Bürgeralm
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Steiermark

Lehrer starb bei Skikurs in tiefem Schnee

Die enormen Schneemassen haben am Dienstag ein weiteres Menschenleben gefordert. Ein 62-jähriger Lehrer, Begleiter eines Schulskikurses, kam in meterhohem Schnee auf der Mariazeller Bürgeralpe in der Steiermark ums Leben. Er war kopfüber im Schnee stecken geblieben.

Der Mann war mit einer Schülergruppe aus Niederösterreich auf der Familienabfahrt unterwegs. Im Flachstück vor dem letzten Steilhang verlor er aus bisher ungeklärter Ursache plötzlich einen Ski und stürzte über den Pistenrand in einen steil abfallenden Waldbereich.

In dem Unfallbereich war die Schneedecke etwa fünf Meter dick. Die Schüler und Schülerinnen konnten den Lehrer aufgrund einer Schneewechte, die abzubrechen drohte, nicht sofort retten. Die später eintreffende Bergrettung konnte den Mann nicht mehr lebend bergen – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

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Abgesperrte Straße
APA/Helmut Fohringer
Luftaufnahme einer gesperrten Straße im Raum Schladming
Auto im Schnee
APA/Helmut Fohringer
Vor oder zurück? Ein Autofahrer versucht auf einer völlig eingeschneiten Straße in Untertauern weiterzukommen
Sperre der Mariazeller Bahn
ORF
Die Mariazellerbahn in Niederösterreich ist teilweise gesperrt
Menschen spazieren im Schnee
APA/Barbara Gindl
In der derzeitigen Situation sind in vielen Regionen Österreichs spontane Lawinen jederzeit möglich
Schnee auf einem Häuserdach
APA/Barbara Gindl
Die schwere Schneelast kann für Dächer, insbesondere für flache, gefährlich werden
Bayrische Feuerwehrmänner schaufeln Schnee vom Dach eines Hauses
APA/dpa-Zentralbild/Bernd März
Bayrische Feuerwehrmänner schaufeln Schnee vom Dach eines Hauses
Das Bundesheer im Einsatz gegen die Schneemassen
APA/LMZ/Franz Neumayr/leo
Experten raten, professionelle Hilfe für das Abtragen der Schneedecke auf den Häusern zu holen
 Ein Bagger befreit eine Straße in Niedertauern (Salzburg) von den Schneemassen
APA/Harald Schneider
Ein Bagger befreit eine Straße in Niedertauern in Salzburg
Ein Mann befreit ein Dach von der Schneelast
APA/Helmut Fohringer
In Untertauern in Salzburg befreit ein Mann ein Dach vom Schnee
Männer beim Anlegen von Schneeketten  auf der  B 99 nach Obertauern
APA/Harald Schneider
Sieben Menschen versuchen, einem Pkw in Obertauern Schneeketten anzulegen
Autos im Schnee
APA/Barbara Gindl
Schneefall, Lawinen und herabfallende Äste blockieren weiterhin zahlreiche Straßen und Bahngleise
Lackenhof am Ötscher
Feratel
Das Skigebiet Lackenhof am Ötscher schließt am Mittwoch aufgrund der Lawinengefahr
Die wegen Lawinengefahr gesperrte B 99 nach Obertauern
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Auch die B 99 in den beliebten Skiort Obertauern wurde gesperrt. Vor lauter Schnee ist die Straße kaum noch zu sehen.
Fahrrad im Schnee
APA/Barbara Gindl
Auch in den kommenden Tagen werden weiter enorme Neuschneemengen erwartet

Viele Skikurse abgesagt

Angesichts der gefährlichen Schneemengen sagten einige Schulen ihre geplanten Skikurse bereits ab. Bei Schulskikursen beliebte Skigebiete wie das Hochkar in Niederösterreich sind ganz geschlossen – mehr dazu in noe.ORF.at. Nach Entspannung sieht es derzeit nicht aus. In großen Teilen Österreichs wird es weiter schneien, in den Nordalpen sogar unaufhörlich.

Vom Bregenzerwald in Vorarlberg bis zum Bezirk Liezen in der Steiermark sei am Mittwoch mit einem halben Meter Neuschnee oder mehr zu rechnen, hieß es aus der ORF-Wetterredaktion. Am Donnerstag sei noch einmal mit einem halben Meter mehr zu rechnen. Hinzu kämen Schneeverwehungen. Weitgehend trocken bleibt es nur im Süden Österreichs – mehr dazu in wetter.ORF.at.

Höchste Lawinenwarnstufe in manchen Regionen

Die Lawinengefahr bleibt in den meisten Gegenden also aufrecht, die Warnstufe wurde in manchen Teilen des Landes noch erhöht, und zwar auf die höchste Warnstufe der fünfteiligen Skala, so etwa in der nördlichen Obersteiermark. Hier gilt Lawinenwarnstufe fünf seit Dienstagabend. Dabei können sich Lawinen jederzeit von selbst lösen.

