Mexikanischer Künstler baut kleine Mauer in New York

Mitten im Streit über eine Mauer an der US-Grenze zu Mexiko hat ein mexikanischer Künstler in New York eine kleine Mauer gebaut. Die etwa 1,90 Meter hohe und zehn Meter lange Mauer aus Ziegelsteinen ist Teil der Ausstellung „Borders“ in der Galerie James Cohan, die sich mit politischen, ideologischen und physischen Grenzen beschäftigt.

„Die Bedeutung einer Mauer bestimmen diejenigen, die mit ihr konfrontiert werden“, sagte der aus Guadalajara stammende Künstler Jorge Mendez Blake der Website ArtNews.

Kafka in der Mauer

Auf den ersten Blick kaum sichtbar hat Mendez eine Ausgabe von Franz Kafkas „Amerika“ am Fuß der Mauer eingearbeitet. Der Roman erzählt die Geschichte des 16-jährigen Karl Rossmann, der von seinen Eltern verstoßen und nach Amerika geschickt wird und dort sozial absteigt. Das Kafka-Buch erzeugt unter den Ziegelsteinen eine Art Bodenwelle, die als Delle auch am Oberrand der Mauer sichtbar wird.

„Grenzen sind gleichbedeutend mit staatlicher Macht, Souveränität und nationaler Identität“, schreibt die Galerie zur Schau. „Sie bestimmen Zugehörigkeit und Anderssein. Mit Blick auf den zunehmenden Nationalismus und die wachsende weltweite Flüchtlingskrise festigen sich Grenzen rund um die Welt und geraten zugleich aus den Fugen.“

US-Präsident Donald Trump hatte den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko zu einem seiner wichtigsten Versprechen im Wahlkampf gemacht. Im eskalierenden Streit über die Finanzierung will Trump den Bau mit Hilfe einer Notstandserklärung durchsetzen, wogegen 16 Bundesstaaten der USA sich mit einer Sammelklage wehren. Trump begründet den nationalen Notstand mit einer angeblichen „Invasion“ von Drogen, Menschenschmugglern und kriminellen Banden.