Dua Lipa
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Musgraves bis Dua Lipa

Musikerinnen dominieren Grammys

Die Grammys, eine der meistbeachteten Preisverleihungen in der Popszene, sind heuer über weite Strecken von Frauen dominiert worden. Star des Abends war die genresprengende Country-Sängerin Kacey Musgraves. Und erstmals holte mit Childish Gambino ein Rapper den Preis für die beste Aufnahme.

Der von der Musikerin Alicia Keys moderierte Abend wurde über dreieinhalb Stunden klar von Frauen beherrscht. Viele wichtige Preise gingen an Frauen: Die Trophäe für das beste Album des Jahres gewann US-Sängerin Kacey Musgraves mit „Golden Hour“. Sie gewann insgesamt vier Grammys. Ausgezeichnet wurde Musgraves auch in der Country-Sparte für die beste Solodarbietung, den besten Song und das beste Album.

Der Sieg von Musgraves in der Hauptkategorie war eine Überraschung – sie setzte sich gegen so starke Konkurrenz wie die Rapper Drake, Kendrick Lamar und Cardi B sowie die R&B-Sängerin Janelle Monae durch. Frauen hätten „eine wirklich notwendige Perspektive auf die Kunst“, sagte Musgrave kurz nach der Gala zu Reportern. Es sei „wirklich schön“, dass diese weibliche Komponente eine Chance bekomme, freute sie sich.

Die 30-Jährige überschreitet in ihrem von der Kritik gepriesenen Album die Grenzen des Country-Genres und verbindet es mit Elementen der psychedelischen Musik.

Frauen räumen bei Grammys ab

Es war der Abend der weiblichen Stars in der Musikszene: Bei den Grammys holten so viele Frauen wie nie zuvor die begehrten Preise.

Michelle Obama beschwört Macht der Musik

Rapperin Cardi B wurde zur ersten Frau, die als Solokünstlerin den Grammy für das beste Rap-Album gewann. Als beste neue Künstlerin des Jahres wurde die britische Sängerin Dua Lipa („New Rules“) ausgezeichnet. Lady Gaga erhielt ebenfalls zwei Grammys: Für die beste Pop-Solo-Performance in „Joanne“ und für die beste Pop-Duo-Performance mit Bradley Cooper für „Shallow“. Ariana Grande holte mit „Sweetener“ den Grammy für das beste Pop-Gesangsalbum. Ella Mai wurde mit „Boo’d Up“ für den besten R&B-Song ausgezeichnet.

Wie sehr Frauen heuer die Grammys dominierten, zeigte sich gleich zu Beginn, als Keys gemeinsam mit Lady Gaga, Jada Pinkett Smith, Alicia Keys, Michelle Obama and Jennifer Lopez die Bühne betrat. Die frühere First Lady sandte eine ermutigende Botschaft an die Frauen aus: Die Musik zeige, dass „jede Geschichte in jeder Stimme“ wichtig sei, sagte sie – und fügte unter donnerndem Applaus hinzu: „Stimmt das so, Ladies?“

Unter anderem waren Auftritte von Cardi B, Lady Gaga, Janelle Monae, Jennifer Lopez und H.E.R. zu sehen. Besonders gefeiert wurden Soul-Sängerin Diana Ross und Country-Musikerin Dolly Parton.

Seitenhieb gegen Portnow

Die Grammys ringen darum, in der sich rasant entwickelnden Popszene relevant zu bleiben. Im vergangenen Jahr, als die „#Metoo“-Bewegung, die Misshandlung von Frauen und ihre systematische Benachteiligung bereits ein großes Thema waren, akzeptierte nur eine Musikerin einen Solopreis live auf der Bühne. Davor hatte der nunmehr scheidende Präsident der für die Grammys zuständigen Recording Academy mit einer Aussage für Empörung gesagt. Er hatte gemeint, Frauen müssten sich „steigern“, wenn sie bei der Verleihung stärker vertreten sein wollten.

Auftritt von Kacey Musgraves
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Die große Siegerin des Abends, Kacey Musgraves, bei ihrem Auftritt

„Offenbar haben wir uns richtig gesteigert“, sagte Dua Lipa Sonntagabend bei der Preisverleihung in direkter Anspielung auf Portnow. Nach Kritik von Fans und Musikerinnen hatte Portnow damals erklärt, er habe den falschen Ton getroffen und kündigte Maßnahmen an, um „eindeutige Hürden und unbewusste Vorurteile“ gegenüber Frauen in der Musikindustrie abzubauen. Auch heuer blieben aber zahlreiche Größen der Branche der Preisverleihung fern – darunter Beyonce und Jay-Z, Taylor Swift, Kendrick Lamar und der Rapper Donald Glover alias Childish Gambino.

Auftritt von St. Vincent und Dua Lipa
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St. Vincent und die Britin Dua Lipa traten gemeinsam auf. Kurz danach erhielt Dua Lipa ihre Auszeichnung.

Grammy für beste Aufnahme erstmals an Rapper

Und das, obwohl Childish Gambion als erster Rapper bei der Grammy-Verleihung den Hauptpreis für die beste Aufnahme des Jahres gewann. Sein Song „This Is America“ setzte sich unter anderem gegen Drake mit „God’s Plan“ sowie Kendrick Lamar und SZA mit „All The Stars“ durch. „This Is America“ gewann auch den Preis für das beste Lied des Jahres.

Childish Gambino, bürgerlich Donald Glover, verfasste den Titel zusammen mit dem schwedischen Songschreiber Ludwig Göransson. Vor allem das dazugehörige Musikvideo, das voller Metaphern rund um Rassismus und Waffengewalt in den USA steckt, hatte für Gesprächsstoff gesorgt.

Auftritt von Cardi B.
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Cardi B führte ihren Song „Money“ während der Show auf.

Childish Gambino rappt über die Widersprüche eines Lebens als Afroamerikaner in den Vereinigten Staaten und tanzt im Video mit nacktem Oberkörper, während um ihn herum Gewalt und Chaos ausbrechen.

Die Menschen könnten sich unabhängig von ihrer Herkunft mit „This Is America“ identifizieren, sagte Göransson über den Song. „Er prangert Ungerechtigkeit an, feiert das Leben und vereinigt uns gleichzeitig.“