Rosamunde Pilcher
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Heile-Welt-Autorin

Rosamunde Pilcher ist tot

Die britische Erfolgsautorin Rosamunde Pilcher ist im Alter von 94 Jahren gestorben, wie britische Medien berichten. Sie reüssierte mit mehr als 100 Büchern über eine heile Welt vor englischen und schottischen Landschaften. Im deutschen Sprachraum wurde sie vor allem durch Verfilmungen zur Kultfigur.

Der britische „Guardian“ zitierte ihren Sohn Robin mit
den Worten, Pilcher habe sich bis Weihnachten in großartiger
Verfassung befunden, im neuen Jahr aber eine Bronchitis bekommen. Am Sonntagabend habe sie einen Schlaganfall erlitten und seitdem nicht mehr das Bewusstsein erlangt.

Die Autorin, die in England aufwuchs und in Schottland lebte, verkaufte Millionen Bücher, obwohl sie das Feuilleton nie vom Hocker riss. Nirgends ist Pilcher so bekannt wie im deutschen Sprachraum. Zu verdanken hat sie das wohl dem ZDF, das mit mehr als 100 auf Pilcher-Geschichten basierenden, herzerwärmenden 90-Minuten-Filmen eines der erfolgreichsten Formate des deutschen Fernsehens geschaffen hat – von denen viele auch im ORF gezeigt wurden.

Kein Sex, keine Gewalt

Pilcher erzählt in ihren Geschichten von Dramen, die aber in einer letztlich heilen Welt stattfinden, die es so nicht gibt, die sie in ihren Geschichten aber wieder und wieder entwarf: voller großherziger Menschen, die reiten und Sport- oder Geländewagen fahren, und dafür frei von Sex und Gewalt. Den wenigen Bösewichten ist ihre Hinterhältigkeit schon von Weitem anzusehen. Pilcher bot eine Pause vom echten Leben und seinen Überforderungen – egal, was Literatur- und Filmkritiker davon hielten.

TV-Hinweise

Der ORF ändert anlässlich des Todes von Rosamunde Pilcher sein Programm. Gesendet werden:

„Rosamunde Pilcher – Stürmische Begegnung“ am 9. Februar um 9.05 Uhr in ORF2

„Rosamunde Pilcher – Karussel des Lebens“ am 10. Februar um 14.35 in ORF2

„Rosamunde Pilcher – Die Braut meines Bruders“ am 10. Februar um 20.15 Uhr in ORF2

„Rosamunde Pilcher – Der Mann meiner Träume“ am 17. Februar um 14.35 Uhr in ORF2

„Rosamunde Pilcher – Erdbeeren im Frühling“ am 17. Februar um 20.15 Uhr in ORF2

Durchbruch mit „Die Muschelsucher“

Wie viele der fünf bis sieben Millionen Fernsehzuschauer, die sich die Komödien oder Dramen zur besten Sendezeit alleine in Deutschland regelmäßig angeschaut haben, auch „Die Muschelsucher“ im Regal haben? Die Familiensaga von 1987 bescherte Pilcher den Durchbruch, als sie schon fast im Pensionsalter war. Mit dem Schreiben begonnen hat sie als 15-Jährige, mit 18 veröffentlichte sie die erste Kurzgeschichte.

Nach dem Schulabschluss meldete sich das Mädchen aus Lelant in der südenglischen Grafschaft Cornwall 1942 zum Kriegsdienst und arbeitete kurze Zeit im britischen Außenministerium, dann in Indien. Zurück in der Heimat, lernte die geborene Rosamunde Scott Graham Pilcher kennen. 1946 heiratete das Paar und zog ins schottische Dundee, wo Grahams Familie ein Textilunternehmen hat. Die Schriftstellerin lebte dort bis bis zuletzt, seit 2009 war sie verwitwet.

Rosamunde Pilcher bekam vier Kinder. Ihre Kurzgeschichten entstanden am Küchentisch und erschienen in Frauenzeitschriften. Über ihre Arbeit habe die Mutter zu Hause nie gesprochen, erinnerte sich die älteste Tochter, Fiona Wynn-Williams, anlässlich ihres 90. Geburtstags. „Wir waren oft picknicken in den Bergen und am Strand“, erzählte die 66-Jährige der deutschen Nachrichtenagentur dpa. Das erinnert fast schon wieder an einen ihrer Romane.