US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un
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Treffen Kim – Trump

Gipfel endet abrupt und ohne Ergebnis

Der USA-Nordkorea-Gipfel in Hanoi (Vietnam) ist am Donnerstag ohne Einigung zu Ende gegangen. US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hätten in ihren zweitägigen Beratungen „keine Einigung erzielt“, teilte Trumps Sprecherin Sarah Sanders mit. Die Verhandlungsteams würden sich aber „in der Zukunft“ wieder treffen.

Der Gipfel wurde vorzeitig beendet. Ein ursprünglich geplantes gemeinsames Mittagessen und die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung wurden von der Tagesordnung gestrichen. Kim und Trump verließen den Tagungsort in ihren jeweiligen Fahrzeugkonvois.

Kim wollte nach Angaben von Trump alle Sanktionen aufgehoben haben. „Wir konnten das nicht tun“, sagte der US-Präsident vor Journalisten. Die nordkoreanische Seite war Trump zufolge bereit, atomar abzurüsten, aber nicht in einer Weise wie von den USA gefordert. „Sie waren bereit, einen großen Teil zu denuklearisieren, aber nicht da, wo wir es wollten“, sagte Trump. „Wir mussten davon Abstand nehmen.“ Nach Angaben von Außenminister Mike Pompeo sei Kim aufgefordert worden, weitreichendere Zugeständnisse in den Bemühungen für eine atomare Abrüstung zu machen. „Wir haben ihn aufgefordert, mehr zu tun, aber er war nicht darauf vorbereitet.“

US-Präsident Donald Trump während einer Pressekonferenz
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Trump über sein Verhältnis zu Kim: „Wir mögen einander“

Nordkorea verzichtet weiter auf Atomtests

Trotz der ausgebliebenen Einigung bezeichnete Trump die Gespräche als „produktiv“. „Wir hatten eine wirklich produktive Zeit“, sagte Trump nach dem Ende der zweitägigen Gespräche. Es habe „verschiedene Optionen“ gegeben. Man habe sich aber dazu entschieden, nichts zu unterzeichnen. Nordkorea will laut Trump auch weiterhin auf neue Atomwaffen- und Raketentests verzichten – der letzte Test datiert von November 2017. Zu seinem persönlichen Verhältnis mit Kim sagte Trump: „Wir mögen einander.“ Von Nordkorea gab es zum Ausgang der Gespräche zunächst keinerlei Reaktion.

ORF-Korrespondent Andreas Pfeifer aus Hanoi

Das Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un wurde vorzeitig und ohne Einigung beendet. ORF-Korrespondent Andreas Pfeifer berichtet.

Die Gespräche der beiden Politiker am Donnerstag hatten hinter verschlossenen Türen stattgefunden. Dabei sollte es insbesondere um konkrete Schritte für die von den USA geforderte „Denuklearisierung“ der koreanischen Halbinsel gehen. Die USA hatten wiederholt gefordert, dass Nordkorea sein Atomwaffenarsenal vollständig, unumkehrbar und nachprüfbar aufgibt. Die Führung in Pjöngjang fordert eine Aufhebung der wegen des nordkoreanischen Atom- und Raketenprogramms verhängten Sanktionen und einen Abzug der US-Truppen aus Südkorea.

Trump: „Keine Eile“ bei Denuklearisierung

Zu Beginn des zweiten und letzten Tages ihres Gipfels hatten sich Trump und Kim noch vorsichtig optimistisch gezeigt. Trump sagte, es sei für ihn nicht wichtig, wie schnell die Verhandlungen über eine atomare Abrüstung vorankämen – er habe „keine Eile“, entscheidend sei die Qualität des Vertrags. Später sagte Kim, er wäre nicht nach Hanoi gekommen, wenn er nicht zur Denuklearisierung bereit wäre.

