Nun wollen Experten per Hand einen vier Meter langen horizontalen Tunnel graben, um zu dem Ort zu gelangen, an dem der zweijährige Julen vermutet wird. Das bedeutet Berechnungen zufolge, dass der Bub voraussichtlich nicht vor der Nacht auf Mittwoch geborgen werden kann.
Einen genauen Zeitpunkt konnten die Experten nicht nennen, jedoch sprachen Helfer am Abend von mindestens 32 weiteren Stunden. Die Zeitung „La Vanguardia“ zitierte einen Experten mit den Worten, der kritischste Moment stehe den Rettern noch bevor, „wenn sie nur noch wenige Meter von Julen entfernt sein werden“.
Experten: Kind könnte noch leben
Das Kleinkind war bereits am 13. Jänner in den Schacht gestürzt. Von ihm gibt es seit dem Sturz in den Schacht kein Lebenszeichen. Mit jeder Minute werden deshalb die Hoffnungen auf einen glücklichen Ausgang geringer. Experten hielten es trotzdem nicht für ausgeschlossen, dass der Bub auch mehr als eine Woche nach dem Sturz lebend gerettet werden könnte.
Der Rettungsversuch gestaltet sich extrem schwierig: Das Loch hat einen Durchmesser von nur 25 bis 30 Zentimetern und soll 107 Meter tief sein. Julen wird in 70 bis 80 Meter Tiefe vermutet. Die Bohrung des Zugangs durch teils felsigen Boden dauerte viel länger als zunächst angenommen.
„Titanischer Kampf“
So stießen sie bei der Bohrung des Bergungstunnels erneut auf zum Teil „extrem harte Felsbrocken“, zitierten spanische Medien am Montag den Sprecher der Helfer, Angel Garcia Vidal. Hunderte Retter führten einen „titanischen Kampf“, der von Rückschlägen geprägt sei, schrieb die Zeitung „Diario Sur“.
Der Kleine soll bei einem Ausflug seiner Familie in das Loch gefallen sein. Bei Kameraaufnahmen wurde im Schacht in einer Tiefe von gut 70 Metern ein Sackerl mit Süßigkeiten entdeckt, die Julen bei sich hatte. Lose Erde verhinderte ein tieferes Vordringen mit der Kamera. Experten erklärten, ein vergleichbarer Notfall in einer solchen Tiefe sei weltweit noch nie da gewesen.
Bewohner von Totalan zeigen seit einer Woche unermüdlich ihre Solidarität mit dem Kind und seinen verzweifelten Eltern. Mit Plakaten und Schildern versuchten sie, der Familie Mut zu machen. „Ganz Spanien steht Euch bei“, war da zu lesen, „Hoffnung“ und – auf einem herzförmigen Transparent – schlicht „Julen“.