Frau in Tokyo vor einem Valentins-Herzen
AP/Shizuo Kambayashi
Valentinstag

Japanerinnen gegen Geschenkzwang

Blumenhändler machen am Valentinstag europaweit gute Geschäfte – über Geschenke freuen dürfen sich üblicherweise Lebenspartnerinnen und Lebenspartner oder Verwandte. In Japan gibt es eine andere Tradition: Es ist üblich, dass Frauen ihre männlichen Firmenkollegen mit Schokoladepräsenten beglücken. Doch es regt sich Widerstand.

Selbst im streng konservativen Japan, einem Land in dem entlang Geschlechtergrenzen viele diskriminierende Unterschiede hochgehalten werden, will eine steigende Anzahl an Frauen mit dem Geschenkzwang brechen, wie japanische Medien berichten. Die Tradition ist unter der Bezeichnung „Giri choco“ bekannt, was frei übersetzt etwa „Pflichtschokolade“ bedeutet.

In den Augen vieler handelt es sich um nichts anderes als um ein Spiel mit Macht – schließlich geht es um zu erfüllende Erwartungshaltungen. Ein Umstand, dem erste Firmen bereits den Riegel vorgeschoben haben: In Reaktion auf den steigenden Widerwillen, männliche Kollegen beschenken zu müssen, haben einige Unternehmen die „Verpflichtung“ außer Kraft gesetzt.

Verkauf von Valentins-Schokolade in Tokyo
APA/AFP/Toru Yamanaka
Vor dem 14. Februar läuft in Japan der Verkauf von Schokolade auf Hochtouren

Nur ein Drittel will schenken

Bei einer Befragung eines großen Kaufhauses in Tokio zeigte sich jüngst eine recht klare Stimmungslage hinsichtlich des Valentinstags, wie auch der „Guardian“ berichtete: 56 Prozent der Frauen gaben an, Schokolade im familiären Kontext zu verschenken – wogegen sich nur ein gutes Drittel der Befragten bereit zeigte, Kollegen entsprechend zu beschenken.

„Vor dem Verbot musste man sich Gedanken machen, wen man wie teuer beschenkt. Darum ist es gut, dass es diese Pflicht nicht mehr gibt“, wurde eine Befragte von „Japan Today“ (Onlineausgabe) zitiert. Die „Giri choco“-Tradition gibt es in Japan seit Mitte der 50er Jahre, damals von Geschäftsleuten ins Leben gerufen. Seither hat es sich der Verkauf der kleinen Schokoladen zu einem Millionengeschäft entwickelt.

Herstellung von Valentins-Schokolade in Japan
AP/Takumi Harada
Für Schokoladehersteller bieten Anlässe zu Beginn des Jahres in Japan gute Geschäfte

Godiva-Kampagne sorgte für Aufregung

Mittlerweile mussten Schokoladehersteller auf die zunehmende Abkehr von „Giri choco“ reagieren, einige Marketingkampagnen wurden überarbeitet. Im vergangenen Jahr sorgte der belgische Schokoladehersteller Godiva für Aufregung: In japanischen Zeitungen wurden großformatig Inserate geschaltet, in denen Unternehmen aufgefordert wurden, weibliche Angestellte zu ermutigen, auf „Giri choco“ zu verzichten, wenn sie das Gefühl haben, das aus Zwang tun zu müssen.

„Valentinstag ist ein Anlass, zu dem Menschen ihren wahren Gefühlen Ausdruck verleihen – und nicht berufliche Verhältnisse koordinieren“, hieß es in dem Inserat. Sinkende Umsätze lassen sich in Kauf nehmen, schließlich haben Chocolatiers für die Märkte in Japan und Südkorea auch einen Tag geschaffen, an dem sich Männer für die Geschenke der Frauen revanchieren sollen: Am 14. März klingeln seit den frühen 80er Jahren anlässlich des „Weißen Tags“ die Kassen.