Sehr kritisch bleiben soll es bis inklusive Donnerstag, und das vor allem im östlichen Teil des Landes bis zu den Großen Seen, hieß es am Montag vom staatlichen Wetterdienst National Weather Service (NWS). Die Prognose verspreche eisige Temperaturen, „bitterkalten Wind“ und in der Folge Tiefsttemperaturen wie seit Langem nicht mehr.
„Polarwirbel“ sei aktuell eines der am häufigsten zitierten Worte, schrieb am Montag die „New York Times“ („NYT“). Dieser schickt eisige Luft und ist „schuld“ an der Wetterlage in Nordamerika. Die Presse spekulierte über allerhand mögliche „Rekorde“, der NWS sprach von einer an sich normalen Wetterkonstellation, die aber eine Reihe von Gefahren berge, vor allem Erfrierungen wegen der tiefen Temperaturen und des starken Windes.
Mix aus Sturm und eisiger Kälte
Ein Hauptrisikofaktor ist der Windchill-Faktor, die Differenz zwischen der aktuell gemessenen und der gefühlten Temperatur. Bei minus 15 Grad Celsius Lufttemperatur und einer Windgeschwindigkeit von 30 bis 40 Stundenkilometern geht die gefühlte Temperatur bereits unter die Marke von minus 25 Grad. Der Bundesstaat Wisconsin gab laut „NYT“ vorsorglich eine Katastrophenwarnung aus, die Stadt Chicago (Illinois) Ratschläge für den Fall gefrorener Hauswasserleitungen.
Meteorologen rechneten für Chicago und Minneapolis (Minnesota) mit Tageshöchsttemperaturen („ja, das Hoch“) von etwa minus 25 Grad Celsius. Das wäre, schrieb die US-Zeitung, die dort seit Beginn der offiziellen Messungen jemals gemessene tiefste Temperatur. Prognostiziert waren für Chicago bis zu minus 30 Grad. Gepaart mit starkem Wind könnte die gefühlte Temperatur auf arktische Werte fallen. Solche würde man eventuell im Norden Kanadas erwarten, aber nicht im Osten der USA.
Arktis in Chicago
Örtliche Behörden, Sozial- und karitative Dienste warnten insbesondere ältere Menschen vor dem nahenden arktischen Winter und den Gefahren, die er mit sich bringt. Die Stadt Chicago traf laut Bürgermeister Rahm Emanuel Vorkehrungen für obdachlose Menschen. In Wisconsin und Minnesota seien öffentliche Schulen am Montag teils geschlossen geblieben, in Michigan (mit der Metropole Detroit) Staatsangestellte früher nach Hause geschickt worden, hieß es. In Michigan schneite es stark. Laut „NYT“ wurden in der gesamten Region an die 1.600 Flüge gestrichen.
Das NWS rechnete mit dem Höhepunkt der Kältewelle vom späten Dienstag an und vom Norden Ilinois’ westwärts über Minnesota und Iowa bis nach Nord und South Dakota. Kritisch könnte es laut US-Medienberichten aber auch im Süden des Landes werden. Dort wurden zwar nicht derart tiefe Temperaturen erwartet wie im Mittleren Westen, aber die Menschen könnten dort mit Kälte weniger gut umgehen. Für Louisiana am Mississippi und Golf von Mexiko war Schneefall prognostiziert, für Alabama habe Gouverneurin Kay Ivey den Notstand ausgerufen, berichtete die „NYT“.
Der „schuldige“ Wirbel, der sich normalerweise über der Arktis dreht, sei in den letzten Wochen weiter nach Süden gekommen und habe arktisches Wetter mitten in die USA gebracht, erklärten Meteorologen. Solche Wetterphänomene seien in den letzten Jahren häufiger geworden, Experten seien sich nicht sicher wieso, aber es gebe einen möglichen Zusammenhang mit dem Klimawandel.