Erwachsene nehmen Schmerz von Mädchen weniger ernst

Erwachsene nehmen den Schmerz von Mädchen weniger ernst als den von Buben: Zu diesem Ergebnis kommt eine neuen Studie des Psychologieinstituts der US-Universität Yale.

Für das Experiment wurde einer Gruppe von Erwachsenen ein Video von einem Kindergartenkind gezeigt, dem in den Finger gestochen wird. Alle Teilnehmenden bekamen dasselbe Video zu sehen – allerdings glaubte eine Gruppe ein Mädchen namens „Samantha“, die andere einen Buben namens „Samuel“ zu sehen.

Danach wurden die Erwachsenen gebeten, den Schmerz des Kindes zu bewerten. Das Ergebnis: Der Schmerz des vermeintlichen Buben wurde als gravierender eingeschätzt als jener des Mädchens.

Geschlechterklischees als Hintergrund

Dasselbe Experiment wurde bereits 2013 von einem anderen Forschungsteam durchgeführt. Das Ergebnis konnte nun mit einem größeren und demografisch vielfältigeren Sample wiederholt werden. Die Forscherinnen und Forscher führten das Ergebnis auf Geschlechterstereotypen zurück – zum Beispiel jenes, dass Mädchen emotionaler seien und bei Schmerzen vermeintlich eher übertrieben.

Die Studie reiht sich in andere Forschungsergebnisse zur Geschlechtermedizin ein, die auf die unterschiedliche Wahrnehmung männlichen und weiblichen Schmerzbewusstseins hinweisen. „Wenn man das Phänomen in andere Kontexte umsetzt, könnte das erhebliche Auswirkungen für Diagnose und Behandlung haben“, so einer der Studienautoren, Joshua Monrad. „Jede verzerrte Wahrnehmung von Schmerz ist absolut relevant, da sie ungleiche Gesundheitsversorgung verschärfen kann.“