Chinas Wachstum auf niedrigstem Stand seit Jahrzehnten

Die chinesische Wirtschaft wächst so langsam wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. Vor dem Hintergrund des Handelskrieges mit den USA und hausgemachter Probleme erreichte die zweitgrößte Volkswirtschaft im vergangenen Jahr nur noch ein Wachstum von 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistikamt heute in Peking mitteilte.

Das Quartalswachstum fiel Ende 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar auf nur noch 6,4 Prozent – ähnlich langsam wie zuletzt 2009 nach Ausbruch der globalen Finanzkrise. Die Aussichten für das begonnene Jahr sind damit ungünstig. Die Weltbank und Fachleute rechnen damit, dass das Wachstum unter 6,5 Prozent fallen wird. Wie stark die Marke unterschritten wird, hängt davon ab, ob der Handelskrieg mit den USA noch weiter eskaliert oder eine Einigung gefunden werden kann.

Regierung in Peking „besorgt“

Die USA haben China eine Frist bis 1. März gesetzt und drohen bei mangelndem Entgegenkommen mit einer weiteren Eskalation. US-Präsident Donald Trump fordert eine stärkere Marktöffnung und einen wirksamen Kampf gegen den Diebstahl geistigen Eigentums und erzwungenen Technologietransfer.

Chinas Wachstum ist den neuen Zahlen zufolge so langsam wie seit 1990 nicht mehr – lag 2018 aber noch knapp über der amtlichen Zielvorgabe von 6,5 Prozent für das Gesamtjahr. Trotzdem ist die Regierung in Peking „besorgt“, wie informierte Kreise berichteten, die von höchster Stelle über die Lage unterrichtet wurden. „Es sind Stimulusmaßnahmen geplant.“ Im neuen Jahr sollen möglicherweise nur noch 6,0 bis 6,5 Prozent als Wachstumsziel vorgegeben werden.

Zurückhaltung bei Investitionen

Nicht nur der Handelskrieg bremst die Wirtschaft. Fachleute verweisen auch auf den Kampf gegen das ausufernde Kreditwachstum und andere Faktoren. „Die Stimmungslage im Land hat sich grundsätzlich verändert“, sagte Max Zenglein, Leiter des Programms Wirtschaft beim China-Institut Merics. Das mache sich sowohl in einer größeren Zurückhaltung aufseiten der Konsumenten als auch aufseiten privater Unternehmen bemerkbar, die weniger investierten.

Erst vergangene Woche hatte Chinas Statistikamt die Wachstumszahl für 2017 nach neuen Berechnungen nachträglich von 6,9 auf 6,8 Prozent korrigiert. Um die Konjunkturschwäche aufzufangen, greift China eher zu alten Methoden. Angekündigt wurden schon massive Neuinvestitionen im Infrastrukturbereich, etwa beim Ausbau der Eisenbahn, sowie Steuererleichterungen für Haushalte und Unternehmen.