Trotz der Inhaftierung der mutmaßlichen Mörder des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi weiß die Regierung in Riad nach eigenen Angaben immer noch nicht, wo die Leiche des Regierungskritikers ist. In der gestern ausgestrahlten Sendung „Face the Nation“ des US-Senders CBS antwortete der saudi-arabische Außenminister Adel al-Dschubeir auf die Frage, wo Khashoggis zerstückelter Leichnam sei: „Wir wissen es nicht.“
Auf Nachfrage, warum die inhaftierten Verdächtigen das nicht preisgäben, sagte Dschubeir: „Wir ermitteln noch.“ Es gebe „eine Reihe von Möglichkeiten, und wir fragen sie, was sie mit der Leiche getan haben“. Er rechne damit, „dass wir am Ende die Wahrheit herausfinden werden“.
„Außerhalb ihres Autoritätsbereichs“ gehandelt
Khashoggi, der für die „Washington Post“ Kolumnen geschrieben hatte, war am 2. Oktober im Konsulat seines Landes in Istanbul von saudi-arabischen Agenten getötet worden. Nach Angaben aus Riad hatte der inzwischen entlassene Vizegeheimdienstchef Ahmad al-Assiri den Einsatz angeordnet, um den im US-Exil lebenden Regierungskritiker in die Heimat zurückzuholen. Der Einsatzleiter habe dann eigenständig entschieden, Khashoggi zu töten.
Dschubeir sagte dazu in dem CBS-Interview, die Täter hätten „außerhalb ihres Autoritätsbereichs“ gehandelt. Elf Verdächtige seien wegen des Verbrechens angeklagt worden.
Trump ließ Frist verstreichen
Das Interview mit dem saudi-arabischen Chefdiplomaten war am Freitag aufgezeichnet worden. An diesem Tag hatte US-Präsident Donald Trump eine Frist des Kongresses verstreichen lassen, der eine Stellungnahme zu der Frage gefordert hatte, wer Khashoggi tötete. Der US-Geheimdienst CIA war zu dem Schluss gekommen, dass hinter der Tat wahrscheinlich der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman steckte.
Das Weiße Haus machte sich diese Schlussfolgerung, der Riad wiederholt vehement widersprach, jedoch nicht zu eigen. Saudi-Arabien ist ein wichtiger Verbündeter der USA und ein Großkunde der US-Rüstungsindustrie.