Flüchtlingstragödie: Salvini will Häfen nicht öffnen

Nach den jüngsten Schiffsunglücken mit Dutzenden toten Flüchtlingen im Mittelmeer bleibt der italienische Innenminister Matteo Salvini hart. Italien werde Rettungsschiffen mit Menschen an Bord nicht seine Tore öffnen.

„Die NGO-Schiffe sind wieder im Mittelmeer unterwegs, die Schlepper beginnen wieder mit ihren schmutzigen Geschäften, und die Menschen sterben wieder“, schrieb Salvini auf Facebook. Er betonte, dass die 47 Menschen, die von der deutschen NGO Sea Watch gerettet wurden, nicht in Italien landen werden. „Die NGOs können es vergessen, in Italien zu landen. Das Schiff kann eine lange Runde machen und die Migranten nach Hamburg bringen“, so Salvini.

Der Innenminister erntete dabei viel Kritik. Der Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, der auf eine offene Einwanderungspolitik drängt, sagte, die Regierung in Italien habe Hunderte Migranten auf dem Gewissen. „Dieses Blutbad im Mittelmeer hält an. Salvini sage ich: Wird es zu einem zweiten Nürnberg-Prozess wegen den Toten im Mittelmeer kommen, wird er nicht sagen können, dass er nicht wusste, was sich dort abspielte“, so Orlando.

Dutzende Tote bei Bootsunglücken

Bei zwei Bootsunglücken im Mittelmeer kamen mindestens 56 Menschen ums Leben, 117 Menschen wurden vermisst. Auf einem vor Libyen in Seenot geratenen Schlauchboot seien nach Angaben von drei Überlebenden ursprünglich 120 Menschen gewesen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) gestern im Kurzbotschaftendienst Twitter mit.

Die italienische Marine hatte die drei Überlebenden sowie drei Leichen geborgen. Bei einem anderen Bootsunglück zwischen Marokko und Spanien starben laut UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) weitere 53 Menschen.

Die vor der libyschen Küste Geretteten wurden mit Unterkühlung in ein Krankenhaus auf der italienischen Mittelmeer-Insel Lampedusa gebracht. Sie seien traumatisiert und stünden unter Schock, erklärte die IOM. Sie hätten angegeben, etwa drei Stunden im Meer getrieben zu sein, bevor sie gerettet wurden.

NGO Open Arms beklagt acht Tote pro Tag im Mittelmeer

Ihren Schilderungen zufolge saßen an Bord des Schlauchboots 120 Menschen aus Nigeria, Kamerun, Gambia, der Elfenbeinküste und dem Sudan, wie die IOM weiter mitteilte. 117 Menschen, darunter zehn Frauen und ein zehn Monate altes Baby, würden deshalb noch vermisst.

Die spanische NGO Open Arms zieht unterdessen die traurige Bilanz, dass täglich acht Menschen bei Seefahrten über das Mittelmeer ums Leben kommen. „Zeit verlieren bedeutet sterben“, so die Hilfsorganisation auf Twitter. Die NGO berichtete, dass ihr Flüchtlingsrettungsschiff „Open Arms“ den Hafen Barcelona nicht verlassen dürfe. „Während unser Schiff in Barcelona blockiert ist, sterben Menschen im Mittelmeer“, so die Hilfsorganisation.

Der Papst betete beim Angelus-Gebet für die bei den jüngsten Schiffsunglücken im Mittelmeer ums Leben Gekommenen. „Sie suchten eine Zukunft für ihr Leben und wurden wahrscheinlich Opfer von Menschenhändlern. Wir beten für sie und für diejenigen, die die Verantwortung für das Geschehene tragen“, so der Papst.