Allerdings haben die USA und Nordkorea höchst unterschiedliche Ansichten darüber, was genau unter Denuklearisierung zu verstehen ist. Auf die Frage, ob er zu konkreten Schritten hin zu einer atomaren Abrüstung bereit sei, sagte Kim: „Das ist es, worüber wir jetzt diskutieren.“ Zudem hatte Kim auf eine entsprechende Frage eines Journalisten ein US-Verbindungsbüro in Nordkorea als „begrüßenswert“ bezeichnet. Trump sagte, eine solche Idee sei eine „großartige Sache“. Ein Verbindungsbüro hat nicht den Rang einer Botschaft, würde aber einen Schritt hin zu einer Normalisierung der Beziehungen bedeuten.

US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un
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Trump bezeichnete den Gipfel trotz der ausgebliebenen Einigung als „produktiv“

Trump: Erstes Treffen war „großer Erfolg“

Zum Auftakt des Gipfels am Mittwoch in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi hatten Trump und Kim einander per Handschlag begrüßt. Der US-Präsident bezeichnete es als "eine Ehre, mit dem Vorsitzenden Kim zu sein. Bereits das erste Treffen der beiden Staatschefs sei „ein großer Erfolg“ gewesen, so Trump am Mittwochabend (Ortszeit) bei dem Treffen in Hanoi.

Kim sagte, sein Land sei in mehrfacher Hinsicht „missverstanden“ und ihm sei mit Misstrauen begegnet worden. „Aber wir haben all das überwunden und sind aufeinander zugegangen und nach 261 Tagen (nach dem ersten Gipfel) in Hanoi angekommen.“ Trump und Kim sprachen am Mittwoch erst etwa 20 Minuten unter vier Augen, danach stand ein Abendessen in größerem diplomatischen Kreis mit Ministern und Beratern auf dem Programm. Die Begrüßung zwischen den beiden Staatschefs sei erst etwas angespannt ausgefallen, hieß es in Medienberichten, erst langsam habe sich die Atmosphäre gelockert.

Treffen in legendärem Hotel

Schauplatz des ersten Treffens war das legendäre Hotel „Mercure“ in Hanoi, ein Fünfsternhotel gebaut 1901 und im französischen Kolonialstil gehalten. Das Gebäude wurde von schwer bewaffneten Soldaten bewacht, Panzerfahrzeuge inklusive. Kim war am Dienstag in Hanoi eingetroffen, er hatte über 4.500 Kilometer in seinem gepanzerten Sonderzug zurückgelegt und stieg erst an der Grenze zwischen Vietnam und China ins Auto um. Ihm wird Flugangst nachgesagt. Trump erreichte die vietnamesische Hauptstadt am Abend (Ortszeit) mit dem Präsidentenflugzeug Air Force One.

Trump hatte Kim zum ersten Mal im Juni in Singapur getroffen. Der Gipfel war der erste zwischen einem amtierenden US- und einem nordkoreanischen Staatschef überhaupt gewesen, das Echo auf das meist als „historisch“ bezeichnete Treffen danach international enorm.

Nordkoreas Führer Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump beim Gipfeltreffen 2018
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Trump und Kim bei ihrem ersten gemeinsamen Treffen im Juni 2018 in Singapur

„Freund“, „Greis“ und „Raketenmann“

Die USA und Nordkorea einigten sich damals auf einen Ausbau der bilateralen Beziehungen, vor allem aber auf die atomare Abrüstung der koreanischen Halbinsel. Für die Zeit danach prognostizierte Trump Nordkorea eine „fantastische Zukunft“. Er nannte Kim einen „Freund“. Anfang letzten Jahres hatte er ihm noch als Warnung via Twitter ausrichten lassen, er habe den größeren „nuklearen Knopf“. Noch früher hatten sich beide wechselseitig als kleiner „Raketenmann“ auf selbstmörderischer Mission (Trump über Kim) und seniler Greis aus den USA (Kim über Trump) beschimpft.

Unter die enthusiastischen Stimmen mischten sich nach dem Gipfel in Singapur aber auch kritische. Die Absichtserklärungen blieben vage, danach sei faktisch „herzlich wenig“ passiert, analysierte die „Asia Times“ im Vorfeld des aktuellen Treffens in Vietnam. Zeitpläne habe es keine gegeben, die Gespräche über die atomare Abrüstung stockten auf Verhandlungsebene zwischen US-Verteidigungsminister Mike Pompeo und seinem Gegenüber Kim Yong Chol.