Kontrolleure sollten am Montag nach Polen reisen, um die Situation zu analysieren, erklärte eine Sprecherin der EU-Behörde am Freitag. Die betreffende Fabrik in der Woiwodschaft Masowien, gegen die polnische Behörden inzwischen unter anderem wegen illegaler Schlachtung ermitteln, sei geschlossen, hieß es.
Etwa 9,5 Tonnen Fleisch seien in Umlauf gekommen, ein Drittel davon ins EU-Ausland: Der Chef des polnischen Veterinäramts, Pawel Niemczuk, bestätigte, dass insgesamt 2,7 Tonnen verdächtiges Fleisch exportiert wurden. Ein großer Teil davon gelangte nach Frankreich. Insgesamt seien mindestens 14 Länder sind betroffen, Österreich wurde nicht genannt.

Reporter als Arbeiter getarnt
Hintergrund ist ein Bericht des polnischen Nachrichtensenders TVN24 über skandalöse Praktiken in einem Schlachthaus in Masowien. Dort sollen kranke Tiere heimlich geschlachtet und das Fleisch in Umlauf gebracht worden sein. Ein Reporter hatte sich bei der Firma als Arbeiter eingeschleust.
EU ermittelt in polnischem Fleischskandal
Ein Schlachthof in Polen soll heimlich kranke Tiere getötet haben. Tonnenweise gelangte das Fleisch in Umlauf, auch in andere EU-Staaten. Jetzt ermittelt die Kommission.
Der Leiter des Hauptveterinäramts bestätigte die rechtswidrigen Praktiken: „Das war ein illegales Prozedere in der Nacht, als es keine Veterinäraufsicht gab.“ Laut EU-Kommission sind nach bisherigem Stand außer Polen auch Deutschland, Frankreich, Spanien, Estland, Finnland, Ungarn, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei, Schweden, Tschechien und Portugal betroffen. Das Ausmaß ist noch nicht vollends klar, wie es hieß.
Schaden für Ruf polnischer Lebensmittel
Gefahren für Gesundheit wurden von den Behörden schnell ausgeschlossen: Das Fleisch und daraus erzeugte Produkte könnten verzehrt werden, teilten Veterinär- und Sanitäramt nach Untersuchungen mit. Polens Landwirtschaftsminister Jan Krzysztof Ardanowski sprach aber von einem Einzelfall. Dieser Betrug schade dem Ruf polnischer Lebensmittel enorm, kritisierte er.

Warschau kündigte als Reaktion verschärfte Kontrollen von Schlachtbetrieben an. Nach Frankreich sind laut Landwirtschaftsminister Didier Guillaume rund 800 Kilo verdorbenes Fleisch gekommen, 150 Kilo davon wurden sichergestellt. Ob verdorbenes Fleisch auch in den Handel gelangte, sei bisher nicht klar.
In slowakische Schulküchen gekommen
In der Slowakei sind mindestens 300 Kilogramm Rindfleisch offenbar in den Handel und sogar in Schulküchen gelangt, hieß es aus dem Agrarministerium in Bratislava. Regierungschef Peter Pellegrini richtete eine Videobotschaft an alle Schulleiter der Slowakei, in ihren Schulküchen kein Importfleisch mehr zu erlauben.
Nach Behördenangaben aus Prag sind rund 300 Kilo Rindfleisch aus verdächtigen polnischen Schlachtbetrieben nach Tschechien gelangt. Prags Landwirtschaftsminister Miroslav Toman kritisierte am Freitag im Fernsehen die Informationspolitik Warschaus: „Man hatte uns mehrmals versichert, dass die Fleischlieferungen nicht nach Tschechien gegangen seien.“