Ghosn-Rücktritt: Renault stellt Weichen neu

Nach dem Rücktritt des inhaftierten Automanagers Carlos Ghosn als Renault-Chef stellt der französische Autohersteller heute die Weichen neu. Als künftiges Führungsteam würden dem Verwaltungsrat der bisherige Michelin-Chef Jean-Dominique Senard und Interimschef Thierry Bollore vorgeschlagen, sagte ein Regierungssprecher vor Beginn der Sitzung im Radiosender Classique.

Von Insidern hatte Reuters zuvor erfahren, dass Senard Verwaltungsratsvorsitzender und Bollore Vorstandschef werden soll. Ghosn war gestern Abend als Renault-Chef zurückgetreten, wie Wirtschaftsminister Bruno Le Maire heute Früh gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte. Der französische Staat ist mit 15 Prozent größter Anteilseigner von Renault.

Seit November in U-Haft

Ghosn sitzt seit Mitte November in Tokio in Untersuchungshaft. Ihm werden finanzielles Fehlverhalten und Untreue beim japanischen Renault-Partner Nissan vorgeworfen, an dessen Spitze er stand. Der 64-Jährige soll seine Einkünfte zu niedrig angegeben haben. Der Manager weist die Vorwürfe zurück.

Nissan hatte Ghosn unmittelbar nach seiner Verhaftung als Verwaltungsratschef abgesetzt. Renault hatte gezögert, weil die Gesetzesverstöße noch nicht erwiesen sind. Die französische Regierung machte zuletzt Druck und forderte Ghosns Ablösung.

Einst treibende Kraft von Renault, Nissan und Mitsubishi

Der Manager war einst treibende Kraft hinter der Autoallianz von Renault, Nissan und Mitsubishi. Seit seiner Verhaftung wankt das Bündnis. Die neue Renault-Spitze soll jetzt die Wogen glätten. Zu einem späteren Zeitpunkt soll zudem erneut an einer Änderung der Beteiligungsstruktur gearbeitet werden. Renault besitzt gut 43 Prozent an Nissan, die Japaner wiederum sind mit 15 Prozent an dem französischen Autokonzern beteiligt.