Airbus A380 der Fluglinie Qantas
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Bestellungen zurückgezogen

Neuer Rückschlag für Airbus A380

Die Zukunft des weltgrößten Passagierjets Airbus A380 steht ein Jahr nach seiner vorläufigen Rettung erneut auf der Kippe. Nach Spekulationen um einen möglichen Rückzug der arabischen Fluggesellschaft Emirates hat nun auch die australische Airline Qantas Airways ihre Bestellung zurückgezogen.

Am Donnerstag hat es Qantas endgültig bestätigt: Der noch aus dem Jahr 2006 stammende Auftrag an das französisch-deutsche Flugzeugkonsortium Airbus wurde abgesagt, die Order von insgesamt acht Maschinen storniert. Gründe dafür wurden keine genannt.

Ein Sprecher sagte lediglich: „Diese Maschinen gehörten schon seit einiger Zeit nicht mehr zu den Plänen der Linie für Flotte und Streckennetz.“ Vom US-Flugzeughersteller Boeing bekommt Qantas indes in diesem Jahr noch sechs 787-„Dreamliner“ geliefert – das wichtigste Konkurrenzmodell des A380.

Bestellungen drohen auszugehen

Für Airbus bedeutet die Absage einen weiteren Rückschlag. In den vergangenen Jahren hatte kaum noch eine Fluglinie den A380 geordert. Airbus drohten die Bestellungen auszugehen. Der Konzern fuhr die Jahresproduktion daher von zeitweise bis zu 30 Maschinen auf nur noch sechs Exemplare zurück.

Airbus A380
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Kaum noch eine Fluglinie zeigt Interesse am größten Passagierflugzeug der Welt

A350 statt A380 bei Emirates?

Es gibt auch Spekulationen, Emirates wolle die jüngste Bestellung von über 20 Maschinen ganz oder teilweise auf den kleineren Langstreckenjet A350 umschreiben, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg zuletzt. Bloomberg berief sich auf eine mit der Sache vertraute Person.

Airbus bestätigte, dass er mit Emirates über den A380-Auftrag spreche. Zu Details wollte sich das Unternehmen aber nicht äußern. Emirates und der ebenfalls betroffene Triebwerksbauer Rolls-Royce lehnten eine Stellungnahme ab. Emirates ist mit 162 bestellten und größtenteils bereits ausgelieferten A380 größter Abnehmer des doppelstöckigen Flugzeugs.

Vor rund einem Jahr hatte der langjährige Airbus-Verkaufschef John Leahy gewarnt, dass der Hersteller die Produktion des Fliegers ohne eine größere Neubestellung über kurz oder lang einstellen müsste. Wenig später bestellte Emirates 20 Maschinen und sicherte sich eine Option auf 16 weitere Exemplare.

Frühere Einstellung der A380-Produktion möglich

Die Verhandlungen über die Neubestellung, mit der Airbus die Produktion bis ins Jahr 2030 auslasten könnte, ziehen sich jedoch schon seit mehr als einem Jahr hin. Grund dafür sind Differenzen zwischen Emirates und dem Triebwerkshersteller Rolls-Royce. Emirates hat für einen zweistelligen Milliardenbetrag mehr als hundert A380 gekauft. Für den Abschluss des neuen Auftrags hatten die Araber von Airbus die Zusicherung gefordert, dass das Großraumflugzeug noch für mindestens ein weiteres Jahrzehnt gebaut würde.

Airbus A380 der Fluglinie Emirates
APA/AFP/Emirate Airlines
„Not ready for take-off“ – auch um Emirates ranken sich Spekulationen um zurückgezogene Bestellungen

Airbus überlege nun, die A380-Produktion wegen der möglichen Umbestellung früher als erwartet einzustellen. In Unternehmenskreisen hieß es, Vorstandschef Tom Enders wolle das Problem noch vor seinem Abschied im April lösen. Entschieden sei aber nichts. Viele Fluggesellschaften entscheiden sich heute für kleinere Jets, die leichter auszulasten und günstiger zu warten sind.

Trend zu kleineren Maschinen

Airbus hatte mit der A380 nach der Jahrtausendwende darauf gebaut, dass mit den weltweit steigenden Passagierzahlen auch immer größere Flugzeuge benötigt werden. Inzwischen setzen die meisten Airlines aber lieber auf mittelgroße Großraumjets, die im Gegensatz zur A380 und Boeings Jumbo-Jet 747-8 mit nur zwei Triebwerken auskommen. Solche Jets wie die Boeing 787-„Dreamliner“ und der Airbus 350 lassen sich auch auf weniger stark gefragten Strecken rentabel einsetzen.

Ist ein großes Flugzeug auf einer Strecke voll ausgelastet, ist der Flug für die Airlines zwar äußerst rentabel, auf nicht ausgebuchten Flügen müssen die Kosten für Tausende Liter Kerosin allerdings auf eine niedrigere Zahl von Passagieren aufgeteilt werden. Und das kann recht teuer werden.

„Wäre das perfekte Flugzeug gewesen“

Auf Fernstrecken – etwa zwischen Europa und den USA – finden sich nicht genug Passagiere, um das Großraumflugzeug regelmäßig auszulasten. Geschäftsreisende, die die Strecken häufiger nutzen, haben in Bezug auf Flugzeiten gerne mehrere Verbindungen pro Tag zur Auswahl. Deshalb ist es für Fluglinien sinnvoller, statt eines Jumbojets mehrere kleinere Maschinen pro Tag über den Atlantik fliegen zu lassen.

Airbus A380 in einer Produktionshalle
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A380 in einer Produktionshalle: Kritiker bemängeln die Tragflächen, die in Relation zum Rest der Maschine zu lang seien

Dass die A380 mit ihren vier Triebwerken und zu langen Tragflächen zu viel Treibstoff verbrauche, davon zeigte sich Qatar-Airways-Chef Akbar al-Baker überzeugt: „Die Flächenstruktur der A380 könnte weitere 100 Tonnen Gewicht tragen, es wäre besser gewesen, wenn sie die Flügel für das tatsächliche Gewicht des Flugzeugs maßgeschneidert und damit wesentlich leichter gebaut hätten“, dann wäre das Flugzeug perfekt gewesen, so Baker gegenüber dem Luftfahrtportal Aero.de. Traurig über eine mögliche vorzeitige Einstellung wäre er nicht, so Baker. Das müsse Airbus entscheiden.

Hoffen auf die Zukunft

Dennoch hofft man bei Airbus, dass zunehmende Engpässe an vielen Flughäfen dazu führen, dass die Airlines in einigen Jahren zwangsläufig auf die A380 setzen. Schließlich rechnet das Unternehmen in den nächsten 20 Jahren mit einem stark steigenden Bedarf an Verkehrsjets.

Bis 2037 würden weltweit voraussichtlich 37.390 neue Passagier- und Frachtmaschinen benötigt. Schon in einer typischen Vier-Klassen-Einteilung bietet die A380 544 Fluggästen Platz, bei enger Bestuhlung passen mehr als 850 Menschen hinein – weitaus mehr als in jedes andere Passagierflugzeug der Welt.