Indien warf Pakistan eine Verletzung seines Luftraums über dem indischen Teil Kaschmirs vor. Die pakistanischen Flugzeuge hätten Mittwochfrüh kurz die Kontrolllinie überflogen, berichtete die indische Nachrichtenagentur PTI.
Ein Regierungsvertreter aus dem indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir bestätigte die Angaben. Die pakistanischen Flugzeuge seien aber von der indischen Luftwaffe zurückgedrängt worden. Auf dem Rückflug warfen sie laut dem PTI-Bericht Bomben ab. Ein Sprecher der indischen Luftwaffe bestätigte den Absturz einer Maschine der indischen Luftwaffe im Bezirk Budgam im indischen Teil Kaschmirs. Weitere Angaben machte der Sprecher nicht.
Indischer Pilot festgenommen
Der pakistanische Militärsprecher Ghafoor sagte, nach dem Abschuss der beiden indischen Flugzeuge sei eine Maschine in den pakistanischen Teil Kaschmirs gestürzt und die andere auf die indische Seite. Ein indischer Pilot sei von pakistanischen Truppen festgenommen worden. Wegen der Spannungen mit Indien sperrte Pakistan indes seinen Luftraum bis auf Weiteres.
Im Kaschmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan wächst derzeit die Gefahr einer neuen militärischen Eskalation: Das indische Militär hatte am Dienstag Luftangriffe auf Ziele in Pakistan geflogen und dabei nach Angaben der Regierung islamistische Kämpfer getötet. Pakistan drohte „baldige“ Gegenmaßnahmen an. Die Anspannung in der Region ist groß, seit bei einem Selbstmordattentat am 14. Februar 41 indische Sicherheitskräfte getötet wurden. Die Islamistengruppe Jaish-e-Mohammed beanspruchte die Tat für sich. Indien beschuldigt Pakistan, den Anschlag unterstützt zu haben. Islamabad weist die Anschuldigungen zurück.
Gefährliche Eskalation
Der Konflikt um die Grenzregion Kaschmir spitzt sich seit einem Selbstmordanschlag auf indische Soldaten zu.
Der pakistanische Ministerpräsident Imran Khan rief am Mittwoch angesichts der militärischen Konfrontation Indien zu Gesprächen auf. Es sei einfach, einen Krieg zu beginnen, aber wohin dieser führt, könnte niemand kontrollieren. „Wir sollten uns hinsetzen und reden.“
Streit über „Terroristencamp“
China drängte Indien und Pakistan am Dienstag dazu, „Zurückhaltung zu üben“. Beide Länder müssten bei der Stabilisierung der Situation in der Region helfen und ihre Beziehungen verbessern, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Auch die EU forderte die beiden verfeindeten Staaten zu „maximaler Zurückhaltung“ auf. Khan hatte am Dienstag seine Streitkräfte und Landsleute gemahnt, auf alle Möglichkeiten vorbereitet zu sein. Das Nationale Sicherheitskomitee kam in einer Dringlichkeitssitzung zu dem Schluss, dass Indien eine ungerechtfertigte Aggression begangen habe.
Indien hatte nach eigenen Angaben von Dienstag ein Terroristencamp in Pakistan angegriffen. Dabei sei „eine sehr große Anzahl“ Angehöriger der JEM getötet worden, darunter auch einige Anführer. Pakistan wies diese Angaben zurück: Es gebe kein „Terrorcamp“, zudem sei bei dem Angriff niemand getötet worden. Pakistans Außenminister Shah Mehmood Qureshi verurteilte die Verletzung des Luftraums aber als „ungerechtfertigte Aggression, auf die Pakistan zu gegebener Zeit und an gegebenem Ort antworten wird“. Am Dienstag sollen bei Gefechten mehrere Menschen ums Leben gekommen sein.
In Indien war dagegen von einem erfolgreichen Schlag gegen den Terrorismus die Rede. Bei dem Angriff seien „Terroristen, Ausbildner, hochrangige Befehlshaber“ sowie potenzielle Selbstmordattentäter „eliminiert“ worden.
Umkämpfte Region
Seit der Unabhängigkeit des früheren Britisch-Indien und seiner Trennung in Indien und Pakistan im Jahr 1947 beanspruchen beide Länder Kaschmir für sich. Sie kontrollieren jeweils einen Teil der im Norden gelegenen Region, die auch an China grenzt. Die heutigen Nuklearmächte führten bereits zwei Kriege um das Kaschmirtal.