Fleischtheke
Reuters/Matej Leskovsek
Fleischskandal in Polen

14 Länder betroffen, EU schickt Kontrolleure

Ein Schlachthof in Polen hat nachts heimlich kranke Tiere getötet, tonnenweise ist das Fleisch in Umlauf gekommen – auch in mehrere Länder der EU. Gesundheitsrisiken schließen die Behörden zwar aus, doch wurden die Produkte vom Markt genommen. Die EU-Kommission leitete Ermittlungen ein.

Kontrolleure sollten am Montag nach Polen reisen, um die Situation zu analysieren, erklärte eine Sprecherin der EU-Behörde am Freitag. Die betreffende Fabrik in der Woiwodschaft Masowien, gegen die polnische Behörden inzwischen unter anderem wegen illegaler Schlachtung ermitteln, sei geschlossen, hieß es.

Etwa 9,5 Tonnen Fleisch seien in Umlauf gekommen, ein Drittel davon ins EU-Ausland: Der Chef des polnischen Veterinäramts, Pawel Niemczuk, bestätigte, dass insgesamt 2,7 Tonnen verdächtiges Fleisch exportiert wurden. Ein großer Teil davon gelangte nach Frankreich. Insgesamt seien mindestens 14 Länder sind betroffen, Österreich wurde nicht genannt.

kranke Kühe auf polnischen Schlachthof
Reuters/Agencja Gazeta
Reporter des Senders TVN24 filmten heimlich die Praktiken auf dem Schlachthof

Reporter als Arbeiter getarnt

Hintergrund ist ein Bericht des polnischen Nachrichtensenders TVN24 über skandalöse Praktiken in einem Schlachthaus in Masowien. Dort sollen kranke Tiere heimlich geschlachtet und das Fleisch in Umlauf gebracht worden sein. Ein Reporter hatte sich bei der Firma als Arbeiter eingeschleust.

EU ermittelt in polnischem Fleischskandal

Ein Schlachthof in Polen soll heimlich kranke Tiere getötet haben. Tonnenweise gelangte das Fleisch in Umlauf, auch in andere EU-Staaten. Jetzt ermittelt die Kommission.

Der Leiter des Hauptveterinäramts bestätigte die rechtswidrigen Praktiken: „Das war ein illegales Prozedere in der Nacht, als es keine Veterinäraufsicht gab.“ Laut EU-Kommission sind nach bisherigem Stand außer Polen auch Deutschland, Frankreich, Spanien, Estland, Finnland, Ungarn, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei, Schweden, Tschechien und Portugal betroffen. Das Ausmaß ist noch nicht vollends klar, wie es hieß.

Schaden für Ruf polnischer Lebensmittel

Gefahren für Gesundheit wurden von den Behörden schnell ausgeschlossen: Das Fleisch und daraus erzeugte Produkte könnten verzehrt werden, teilten Veterinär- und Sanitäramt nach Untersuchungen mit. Polens Landwirtschaftsminister Jan Krzysztof Ardanowski sprach aber von einem Einzelfall. Dieser Betrug schade dem Ruf polnischer Lebensmittel enorm, kritisierte er.

Schlachthof in Polen
APA/AFP/Janek Skarzynski
Der Schlachthof liegt in Masowien im Zentrum des Landes

Warschau kündigte als Reaktion verschärfte Kontrollen von Schlachtbetrieben an. Nach Frankreich sind laut Landwirtschaftsminister Didier Guillaume rund 800 Kilo verdorbenes Fleisch gekommen, 150 Kilo davon wurden sichergestellt. Ob verdorbenes Fleisch auch in den Handel gelangte, sei bisher nicht klar.

In slowakische Schulküchen gekommen

In der Slowakei sind mindestens 300 Kilogramm Rindfleisch offenbar in den Handel und sogar in Schulküchen gelangt, hieß es aus dem Agrarministerium in Bratislava. Regierungschef Peter Pellegrini richtete eine Videobotschaft an alle Schulleiter der Slowakei, in ihren Schulküchen kein Importfleisch mehr zu erlauben.

Nach Behördenangaben aus Prag sind rund 300 Kilo Rindfleisch aus verdächtigen polnischen Schlachtbetrieben nach Tschechien gelangt. Prags Landwirtschaftsminister Miroslav Toman kritisierte am Freitag im Fernsehen die Informationspolitik Warschaus: „Man hatte uns mehrmals versichert, dass die Fleischlieferungen nicht nach Tschechien gegangen seien.“