Türkei wirft EU „Unehrlichkeit“ vor

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat der Europäischen Union Heuchelei wegen ihres Gipfeltreffens mit der Arabischen Liga vorgeworfen. Erdogan wies heute darauf hin, dass das Gastgeberland Ägypten unter Präsident Abdel Fattah al-Sisi kurz vor dem Gipfel neun Männer hingerichtet habe. „Die EU ist unehrlich“, kritisierte Erdogan.

„Können wir von Demokratie in den EU-Mitgliedsländern reden, die die Einladung von Sisi akzeptiert haben, der seit der Machtübernahme 42 Menschen hingerichtet hat und neun junge Leute letzte Woche, obwohl die Todesstrafe (in der EU) verboten ist?“, fragte Erdogan in einer Wahlkampfrede in der nordtürkischen Provinz Giresun.

Die Beziehungen zwischen der Türkei und Ägypten sind äußerst frostig seit dem Militärputsch 2013, bei dem der damalige Generalstabschef Sisi den islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi gestürzt hatte. Sisi wurde später selbst zum Staatschef bestimmt.

Vor Erdogan hatte bereits der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu die EU-Staaten wegen ihres Gipfels mit der Arabischen Liga scharf kritisiert. Cavusoglu nannte es „ein Beispiel von Doppelstandards, von Heuchelei, dass die EU-Führung Sisi unterstützt“, nachdem in Ägypten zuvor neun Menschen hingerichtet worden waren. Die EU-Spitzen hätten „keine Werte, nur Interessen“, sagte er vor Reportern in Ankara.