Grafik zeigt eine Österreichkarte mit Lawinengefahr
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/lawine.at

Im Einzelfall soll außerdem abgewogen werden, ob Gebäude evakuiert werden. Großflächige Evakuierungen seien derzeit nicht geplant, hieß es nach einer Krisensitzung zwischen Einsatzkräften und Politikern in der Steiermark – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Seit Mittwoch gilt auch in den niederösterreichischen Ybbstaler Alpen die höchste Lawinenwarnstufe. In der Rax-Schneeberg-Gruppe herrsche weiterhin große Lawinengefahr (Stufe vier), ansonsten wird sie mit erheblich (3) bewertet, so der Lawinenwarndienst Niederösterreich. Auch Salzburg wird Mittwochnachmittag die höchste Warnstufe ausrufen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Orte am Arlberg abgeschnitten

Aufgrund der Gefahr von Lawinen und umfallenden Bäumen sind zahlreiche Straßen gesperrt. Auf der Tiroler Inntalautobahn stürzte Mittwochfrüh ein Baum auf einen Lkw – mehr dazu in tirol.ORF.at. In Oberösterreich sei es teilweise schon schwierig, Ausweichrouten zu finden, da zahlreiche Landstraßen durch den Wald führen, berichtete das Ö1-Morgenjournal – Audio dazu in oe1.ORF.at.

In Vorarlberg sind aufgrund zahlreicher Straßensperren Schröcken, Warth, Lech und Zürs am Arlberg sowie Gargellen im Montafon nicht erreichbar – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at. Vom Bundesheer wurde ein Hubschrauber angefordert. Ein erster Flugversuch musste wetterbedingt abgebrochen werden.

Der Autofahrerclub ÖAMTC rief unterdessen dazu auf, Straßensperren einzuhalten. Es sei bereits vorgekommen, dass Autofahrer diese Sperren eigenmächtig umfahren oder sogar entfernt haben. „Das ist nicht nur unvernünftig und gefährlich, sondern auch strafbar. Diese Sperren müssen jedenfalls ernst genommen werden“, so ÖAMTC-Juristin Tanja Tretzmüller.

Spontane Entladungen jederzeit möglich

„Mit den enormen Schneemengen sind spontane Entladungen in Form von trockenen Schneebrett- und Lockerschneelawinen aus den Hochlagen zu erwarten, die in tiefere Schichten durchreißen und somit große bzw. sehr große Ausmaße annehmen können“, wurde im aktuellen Lagebericht aus Niederösterreich betont. „Zudem ist auch in tieferen und mittleren Lagen mit spontanen Lawinen aus sehr steilen Hangbereichen zu rechnen.“

Im Tourenbereich gestalte sich die Situation „weiterhin überaus heikel, mit Sturm und Neuschnee finden sich in sämtlichen Expositionen frische Triebschneepakete, selbst bis in bewaldete Bereiche herab“. Eine Schneebrettauslösung sei durch die Zusatzbelastung eines einzelnen Tourengehers „möglich bis wahrscheinlich“, so der Lawinenwarndienst. Nach einer Einsatzbesprechung sollen mehrere Lawinen gesprengt werden – mehr dazu in noe.ORF.at.

Höchste Lawinenwarnstufe in Teilen Österreichs

In Teilen der Steiermark und Niederösterreichs gilt die höchste Lawinenwarnstufe. Nach wie vor sind Straßen aufgrund von Gefahren durch Lawinen und herabfallende Äste gesperrt.

Hunderte Haushalte ohne Strom

Das Bundesheer wurde zu vielen Assistenzeinsätzen gerufen, so etwa in Salzburg. Längere Erkundungsflüge seien aber wetterbedingt nicht möglich. In St. Johann im Pongau befreite ein privates Hubschrauberteam die Seilbahntrasse vom Schnee – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Durch Äste, die auf Stromleitungen fallen, kommt es in den besonders betroffenen Bundesländern zu Stromausfällen in manchen Gemeinden.

In Waidhofen an der Ybbs sowie in den Bezirken Scheibbs, Melk und Lilienfeld waren rund 270 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten. Der Sturm wehte immer wieder Bäume in die Leitungen, auch der Schneedruck ist ein Problem. In Tirol waren Mittwochvormittag rund 1.000 Haushalte ohne Strom.

Problematische Schneelast auf Dächern

Die meterhohe Schneelast auf den Dächern wird immer mehr zu einem Problem. „Besonders kritisch ist der feuchte Schnee, weil der natürlich deutlich mehr Gewicht aufweist, und nähert sich dann die Schneedecke auf dem Dach einer Höhe von in etwa einem Meter, dann kann es für die Dächer schon sehr bedrohlich werden“, so Feuerwehrsprecher Franz Resperger gegenüber noe.ORF.at – mehr dazu in noe.ORF.at. Besonders gefährdet durch die Schneelast seien Flachdächer.

Er rät aber dazu, für das gefährliche Abtragen der Schneedecke auf den Dächern professionelle Unterstützung zu holen. Erst am Montag stürzte etwa ein Obersteirer beim Schneeschaufeln von seinem Hausdach und verletzte sich schwer – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Eindringliche Warnung vor Leichtsinn

Wie riskant ein Rettungseinsatz werden kann, zeigt etwa ein Fall in Westendorf (Tirol). Dort musste am Montagabend ein 39-jähriger Snowboarder gerettet werden – trotz zweithöchster Lawinenwarnstufe. Erst nach stundenlanger Suche gelang es Bergrettern, den Dänen im ungesicherten Gelände zu finden und zu bergen – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Deshalb appellieren Expertinnen und Experten, sich an Sperren zu halten und Warnungen nicht zu ignorieren. Auf Anfrage von ORF.at bekräftigte auch die Sprecherin der Bergrettung Salzburg, Maria Riedler, die Warnung vor Leichtsinn. In der derzeitigen Lage sei es „überhaupt keine Frage“, dass man sich nicht abseits gesicherter Pisten aufhalte. Dass ein Ignorieren der Warnungen weitreichende Konsequenzen haben kann, zeigt auch ein Vorfall aus Salzburg. Dort wird gegen drei Snowboarder ermittelt, die die Rettung eines Vermissten gefährdet haben sollen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.