Deutscher Grünen-Chef will Social-Media-Accounts löschen

Der deutsche Grünen-Chef Robert Habeck will sich unter dem Eindruck des Hackerangriffs in Deutschland von Twitter und Facebook verabschieden. Twitter sei ein „sehr hartes Medium, wo spaltend und polarisierend geredet wird“. Das färbe auch auf ihn ab.

Zudem seien private Infos über Twitter verbreitet worden. Da auch Facebook-Daten ausgelesen worden seien, werde er auch dort seine Aktivitäten einstellen. Habeck war einer der Hauptbetroffenen des Datendiebstahls.

Zudem hatte er sich zuletzt mit Wahlwerbung für die Wahl in Thüringen Spott und Kritik zugezogen. In einem von den Thüringer Grünen veröffentlichten Video sagte er: „Wir versuchen, alles zu machen, damit Thüringen ein offenes, freies, liberales, demokratisches Land wird, ein ökologisches Land.“ Das sorgte für Irritationen, weil das Wort „wird“ so klingt, als ob Thüringen diese Eigenschaften bisher nicht erfüllte. Die Grünen sitzen in Thüringen seit 2014 in der Regierung.

Hausdurchsuchung bei 19-Jährigem

Unterdessen wurden in der Causa nach ARD-Informationen die Wohnung eines Mannes in Heilbronn durchsucht. Der 19-Jährige arbeite im IT-Bereich und werde derzeit als Zeuge in den Verfahren geführt, meldeten das ARD-Politikmagazin „Kontraste“ und das rbb-Inforadio heute. Der junge Mann bestätigte die Razzia laut „Kontraste“. Er sei „über mehrere Stunden befragt worden“, sagte er.

Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte dem Bericht zufolge gestern Früh die Wohnräume und den Hausmüll des Mannes durchsucht und technische Geräte beschlagnahmt Der 19-Jährige stand nach eigener Aussage in Kontakt mit dem Hacker, der für den Datendiebstahl verantwortlich sein soll.

Amt hatte Kenntnis von einigen Fällen

Bekannt wurde nun auch, dass das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) schon im vergangenen Jahr Kenntnis von fünf Fällen in Zusammenhang mit dem Angriff hatte. Zunächst habe sich das BSI um einen Einzelfall „intensiv gekümmert“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Berlin. „In vier weiteren Fällen gab es Strafanzeigen von Betroffenen.“ Darüber sei das BSI informiert worden. „Im Nachhinein ist jetzt klar geworden, dass diese fünf Fälle insgesamt einen Bezug zu diesem Komplex haben.“

Der Diebstahl persönlicher Daten Hunderter deutscher Politiker und Prominenter, darunter zahlreiche Handynummern, und deren Veröffentlichung im Internet war am Freitag öffentlich bekanntgeworden. Links zu den Datensätzen wurden über einen mittlerweile gesperrten Account auf Twitter verbreitet.

Innenminister Horst Seehofer (CSU) wollte mit den Chefs der beteiligten Behörden über den Ermittlungsstand beraten. Öffentlich äußern wolle sich Seehofer aber erst in den kommenden Tagen.