Viele sehen in Priyanka die Nachwuchshoffnung der größten Oppositionspartei Indiens. Obwohl sie sowohl für ihren Bruder als auch für ihre Mutter Sonia Gandhi bereits kräftig die Werbetrommel der Kongresspartei gerührt hatte, hatte sie sich bisher immer geweigert, selbst Politikerin zu werden.
Doch Priyanka Gandhi scheinen die Fans nur so zuzufliegen. Ihre Beliebtheitswerte sind hoch, viele vergleichen sie mit ihrer populären Großmutter und ehemaligen Premierministerin Indira Gandhi. Dem Image der seit der letzten Wahl angeschlagenen Kongresspartei dürfte das guttun. Denn 2014 verlor der INC das Amt an den seither regierenden Premier Narendra Modi und seine rechtskonservative und hindu-nationalistische Partei Bharatiya Janata (BJP).
„Die nächste Indira Gandhi“
Seither fiel es dem INC und Rahul Gandhi schwer, sich von der politischen Niederlage zu erholen. Auch bei Regionalwahlen glänzte die Kongresspartei nicht mehr wie früher. Priyanka Gandhi jedoch gilt als angesehener als ihr Bruder und könnte das Ruder herumreißen. Rahul Gandhi wird nämlich „Farblosigkeit“ vorgeworfen, wie die BBC kürzlich berichtete.
In Sozialen Netzwerken jedenfalls zeigten sich viele Inderinnen und Inder schon die vergangenen Wochen von den Gerüchten über Priyanka Gandhis Gang in die Politik begeistert. Mitte Jänner folgte dann die Bestätigung des INC. Die Partei erklärte, Priyanka werde ihre Arbeit noch im Februar aufnehmen. In der Folge waren die Userinnen und User nicht mehr zu stoppen. Über mehrere Tage gehörten Postings über Priyanka Gandhi zu den Topthemen auf Twitter in Indien. Zahlreiche Kommentare bezeichneten sie als „die nächste Indira Gandhi“.
Loblied von Bruder und Parteifreunden
Gegenüber Medien sagte Rahul Gandhi, er sei „sehr glücklich“, dass die 47-Jährige an seiner Seite den Wahlkampf im Mai bestreite. Seine Schwester sei „sehr kompetent“. Viele beim INC wünschten sich schon seit Jahren, dass Priyanka Gandhi eine tragende Kraft in der Partei wird.
Dass sie gerade eine führende Rolle in Uttar Pradesh übernimmt, scheint durchaus eine strategische Entscheidung gewesen zu sein: Der Bundesstaat mit 200 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern schickt die größte Anzahl an Politikerinnen und Politikern – 80 Abgeordnete – ins Parlament in Neu-Delhi.
BJP: Zugeständnis der Kongresspartei
Priyanka Gandhis Ernennung stieß naturgemäß vor allem innerhalb der Partei sowie bei Unterstützerinnen und Unterstützern auf Begeisterung. Von der BJP allerdings kam Kritik. Sambit Patra, ein Sprecher der BJP, bezeichnete Priyanka Gandhis Gang in die Politik als Zugeständnis der Kongresspartei, da Rahul Gandhi als Parteichef versagt habe.
Erbe der Nehru-Gandhi-Dynastie
Die Nehru-Gandhi-Familie dominierte seit der Unabhängigkeit Indiens die Kongresspartei die meiste Zeit, so auch heute als größte Oppositionspartei des Landes. Mit dem Widerstandskämpfer Mahatma Gandhi hat die Familie allerdings nichts zu tun, es besteht keine Verwandtschaft. Kultstatus erreichte die Politikerfamilie vor allem in weniger entwickelten Gegenden Indiens, wo Priyanka Gandhis Vater Rajiv und ihre Großmutter väterlicherseits, Indira, mehrere Wahlen gewonnen hatten. Sowohl Rajiv als auch Indira waren indische Premiers und wurden ermordet.
Rajiv Gandhi starb bei einer Wahlkampfveranstaltung durch eine Selbstmordattentäterin. Indira Gandhi wurde 1984 auf dem Weg zu einem BBC-Interview mit dem Regisseur Peter Ustinov Opfer eines Attentats, durchgeführt von ihren Sikh-Leibwächtern. Zuvor hatte sich Gandhi trotz ethnischer Auseinandersetzungen geweigert, ihre Sikh-Leibwächter zu entlassen – mit dem Hinweis, Indien sei ein säkularer Staat.
Auch Ehemann schließt Gang in Politik nicht aus
Priyanka Gandhi wurde als zweites Kind von Rajiv Gandhi und dessen aus Italien stammender Ehefrau Sonia geboren. Sie wuchs in Neu-Delhi auf und studierte Psychologie an der Universität von Delhi. Priyanka Gandhi ist mit dem Geschäftsmann Robert Vadra verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder.
Ihrem Ehemann wird Fehlverhalten in seinem Immobilienbusiness in den Staaten Haryana und Rajasthan vorgeworfen. Vadra und Priyanka Gandhi wiesen die Vorwürfe aber von sich und taten diese als „politische Hexenjagd“ der BJP ab. In einem Interview mit der „Times of India“ sagte Vadra, dass auch er sich vorstellen könne, in die Politik zu gehen, wenn das vonseiten der Familie unterstützt werde.