Zahl der Toten nach Hauseinsturz in Istanbul stieg auf 21

Drei Tage nach dem Einsturz eines hohen Wohnhauses in Istanbul ist die Zahl der Toten auf 21 gestiegen. Es sei nicht sehr wahrscheinlich, dass noch weitere Opfer unter den Trümmern begraben seien, aber die Suche werde dennoch fortgesetzt, sagte der türkische Innenminister Süleyman Soylu gestern. 14 Menschen waren lebend gefunden worden.

Rettungskräfte am Unglücksort
Reuters/Murad Sezer

Das Haus im Stadtteil Kartal auf der asiatischen Seite der türkischen Großstadt, das unterschiedlichen Angaben zufolge sieben oder acht Etagen hatte, war am Mittwochnachmittag aus unbekannten Gründen in sich zusammengefallen.

Erdogan kündigt Konsequenzen an

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan besuchte gestern zunächst den Unglücksort und später einige der Opfer in einem Krankenhaus. Aus dem Vorfall müssten Lehren gezogen werden, sagte er zu Reportern. „Wir haben eine große Zahl an Lektionen daraus zu lernen“, sagte Erdogan am Samstag bei einem Besuch am Unglücksort. „Wir werden die notwendigen Maßnahmen ergreifen.“

Erdogan besuchte auch einige Überlebende im Krankenhaus und nahm an der Beerdigung von neun Mitgliedern einer Familie teil, die alle bei dem Einsturz des Wohnhauses umgekommen waren. Nach Angaben der türkischen Behörden waren insgesamt 43 Bewohner in dem Haus gemeldet gewesen.

Medien: Stockwerke illegal errichtet

Laut türkischen Medienberichten waren die obersten drei Stockwerke des Wohnhauses illegal errichtet worden – eine in der Türkei relativ verbreitete Praxis. Ingenieure warnen immer wieder davor, Gebäude aufzustocken, da die zusätzliche Last die Statik gefährde. Überlebende sagten türkischen Medien, das Gebäude sei von Rissen übersät gewesen und habe einige Stunden vor dem Zusammensturz gewankt. Das Unglück am Mittwoch befeuerte Kritik an einer staatlichen Amnestie für die Verantwortlichen für illegale Bauten.

Zehn Gebäude in der Nachbarschaft seien aus Sicherheitsgründen evakuiert worden, sagte der Minister für Umwelt und Stadtplanung, Murat Kurum, gestern. Die Einsturzursache werde noch untersucht. Erste Untersuchungen hätten aber den Gebrauch qualitativ schlechter Baumaterialien ans Licht gebracht, sagte Kurum. Er rief die Anrainer auf, den Behörden mögliche Risiken zu melden.