Präsidentschaftswahl in Ukraine: Komiker führt in Umfragen

Bei der Präsidentschaftswahl in der Ukraine am 31. März sieht sich der amtierende Staatschef Petro Poroschenko mit zahlreichen Gegenkandidaten konfrontiert. Wie die zentrale Wahlkommission gestern mitteilte, reichten bis zum Ablauf der Frist 90 mögliche Bewerber ihre Unterlagen ein. 30 von ihnen dürfen kandidieren, mehr als 20 nicht, und in gut vierzig Fällen erfolgt bis Freitag eine Überprüfung, wie die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine meldete.

In jüngsten Umfragen liegt der 40-jährige Komiker Wolodymyr Selensky vorn. Für ihn würden demnach 19 bis 23 Prozent der Wahlberechtigten stimmen. Poroschenko kommt auf 15 bis 16 Prozent Zustimmung. Die ehemalige Regierungschefin Julia Timoschenko erreicht 16 bis 19 Prozent.

In Augen vieler „Strohmann“ eines Oligarchen

Selensky hat keine politische Erfahrung, ist in der Ukraine und in Russland aber für seine TV-Shows und Fernsehserien bekannt. Viele halten ihn für einen „Strohmann“ des Oligarchen Igor Kolomoiski, der mit Poroschenko über Kreuz liegt und dessen Fernsehsender 1+1 Selensky beträchtlich viel Zeit widmet.

Der 53-jährige Unternehmer Poroschenko war im Mai 2014 nach den Unruhen auf dem Kiewer Maidan-Platz und dem Sturz des stärker an Russland orientierten Präsidenten Viktor Janukowitsch an die Macht gekommen. Er versprach, die Korruption zu bekämpfen und die ehemalige Sowjetrepublik stärker am Westen auszurichten. Kritiker werfen ihm jedoch vor, die Korruption kaum eingedämmt zu haben. Zudem habe Poroschenko wenig gegen befreundete Oligarchen unternommen.

Unter Poroschenko brach eine bis heute andauernde militärische Konfrontation zwischen ukrainischen Regierungstruppen und prorussischen Kämpfern im Osten des Landes aus.

Dritte Kandidatur Timoschenkos

Timoschenko hatte bereits 2010 und 2014 für die Präsidentschaft kandidiert. Unter Janukowitsch wurde sie festgenommen und im Jahr 2011 wegen Amtsmissbrauchs im Zusammenhang mit einem umstrittenen Gasgeschäft mit Russland zu sieben Jahren Haft verurteilt. Im Februar 2014 wurde sie im Zuge des Umsturzes in der Ukraine freigelassen. Sie trat danach mehrmals mit antirussischen Äußerungen in Erscheinung.

Sollte in der ersten Runde kein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen erreichen, findet zwei Wochen später ein zweiter Durchgang statt.