Kneissl: Indien setzt Brexit mit einer Art Apokalypse gleich

Indien betrachtet die Entwicklung rund um den Brexit mit großer Sorge. Diesen Eindruck gewann FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl gestern bei einem Treffen mit ihrer indischen Amtskollegin Sushma Swaraj in Neu-Delhi. In der ehemaligen britischen Kolonie werde der Brexit mit einer Art Apokalypse gleichgesetzt, so Kneissl. Sie habe aber die Meinung vertreten, er sei nicht „das Ende von allem“.

Vielmehr habe sie versucht, Swaraj zu vermitteln, dass mit dem geplanten Ausstieg Großbritanniens aus der EU „nicht alles zusammenbricht“, erzählte Kneissl nach der Zusammenkunft. Die Europäische Union sehe sich zudem mit anderen Fragen konfrontiert. „Wir sehen einen Ost-West-Bruch“, meinte Kneissl nach dem Gespräch, zudem könnte sich die politische Landschaft bei den kommenden EU-Wahlen „verschieben.“

Dass es nach dem Brexit zu einem Wiedererstarken des britischen Commonwealth komme werden, glaube in der Region zudem niemand, ergänzte Kneissl. Vielmehr werde die EU als wichtiger Handelsblock angesehen.

Reform des UNO-Sicherheitsrats gefordert

Außerdem sei es bei dem Meinungsaustausch auch um Sicherheitsthemen, das Verhältnis Indiens zu Pakistan oder China sowie um Abrüstungsfragen gegangen. Zu Pakistan sei seitens Indiens das Gespräch gesucht worden, habe Swaraj zu verstehen gegeben. Doch hätten sich die Fronten auch durch jüngste Terroranschläge wieder verhärtet.

Über Terror könne nicht verhandelt werden, umriss die Außenministerin die indische Position. Indien und Pakistan streiten seit Beginn ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947 um die Herrschaft über das Himalaya-Tal Kaschmir. Die beiden heutigen Atommächte führten bereits zwei Kriege um das Gebiet.

Multilateral habe Swaraj vehement eine Reform des UNO-Sicherheitsrats gefordert. Das 1,4 Milliarden Einwohner und Einwohnerinnen zählende Land ist schon lange der Meinung, dass ihm ein fester Sitz in dem Gremium zusteht. Bilateral seien neben dem heurigen 70-Jahr-Jubiläum der Aufnahme bilateraler Beziehungen auch Wirtschaftsthemen besprochen worden. So habe etwa der Gesundheitskonzern VAMED Interesse, in Indien Spitäler zu bauen. Insgesamt seien in Indien 155 österreichische Firmen tätig. Die Kooperation sei aber noch ausbaufähig.