellengang treibt Quallen an Strände

Unüblich hohe Wellen und starker Wind aus dem Nordosten trieben die Portugiesischen Galeeren, die auch „Floating Terror“ („Schwimmender Terror“) genannt werden, an die Küstengebiete, wo sie nun in unterschiedlichen Größen und zu Tausenden an der Wasseroberfläche umhertreiben. Wann für den Osten Australiens Entwarnung gegeben werden kann, ist derzeit noch unklar. Der erst geschlossene Tugun-Strand in Queensland konnte allerdings am Sonntag schon wieder geöffnet werden.

Coolangatta
Getty Images/Airphoto Australia
Der Coolangatta-Strand im Osten des Landes wurde am Sonntag von den Behörden gesperrt

Tentakel bis zu 50 Meter lang

Portugiesische Galeeren kommen vorwiegend im Pazifik vor, allerdings gibt es immer wieder auch Sichtungen im Atlantik – etwa vor den Kanarischen Inseln und in der Karibik – sowie im Mittelmeer. Die Portugiesische Galeere ist eine Art aus der Gattung der Seeblasen und zählt zu den Staatsquallen.

Ihre äußere Erscheinungsform ähnelt zwar stark einer Qualle, tatsächlich besteht sie jedoch aus einer ganzen Kolonie voneinander abhängiger Polypen. Sie übernehmen separate Aufgaben wie Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung, Abwehr und die Ausbildung von Fangfäden.

Der blasenartige Körper der Portugiesischen Galeere schimmert bläulich und kann einen Durchmesser von bis zu 30 Zentimetern haben. Die zahlreichen blauen, weißen oder rotvioletten Tentakel können sogar bis zu 50 Meter lang werden. An ihnen finden sich bis zu 1.000 Nesselzellen pro Zentimeter, die Gifte aus verschiedenen Proteinen enthalten.