Reperaturarbeiten an einem Strommast
APA/Netz NÖ
Umgeknickte Bäume

Schneemassen gefährden Stromnetz

Der starke Schneefall in den Alpen wird auch für die Stromnetze zunehmend zur Herausforderung. Vor allem herabfallende Äste und umstürzende Bäume stellen eine Gefahr für die Stromversorgung dar. Am Donnerstag waren Hunderte Haushalte ohne Strom. Auch die Lawinengefahr bleibt hoch.

Alleine in Salzburg waren rund 1.200 Haushalte ohne Strom, vor allem im Flachgau sorgten unter der Schneelast geknickte Bäume für Störungen. Die Stromversorgung konnte zumindest am Donnerstagabend jedoch wieder weitgehend hergestellt werden – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Auch in der Steiermark sind 300 Haushalte ohne Strom. Durch umstürzende Bäume werden Trafostationen beschädigt und Leitungen gekappt. Im Mobilfunknetz gibt es immer wieder Ausfälle – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Gefährdet sind Freileitungen, auf die Äste oder ganze Bäume fallen können, wenn der Schneedruck zu groß wird. Freileitungen befinden sich primär im freien Gelände. Im verbauten Ortsgebiet, wo auch die Spannungsebenen niedriger sind, werden Leitungen meist in der Erde verlegt. Höchstspannungsleitungen mit 380 kV oder 220 kV, auf die nur zweieinhalb Prozent der Länge des Stromnetzes entfallen, sind durch umstürzende Bäume nicht gefährdet, da hier ohnedies sehr hohe Sicherheitsabstände auch zur Vegetation vorgeschrieben sind.

Verkabelungen oft teuer und schwierig

Bei Hoch- und Höchstspannungsleitungen sei eher das Thema, dass es bei extremer Kälte zu einem Eisbelag kommen könne, wodurch die Angriffsflächen für einen Sturm größer werden, so ein Netztechniker. Das könne dann – selten, aber doch – auch Stützen umfallen lassen. Auch dass Strommasten durch Lawinen geknickt werden, könne vorkommen.

Fotostrecke mit 8 Bildern

Umgefallener Baum auf Stromleitung
APA/Netz NÖ
Betroffen von den Schneemassen ist auch die Stromversorgung, Bäume knicken häufig um und treffen dabei Stromleitungen
Schneemassen und Bagger vor einem Haus in Radmer
APA/Gemeinde Radmer/Bgm. Ludwig Gottsbacher
Die Lawinengefahr bleibt hoch, manche Orte, etwa Radmer in der Steiermark, sind von der Außenwelt abgeschnitten
Schneeräumung am Friedhof in Vordernberg
APA/Erwin Scheriau
In weiten Teilen Österreichs sind in den letzten Tagen erhebliche Mengen Schnee gefallen, vielerorts dauern die Aufräumarbeiten an
Feuerwehreinsatz im Bezirk Liezen
APA/BFV Liezen/KHD52 S5
Die Einsatzkräfte, hier in Liezen (Steiermark), befinden sich im Dauereinsatz
Spaziergänger in Salzburg
APA/Barbara Gindl
Auch in den kommenden Tagen ist mit starkem Schneefall zu rechnen
Anzeige von Lawinengefahr auf einer Skifahrerinformation in Flachau
APA/Barbara Gindl
In manchen Teilen des Landes bleibt die Lawinengefahr auf der höchsten Warnstufe
Ein Mann schaufelt sich den Weg frei
APA/Barbara Gindl
Im Straßenverkehr sorgt der Schnee ebenfalls für Behinderungen, etliche Orte sind gar nicht erreichbar
Ein beschädigter Pkw in Schladming
APA/BFV Liezen/KHD52 S5
Umgeknickte Bäume sorgen auch abseits der Stromversorgung für zahlreiche Schäden, etwa bei diesem Kleintransporter in Schladming

Freileitungen machen knapp 29 Prozent des heimischen Stromnetzes aus (Stand 2017). Die Netzbetreiber stehen bei der Entscheidung pro oder kontra Freileitung oder Verkabelung durchaus vor einem Dilemma. Einerseits wollen sie die Ausfallsicherheit möglichst hoch halten – das spricht für Kabel, weil bei Freileitungen fallende Bäume das Hauptproblem sind. Andererseits sind Verkabelungen ungleich teurer und oft auch schwierig, etwa wegen Grundeigentümerfragen.

Lage bleibt angespannt

Die Lage in den Alpen bleibt angespannt. Zahlreiche Orte sind von der Außenwelt abgeschnitten. In Tirol waren Orte wie Kühtai, Ginzling und Hochfügen auch am Donnerstag nicht erreichbar – die Straßensperren wurden am Abend jedoch aufgehoben. Galtür ist seit dem Vormittag wieder erreichbar – mehr dazu in tirol.ORF.at. Neu hinzu kamen nach Angaben des Landes einzelne Weiler in den Gemeinden Alpbach, Söll und Ellmau. In Oberösterreich ist Gosau zwar nicht mehr abgeschnitten, Hallstatt und Obertraun bleiben momentan jedoch nur mit dem Zug erreichbar.

