Venezuela: Geheimdienst nahm Parlamentschef fest

Die venezolanische Regierung hat die Verantwortung für die kurzzeitige Festnahme von Parlamentspräsident Juan Guaido von sich gewiesen. Kommunikationsminister Jorge Rodriguez sagte gestern, Mitarbeiter des Geheimdienstes SEBIN hätten eigenmächtig und unrechtmäßig gehandelt. Der Regierung zufolge wurden vier SEBIN-Agenten ihrer Posten enthoben.

Gegen sie wurden Disziplinarverfahren eingeleitet. Guaido sagte daraufhin, sollten die Aussagen des Kommunikationsministers stimmen, dann zeige das, dass Präsident Nicolas Maduro keine Kontrolle mehr über die Sicherheitskräfte des Landes habe. Das sei ein „sehr schwerwiegendes Problem“.

Der Präsident des von der Opposition dominierten Parlaments war zuvor auf dem Weg zu einer Veranstaltung auf einer Autobahn von bewaffneten und vermummten Geheimdienstagenten gestoppt worden. Er kam rund eine Stunde später frei. Guaido hatte am Freitag zu Massenprotesten gegen die zweite Amtszeit des Linksnationalisten Maduro aufgerufen.

Opposition erkennt Maduros Wiederwahl nicht an

Maduro hatte am Donnerstag offiziell seine zweite Amtszeit angetreten. Amtlichen Ergebnissen zufolge war er im vergangenen Mai mit 68 Prozent der Stimmen bis 2025 wiedergewählt worden. Der größte Teil der Opposition hatte die Wahl allerdings boykottiert und erkennt das Ergebnis ebenso wenig an wie die EU, die USA und zahlreiche lateinamerikanische Länder.

Dem 56-jährigen Nachfolger des 2013 verstorbenen Hugo Chavez wird vorgeworfen, seit Jahren die Demokratie in Venezuela auszuhebeln. Maduro hat durch eine verfassungsgebende Versammlung das Parlament de facto entmachtet. Vorangegangen waren 2017 monatelange Proteste der Opposition, in deren Verlauf 125 Menschen getötet wurden.