Gericht: London muss Kontrolle über Chagos-Inseln abgeben

Das Vereinigte Königreich muss nach Auffassung des Internationalen Gerichtshofs (IGH) schnellstmöglich die Kontrolle über die Chagos-Inseln im Indischen Ozean an Mauritius abgeben. In ihrer Stellungnahme zu dem jahrzehntelangen Streit um das Kolonialgebiet entschieden die Richter heute zugunsten des Inselstaats Mauritius.

Das Vereinigte Königreich habe die Inseln in den 1960er Jahren unrechtmäßig von seiner damaligen Kolonie Mauritius abgespaltet, urteilte das Gericht. Mauritius erhielt daraufhin von London die Unabhängigkeit, die Chagos-Inseln blieben aber britisch.

„Das Vereinigte Königreich ist verpflichtet, seine Verwaltung des Chagos-Archipels so schnell wie möglich zu beenden, um Mauritius zu ermöglichen, die Dekolonisation seines Territoriums abzuschließen“, sagte nun der Vorsitzende Richter Abdulqawi Ahmed Yusuf.

Mauritius fordert Rückgabe

Der afrikanische Inselstaat Mauritius fordert die Rückgabe der Inseln, die zur britischen Kolonialzeit von Mauritius aus verwaltet wurden. Im Jahr 1965, kurz vor der Unabhängigkeit von Mauritius, trennte London die Inseln ab und behielt sie als Kolonie. Anfang der 70er Jahre vertrieben die britischen Herrscher dann fast 2.000 Bewohner des Archipels, um Platz für einen US-Luftwaffenstützpunkt zu schaffen.

Die Stellungnahme des IGH ist nicht bindend, jedoch von großer symbolischer Bedeutung, da das Gericht von der UNO-Vollversammlung beauftragt worden war, seine Einschätzung zu dem Streit abzugeben.