Arktische Kälte in USA: Warnung vor Lebensgefahr

Arktische Kälte hat weite Teile der USA heimgesucht und zu schweren Störungen des öffentlichen Lebens geführt. Die Behörden im Mittleren Westen warnten, dass die extremen Niedrigtemperaturen lebensgefährlich seien. Sie riefen Dutzende Millionen Bürger gestern auf, möglichst im Warmen zu bleiben. US-Medien berichteten bereits von zwölf Kältetoten.

Chicago, Illinois
APA/AFP/Joshua Lott

Die arktische Luftmasse von Rekordausmaßen werde in den nächsten Tagen über den mittleren und östlichen Landesteilen verharren, teilte der Nationale Wetterdienst der USA mit. In Chicago, der drittgrößten Stadt des Landes, lag die Temperatur am Vormittag (Ortszeit) bei minus 22 Grad Celsius. Die auf der Haut gefühlte Temperatur betrug dort aufgrund der eisigen Winde minus 46 Grad. Das war kälter als in manchen Teilen der Antarktis.

Notstandsmaßnahmen

In Grand Forks im US-Bundesstaat North Dakota sank das Thermometer auf minus 37 Grad. Zahlreiche Schulen, Behörden und Geschäfte blieben geschlossen. Tausende Flüge wurden gestrichen, davon allein mehr als 1.500 auf den beiden Airports von Chicago. Auch auf kanadischen Flughäfen wurden zahlreiche Flüge abgesagt. Die US-Post, die dafür bekannt ist, Briefe bei jedem Wetter zuzustellen, stellte in vielen Gebieten des Mittleren Westens den Dienst ein.

In den US-Bundesstaaten Illinois, Michigan und Wisconsin setzten die Regionalbehörden Notstandsmaßnahmen in Kraft. Der Gouverneur von Illinois, J. B. Pritzker, rief alle Einwohner auf, sich gegen die Extremkälte zu wappnen. Es bestehe das „reale Risiko“, dass Menschen erfrieren könnten. Für Wohnungslose wurden rasch zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen. Dazu wurden in Chicago und Minneapolis auch Busse als vorübergehende wärmende Zufluchtsorte eingerichtet.

Trump vs. NOAA

Grund für die Kältewelle ist arktische Luft, die sich von dem normalerweise um den Nordpol kreisenden Polarwirbel gelöst hat. Für diese Abspaltung könnte laut einer wissenschaftlichen These die Klimaerwärmung verantwortlich sein.

US-Präsident Donald Trump spottete gleichwohl angesichts der Extremkälte über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel. „Was zum Teufel ist mit der Erderwärmung los? Bitte komm schnell zurück, wir brauchen dich“, schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Die US-Klimabehörde (NOAA), welche die Atmosphäre und Ozeane überwacht, twitterte unterdessen: „Winterstürme sind kein Beweis dafür, dass es keine globale Erwärmung gibt.“ Die Behörde verlinkte ihre Botschaft mit einem erläuternden Artikel dazu, warum die Erwärmung der Ozeane für polare Kältewellen und Rekordschnee mitverantwortlich ist.