Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ)
APA/Georg Hochmuth
Auf Autobahnen

Österreich testet Tempo 140

Im Vorjahr hat Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) einen Pilotversuch zu Tempo 140 auf zwei Abschnitten der Westautobahn (A1) in Niederösterreich und Oberösterreich gestartet. Weitere Teststrecken sollen folgen, eine Ausweitung auf zwei Drittel der Autobahnen ist angedacht. So wie in Deutschland ist auch hierzulande das Tempothema ein heikles.

Im November zog Hofer eine vorläufige Bilanz der Tests von Tempo 140: „Ich weiß, es gibt bei Tempo 140 die Sorge, dass die Umwelt stärker belastet wird. Alle Zahlen, die wir bisher von der Teststrecke haben, belegen das nicht. Wir haben bei Kohlendioxid und Stickoxid eine Erhöhung von ein bis zwei Prozent“, so Hofer. „Alles, was wir tun, muss darauf abstellen, den Verkehr flüssig zu gestalten.“

Er wolle die Begrenzung von 140 auch auf mehrspurigen Autobahnen testen. Dafür gab es allerdings von Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) kein grünes Licht. Hofer müsse über sein Ressort bis 2030 „nicht weniger als 7,2 Millionen Tonnen CO2“ einsparen, sagte Köstinger gegenüber dem „profil“. „Er ist da in der Pflicht.“ Man müsse erst die Evaluierung der Teststrecken abwarten, bevor man weitere Schritte bespreche.

Streit über Klimaschutz

Gegenwind kam auch von der Opposition: SPÖ, NEOS und Liste Pilz kritisierten Hofers Vorgehen in puncto Tempolimit. SPÖ-Umweltsprecher Klaus Feichtinger appellierte in einer Aussendung an die Bundesregierung, „derartige umwelt- und gesundheitsschädigende Projekte abzustellen“.

Hofers Vorgehen zeige, „dass es ihm nie um eine evidenzbasierte Vorgangsweise ging und dass sich diese Bundesregierung nicht um die Klimaziele schert“, so NEOS-Verkehrssprecher Douglas Hoyos. „Die Regierung rast in die Umweltkatastrophe“, meinte Liste-Pilz-Klubobmann Wolfgang Zinggl. Dass der Schadstoffausstoß von Kohlendioxid und Stickoxiden um etwa zwei Prozent zulegt, sei keineswegs zu verharmlosen. „Schadstoffe radikal reduzieren wäre das Gebot der Stunde.“

VCO gegen Ausweitung auf Regelbetrieb

Rudi Anschober, grüner Umweltlandesrat aus Oberösterreich, wo sich eine der Teststrecken befindet, kritisierte, jede Schadstofferhöhung sei ein Schritt in die falsche Richtung. Gerade aus dem Verkehr sei ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz notwendig. Dass ein Verkehrsminister genau das Gegenteil vorantreibe, sei „verantwortungslos“.

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sprach sich gegen die geplante Einführung von Tempo 140 auf zwei Dritteln von Österreichs Autobahnen aus. Das stehe im Widerspruch zu Österreichs Klimastrategie. „Tempo 140 statt 130 erhöht den Spritverbrauch und führt zu mehr CO2-Emissionen“, erläuterte Ulla Rasmussen vom VCÖ. Laut Umweltbundesamt sei bei einer Geschwindigkeit von 140 km/h der CO2-Ausstoß um rund zehn Prozent höher als bei 130 km/h, kritisierte der VCÖ. Zudem würden um rund 16 Prozent mehr gesundheitsschädliche Stickoxide ausgestoßen. „Österreich braucht aber genau das Gegenteil, um die von der Bundesregierung beschlossenen Klimaziele zu erreichen“, sagte Rasmussen.