Auch in anderen Bundesländern bleibt die Situation angespannt: So mussten etwa in der Steiermark im Bezirk Liezen zig Bewohner in Sicherheit gebracht werden. In Vorarlberg sind die Gemeinden Stuben, Lech, Zürs, Warth und Schröcken und Gargellen vorübergehend wieder zugänglich – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Teile der Weststrecke unterbrochen

Am Donnerstagvormittag musste auch der Verkehr auf einem Stück der Bahnverbindung in den Westen unterbrochen werden. Wegen eines Lawinenabgangs zwischen den Bahnhöfen Golling-Abtenau und Werfen in Salzburg sind bis Freitagnachmittag keine Fahrten möglich, wie es von den ÖBB hieß – mehr dazu in salzburg.ORF.at

Die ÖBB richteten für die Salzburg-Tiroler-Bahn einen Schienenersatzverkehr ein. Weil die parallel zu den Gleisen verlaufende Salzachtalstraße (B159) ebenfalls schon seit Tagen wegen Lawinengefahr gesperrt ist, müssen die Ersatzbusse über die Tauernautobahn (A10) geführt werden. Wegen der angespannten Verkehrslage und der winterlichen Fahrbahnverhältnisse – und weil auch Bahnverbindungen im Ennstal und Richtung Tirol gesperrt sind – ist laut Bundesbahnen mit teils erheblichen Reisezeitverlängerungen zu rechnen.

„Wir empfehlen darum, nicht unbedingt notwendige Reisen in den betroffenen Gebieten nach Möglichkeit zu verschieben“, sagte ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair.

Ermittlungen nach Lawine auf Skipiste

Die Lawinengefahr bleibt enorm: Für die nördliche Obersteiermark – vom Dachstein bis zum Hochschwab – gab der Lawinenwarndienst Donnerstagfrüh weiterhin mit Warnstufe fünf die höchste Stufe an. In Salzburg gab es für einen schmalen Streifen im Bereich der Nordalpen vom nördlichen Pinzgau über das Hagen- und Tennengebirge bis zum Gosaukamm erneut die höchste Warnstufe.

Grafik zur Lawinengefahr
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/lawinen.at

Wegen des Lawinenabgangs am Mittwoch auf einer gesicherten Skipiste in der Salzburger Wildkogel-Arena gibt es unterdessen Ermittlungen der Polizei. Diese prüft, ob im Vorfeld eine zusätzliche Lawinensprengung notwendig gewesen wäre. Ermittelt wird wegen fahrlässiger Körperverletzung – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Neun Urlauber aus freiem Gelände geborgen

Für die Einsatzkräfte gestalten sich viele Rettungseinsätze aufgrund der Bedingungen besonders schwierig. Am Mittwoch musste die Bergrettung in Salzburg ausrücken, um neun Urlauber zu bergen: Sie fuhren ins Gelände abseits gesicherter Skipisten und blieben schließlich in einem Graben stecken – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Die Einsatzkräfte warnten eindringlich, dass die schweren Bedingungen auch die Rettungsarbeiten erschweren. „Die hohen Lawinenwarnstufen stellen uns vor Herausforderungen – insbesondere in Gebieten, wo die Gefährlichkeit auch uns nicht erlaubt, dorthin vorzudringen“, sagte Martin Gurdet, Bundesverbandsgeschäftsführer der Bergrettung.

Für die Einsatzleitungen seien schwierige Entscheidungen zu treffen, wie zu sagen: „Wir müssen hier unterbrechen und das Leben und Wohl der Bergretter beachten“, so Gurdet. „Wenn die Straße gesperrt ist, dann ist sie eben gesperrt. Das gilt für alle.“ Insofern riet er Personen in den betroffenen Gebieten zu „Defensivität, um weder sich selbst noch Einsatzkräfte zu gefährden“.

Nur kurze Verschnaufpause am Freitag

In Kärnten herrschte am Mittwoch nur im Norden, an der Landesgrenze zu Salzburg, teils große Lawinengefahr. Laut Informationen des Lawinenwarndienstes sorgte stürmischer Wind für frische Triebschneeablagerungen, es sei „vermehrt mit spontanen mittleren und großen Lawinen“ zu rechnen.

Die Situation wird sich voraussichtlich bis Dienstag nicht entspannen. Bis dahin werden erhebliche Schneemengen erwartet, so die ORF-Wetterredaktion. Bis Freitagfrüh schneit es in Vorarlberg, Nordtirol, Salzburg, der Obersteiermark und in den Alpen Ober- und Niederösterreichs weiter. Der Freitag verspricht nur eine kurze Verschnaufpause, spätestens am Sonntag ist erneut mit kräftigem Schneefall zu rechnen – mehr dazu in wetter.ORF.at.

„Flugfenster“ in der Steiermark

Nach dem Wetter der letzten Tage könnte sich in der Obersteiermark damit am Freitag nach längerer Pause wieder eine Gelegenheit für Erkundungs- und Versorgungsflüge bieten. Ab Vormittag sollte mit bis zu sieben Hubschraubern geflogen werden. Laut Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer (SPÖ) müssen 35 Erkundungs- und Versorgungsflüge abgearbeitet werden. Nach wie vor seien mehr als 2.200 Menschen entweder in ihren Ortschaften eingeschlossen oder zumindest schwer erreichbar – mehr dazu in steiermark.ORF.at.