Russischer Sender empört über Sperre von Facebook-Seite

Die Sperrung einer zum russischen Fernsehsender RT gehörenden Facebook-Seite hat für Empörung in Moskau gesorgt. „Wir haben keinerlei Facebook-Regeln gebrochen“, beschwerte sich RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan heute im Messengerdienst Telegram. Facebook habe die „weithin beliebte“ Seite des englischsprachigen RT-Projekts „In the Now“ nach einem Bericht des US-Senders CNN gesperrt, „ohne die Anschuldigungen zu darzulegen“.

Der CNN-Bericht hatte offengelegt, dass „In the Now“ – ebenso wie RT – vom russischen Staat finanziert wird. Simonjan argumentierte, es sollte kein Problem sein, dass die Seite die russische Finanzierung den Nutzern gegenüber nicht offen kommuniziert hätte. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow forderte eine „Erklärung von Facebook hinsichtlich der genauen Gründe“ für die Sperrung. Das Soziale Netzwerk sei ein „Druckmittel“ für Washington, fügte er hinzu.

Videos als „Köder“

Die Facebook-Seite von „In the Now“ war heute nicht abrufbar. Auf der Videoplattform YouTube erklärt „In the Now“, eine „Gemeinschaft aufmerksamer Medienkonsumenten um wichtige, neugierige und zielgerichtete Inhalte“ aufbauen zu wollen. Der 2014 gestartete YouTube-Kanal erwähnt keine Verbindung zu RT bzw. Russland und hat 2,8 Millionen Seitenaufrufe. Die gesperrte Facebook-Seite zählte laut Simonjan vier Millionen Abonnenten und 2,5 Milliarden Aufrufe.

Das von der EU finanzierte Projekt EU vs. Disinfo (EU gegen Fehlinformation) erklärte, „In the Now“ sei für ein junges Publikum erschaffen worden, das mit den politischen Berichten von RT nichts anfangen kann. Videos über die Säuberung der Ozeane und wachsenden Atheismus hätten einen „hohen emotionalen und Unterhaltungswert“ und dienten als „Köder“, um die Verbindungen des Projekts mit Russland zu „tarnen“, hieß es.

Facebook hat im vergangenen Monat nach eigenen Angaben mehr als 500 aus Russland stammende Seiten gelöscht. Die meisten von ihnen wiesen Verbindungen zu Mitarbeitern der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik auf, an deren Spitze ebenfalls Simonjan steht.