Bagger in der Nähe von Totalan
AP/Gregorio Marrero
Spanischer Bub

Retter stellten Paralleltunnel fertig

Bei der Suche nach dem in einen Brunnenschacht gestürzten zweijährigen Julen in Spanien ist die Bohrung eines senkrechten Paralleltunnels abgeschlossen. Wie die Zeitung „El Pais“ und andere spanische Medien unter Berufung auf die Einsatzkräfte im Ort Totalan berichteten, wurde der vertikale Tunnel von 60 Meter Tiefe am späten Montagabend fertiggestellt.

Nun wollen Experten per Hand einen vier Meter langen horizontalen Tunnel graben, um zu dem Ort zu gelangen, an dem der zweijährige Julen vermutet wird. Das bedeutet Berechnungen zufolge, dass der Bub voraussichtlich nicht vor der Nacht auf Mittwoch geborgen werden kann.

Einen genauen Zeitpunkt konnten die Experten nicht nennen, jedoch sprachen Helfer am Abend von mindestens 32 weiteren Stunden. Die Zeitung „La Vanguardia“ zitierte einen Experten mit den Worten, der kritischste Moment stehe den Rettern noch bevor, „wenn sie nur noch wenige Meter von Julen entfernt sein werden“.

Bagger in der Nähe von Totalan
Reuters/Jon Nazca
Die Bohrmaschine für den Tunnelbau ist von der Weite aus gut zu erkennen

Experten: Kind könnte noch leben

Das Kleinkind war bereits am 13. Jänner in den Schacht gestürzt. Von ihm gibt es seit dem Sturz in den Schacht kein Lebenszeichen. Mit jeder Minute werden deshalb die Hoffnungen auf einen glücklichen Ausgang geringer. Experten hielten es trotzdem nicht für ausgeschlossen, dass der Bub auch mehr als eine Woche nach dem Sturz lebend gerettet werden könnte.

Der Rettungsversuch gestaltet sich extrem schwierig: Das Loch hat einen Durchmesser von nur 25 bis 30 Zentimetern und soll 107 Meter tief sein. Julen wird in 70 bis 80 Meter Tiefe vermutet. Die Bohrung des Zugangs durch teils felsigen Boden dauerte viel länger als zunächst angenommen.

Bohrung in Spanien
Reuters/Jon Nazca
Rund 100 Helfer sind im Dauereinsatz

„Titanischer Kampf“

So stießen sie bei der Bohrung des Bergungstunnels erneut auf zum Teil „extrem harte Felsbrocken“, zitierten spanische Medien am Montag den Sprecher der Helfer, Angel Garcia Vidal. Hunderte Retter führten einen „titanischen Kampf“, der von Rückschlägen geprägt sei, schrieb die Zeitung „Diario Sur“.

Mit Rohren beladender Lkw
APA/AFP/Jorge Guerrero
Material für den Paralleltunnel wurde herbeigeschafft

Der Kleine soll bei einem Ausflug seiner Familie in das Loch gefallen sein. Bei Kameraaufnahmen wurde im Schacht in einer Tiefe von gut 70 Metern ein Sackerl mit Süßigkeiten entdeckt, die Julen bei sich hatte. Lose Erde verhinderte ein tieferes Vordringen mit der Kamera. Experten erklärten, ein vergleichbarer Notfall in einer solchen Tiefe sei weltweit noch nie da gewesen.

Bewohner von Totalan zeigen seit einer Woche unermüdlich ihre Solidarität mit dem Kind und seinen verzweifelten Eltern. Mit Plakaten und Schildern versuchten sie, der Familie Mut zu machen. „Ganz Spanien steht Euch bei“, war da zu lesen, „Hoffnung“ und – auf einem herzförmigen Transparent – schlicht „Julen“.