Juan Guaido spricht vor tausenden Freiwilligen
Reuters/Marco Bello
Venezuela

Tauziehen um Hilfslieferungen

Im Machtkampf zwischen der Regierung und der Opposition in Venezuela haben Tausende freiwillige Helfer und Helferinnen ihren Einsatz für die humanitäre Hilfe versprochen und sich damit hinter den selbst ernannten Interimspräsident Juan Guaido gestellt. Präsident Nicolas Maduro ist jedoch weiterhin fest entschlossen, die Hilfslieferungen zu verhindern.

Die Freiwilligen legten am Samstag in Caracas einen Schwur ab, bei der Verteilung der Hilfsgüter in Venezuela zu helfen. „Wir werden Brigaden aufstellen, die die Hilfsgüter ins Land bringen“, sagte Guaido.

Mit Hilfe der Gewerkschaft der Lastwagenfahrer würden die Lieferungen am 23. Februar von den Sammelstellen in den Nachbarländern nach Venezuela geholt. In der kolumbianischen Grenzstadt Cucuta stehen seit Anfang Februar bereits tonnenweise Hilfsgüter bereit.

USA stellen 200 Tonnen Hilfsgüter bereit

Die USA wollen bis dahin weiterhin Hilfsgüter an die kolumbianisch-venezolanische Grenze bringen. Die für die notleidende Bevölkerung in Venezuela bestimmte Lieferung im Umfang von 200 Tonnen werde in den kommenden Tagen per Militärtransportflugzeug erfolgen, hieß es am Freitag aus dem US-Verteidigungsministerium. Venezuelas Regierung lehnt humanitäre Hilfe aus den USA bisher kategorisch ab. Die Armee blockiert seit Tagen einen Grenzübergang zu Kolumbien, um die Lieferung von bereitstehenden Hilfsgütern zu verhindern.

LKW-Anhänger blockieren eine Autbahn
AP/APTN
Die blockierte Brücke an der Grenze zu Kolumbien ist zum Symbol für den Machtkampf in Venezuela geworden

Grenze zu Kolumbien „unverletzbar“ machen

Maduro hat seine Armee daher beauftragt, einen Plan zur Entsendung zusätzlicher Truppen an die Grenze mit Kolumbien vorzubereiten. Es müsse geprüft werden, „welche neuen Truppen“ notwendig seien, um die 2.200 Kilometer lange Grenze zum Nachbarland „unverletzbar“ zu machen, sagte Maduro am Freitag bei einem Treffen mit der Militärführung.

Er warf den USA vor, Venezuela zu berauben und im Gegenzug mit „verfaultem und verseuchtem Essen“ abspeisen zu wollen. Durch die US-Sanktionen gegen Venezuelas Ölsektor sei seinem Land ein Schaden von 30 Milliarden Dollar entstanden, sagte Maduro. Nun biete Washington seinem Land „Brosamen“ an. US-Präsident Donald Trump warf Maduro vor, einen „schrecklichen Fehler“ zu begehen, indem er die Hilfslieferungen blockiere.

Maduro: USA und Kolumbien planen Krieg

Den USA und Kolumbien unterstellte Maduro zudem die Planung eines „Krieges“. „Ich übertreibe nicht. Donald Trump und Ivan Duque haben im Weißen Haus Pläne angekündigt für einen Krieg gegen Venezuela“, sagte Maduro mit Blick auf ein Treffen des US-Präsidenten und des kolumbianischen Staatschefs in Washington. Dabei hatte Trump bekräftigt, dass er „alle Optionen“ prüfe, um die Krise in Venezuela zu lösen. Duque betonte bei einem Gespräch mit Guaido am Freitag indes seine Entschlossenheit, Venezuela zu helfen.

Krise in Venezuela

Obwohl Venezuela über die weltgrößten Ölvorkommen verfügt, herrscht seit Jahren eine gravierende Versorgungskrise. Mehr als 2,3 Millionen Einwohner flohen bereits aus dem Land, wo es an Medikamenten, Lebensmitteln und anderen Artikeln des täglichen Bedarfs fehlt.

Kuba beobachtete nach eigenen Angaben bereits Verlegungen von US-Spezialkräften in die Karibik. Das kubanische Außenministerium hatte am Mittwoch erklärt, die USA hätten Spezialkräfte nach Puerto Rico und auf andere Karibikinseln verlegt, um einen Angriff auf Venezuela vorzubereiten. „Die Vorbereitungen einer militärischen Aggression unter einem humanitären Vorwand gehen weiter“, warnte die Regierung in Havanna, die fest zu Maduro steht. Dieser hatte Kuba in den vergangenen Jahren massiv unterstützt.

USA weisen Gesprächsangebot ab

Trotz seiner harschen Rhetorik zeigte sich Maduro gesprächsbereit. Er räumte Geheimtreffen seines Außenministers Jorge Arreaza mit dem US-Sondergesandten für Venezuela, Elliott Abrams, ein. Beide hätten sich kürzlich zu zwei mehrstündigen Gesprächen in New York getroffen, sagte Maduro der Nachrichtenagentur Associated Press. Er habe Abrams nach Venezuela eingeladen. Das Treffen könne „privat, in der Öffentlichkeit oder im Geheimen“ stattfinden.

US-Außenminister Mike Pompeo reagierte abweisend auf das Gesprächsangebot. Die Äußerungen zeigten lediglich, dass Maduro einsehe, dass seine Zeit ablaufe, erklärte Pompeo. Er bekräftigte die Unterstützung der US-Regierung für Guaido.

Grafik zu Venezuela
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA, Fotos: APA/AFP

Pence fordert EU zur Anerkennung Guaidos auf

Indes hat auch US-Vizepräsident Mike Pence die EU zur Anerkennung von Guaido als legitimen Präsidenten Venezuelas aufgefordert. Maduro sei „ein Diktator, der kein Recht mehr auf die Macht hat“, sagte Pence am Samstag bei der Münchner Sicherheitskonferenz. „Nicolas Maduro muss gehen", so Pence. Die Europäische Union solle im Sinne der Freiheit " Guaido als den einzig rechtmäßigen Präsidenten Venezuelas anerkennen“.

Die USA hatten den oppositionellen Parlamentspräsidenten bereits im Jänner als eines der ersten Länder als Interimspräsidenten anerkannt. Auch Dutzende andere Länder, darunter Österreich, Deutschland und weitere EU-Staaten, unterstützen Guaido.