„Weltuntergangsuhr“ bleibt auf zwei Minuten vor zwölf

Führende Wissenschaftler sehen eine anhaltend große Gefahr dafür, dass sich die Menschheit mit Atomwaffen oder dem Klimawandel selber auslöscht. Das „Bulletin of Atomic Scientists“ ließ die „Weltuntergangsuhr“ bei seiner jährlichen Pressekonferenz gestern in Washington auf zwei Minuten vor zwölf stehen.

Die Uhrzeit – mit der die Forscher symbolisch die Gefahr einer Vernichtung der Menschheit ausdrücken – blieb damit unverändert zum Stand des vergangenen Jahres. So nah an ihrer eigenen Auslöschung war die Menschheit davor zuletzt im Jahr 1953.

Dass die Uhr nicht weiter vorgestellt wurde, „sollte nicht als Zeichen der Stabilität gewertet werden, sondern als eine nachdrückliche Warnung“, sagte die Präsidentin des „Bulletin of Atomic Scientists“, Rachel Bronson. „Es ist ein Zustand, der so beunruhigend ist wie zu den gefährlichsten Zeiten des Kalten Krieges.“ „Wir spielen russisches Roulette mit der Menschheit“, wie „Bulletin of Atomic Scientists“ dazu via Twitter mitteilte.

„Wut und Polarisierung“

Die Forscher warnten: „Die Menschheit sieht sich nun zwei simultanen existenziellen Bedrohungen gegenüber“ – der durch Atomwaffen und der durch den Klimawandel. Zur atomaren Bedrohung führten sie an, dass die USA den Atomdeal mit dem Iran aufgekündigt und ihren Rückzug auf einem wichtigen nuklearen Abrüstungsabkommen mit Russland angekündigt haben. Auch das „nukleare Dilemma Nordkoreas“ bleibe ungelöst. Die Atommächte trieben zugleich die Modernisierung ihres Arsenals voran, was fast einem weltweiten Rüstungswettlauf gleichkomme.

Zum Klimawandel sagten die Wissenschaftler, die Kohlendioxidemissionen, die sich in diesem Jahrzehnt zunächst stabilisiert zu haben schienen, hätten 2017 und 2018 wieder zugenommen. Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu stoppen, müssten die Länder der Welt diese Emissionen weit vor Ende des Jahrhunderts auf null herunterfahren. Gemessen daran „hat die Weltgemeinschaft im vergangenen Jahr kläglich versagt“.

Bronson sagte, diese Bedrohungen würden durch ein „sich änderndes Informationsökosystem“ noch verschärft. Sie beklagte einen zunehmenden „Informationskrieg“ und immer mehr „Fake News“. Das erzeuge weltweit „Wut und Polarisierung“ in einer Zeit, in der Ruhe und Einheit gefragt seien, um die Probleme der Welt zu lösen.