Guaido verstärkt Bemühungen um Venezuelas Streitkräfte

Venezuelas selbst ernannter Übergangspräsident Juan Guaido verstärkt seine Bemühungen, das mächtige Militär auf seine Seite zu ziehen. In der „New York Times“ schrieb der oppositionelle Parlamentspräsident, es habe heimliche Treffen mit Vertretern der venezolanischen Armee und der Sicherheitskräfte gegeben.

Der Gegenspieler von Staatschef Nicolas Maduro will heute zudem seine Pläne für einen Ausweg aus der Wirtschaftskrise vorlegen. Das Europaparlament könnte ihn als erste EU-Institution als Übergangspräsidenten anerkennen.

„Schießt nicht auf das Volk“

In der „New York Times“ schrieb Guaido, für einen Regierungswechsel sei es „entscheidend“, dass die Streitkräfte Maduro ihrer Unterstützung entziehen. Für einen politischen Wandel benötige er die Unterstützung von wichtigen Truppenkontingenten. Die Mehrheit der Soldaten würden mit ihm übereinstimmen, dass die Lage in dem Land unhaltbar sei.

Demo gegen Nicolas Maduro in Caracas
AP/Fernando Llano

Bereits bei neuen Anti-Maduro-Protesten gestern hatte Guaido Appelle an die Streitkräfte gerichtet. „Schießt nicht auf das Volk, das auch für eure Familie kämpft. Das ist ein Befehl, Soldat des Vaterlands. Es reicht!“, rief Guaido. Demonstrierende trugen Schilder mit Aufschriften wie „Streitkräfte, findet eure Würde wieder“, „Guaido Präsident“ und „Maduro Usurpator“.

Journalisten festgenommen

Zudem wurden mehrere ausländische Journalisten festgenommen, die über die Proteste gegen Maduro berichtet hatten. Betroffen sind Mitarbeiter der spanischen Nachrichtenagentur EFE sowie des französischen TV-Senders TF1. Die EFE-Bürochefin in Venezuela, Nelida Fernandez, sagte, zunächst seien gestern ein aus Kolumbien stammender Fotograf und sein venezolanischer Fahrer festgenommen worden. Das sei geschehen, als der Kollege über die Demonstrationen gegen die Regierung berichtet habe.

Mehrere Stunden später seien ein EFE-Reporter aus Spanien und eine TV-Produzentin aus Kolumbien in ihrem Hotel von Geheimdienstoffizieren festgenommen worden. Zuvor war aus französischen Diplomatenkreisen verlautet, dass zwei französische Reporter festgesetzt worden seien.

Trump-Gespräch mit Guaido

US-Präsident Donald Trump stärkte Guaido unterdessen in einem Telefonat erneut den Rücken. Trump habe ihm dabei zur „historischen“ Übernahme der Präsidentschaft gratuliert und die Unterstützung der USA untermauert, teilte das Weiße Haus mit. Trump und der Oppositionsführer hätten vereinbart, sich regelmäßig auszutauschen.

Guaido bedankte sich in einer Nachricht auf Twitter bei Trump für den Anruf. „Er betonte seine völlige Unterstützung unserer demokratischen Arbeit, seine Bereitschaft zu humanitärer Hilfe und die Anerkennung unserer Übergangspräsidentschaft durch seine Regierung“, schrieb er.