Jussie Smollett
Reuters/Joshua Lott
Angeblicher Angriff

„Empire“-Star Jussie Smollett angeklagt

US-Schauspieler Jussie Smollett, der laut Polizei einen gegen ihn gerichteten rassistischen und homophoben Angriff erfand, wird wegen mehrerer Vergehen vor Gericht gestellt. Eine Grand Jury im Bezirk Cook County erhob Freitag Anklage in 16 Punkten gegen den durch die Serie „Empire“ berühmt gewordenen Smollett, wie der Sender CNN und andere US-Medien berichteten.

Es geht dabei um falsche Angaben gegenüber den Behörden. Eine Grand Jury wird eingeschaltet, um Beweise in möglichen Verbrechensfällen zu prüfen und zu entscheiden, ob Anklage erhoben werden soll. Smollett muss am 14. März vor Gericht erscheinen.

Der 36-Jährige war im Februar wegen mutmaßlicher Falschaussagen gegenüber der Polizei festgenommen worden. Laut Ermittlern bezahlte der Schauspieler zwei Männer, um die Attacke gegen ihn zu simulieren. Der Polizei zufolge wollte der bekennende schwule afroamerikanische Schauspieler damit seine Karriere vorantreiben.

Jussie Smollett bei einer Fernsehsendung
AP/Invision/Willy Sanjuan
Smollett bei einer Veranstaltung zu „Empire“ im Sommer 2017

Mehrere Jahre Gefängnis drohen

Smollett hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Nach Zahlung einer Kaution kam er vorerst frei. Bei einer Verurteilung könnte ihm eine Strafe von mehreren Jahren Gefängnis drohen. Aus Folgen der Dramaserie „Empire“ wurde seine Figur inzwischen entfernt.

Ende Jänner hatte Smollett bei der Polizei in Chicago erklärt, er sei von zwei Unbekannten angegriffen und rassistisch und homophob beleidigt worden. Die Männer hätten ihm eine Schlinge um den Hals gebunden und eine chemische Substanz auf ihn gekippt.

Polizeifoto von Jussie Smollett
AP/Chicago Police Department
Smollett auf dem Polizeifoto nach seiner Verhaftung

Lieblingsfigur von „Empire“-Fans

Die Produzenten der im US-Sender Fox laufenden „Empire“-Serie hatten sich wiederholt mit Smollett solidarisiert, nachdem erstmals der Verdacht aufgekommen war, er könnte den Angriff fingiert haben. Später aber erklärten sie, sie hätten die Streichung von Smolletts Rolle in den zwei noch zu drehenden Folgen beschlossen, um „weitere Störungen“ der Arbeit der Filmcrew zu vermeiden. Die Anschuldigungen gegen Smollett nannten die „Empire“-Macher Ende Februar „sehr beunruhigend“. Für ihre Klärung vertrauten sie auf das juristische Prozedere.

Die TV-Serie „Empire“ dreht sich um ein fiktives Hip-Hop-Label und den Machtkampf innerhalb der Familie des Gründers. Smollett spielt darin einen offen homosexuell lebenden Singer-Songwriter, der als einer von drei Söhnen eines Hip-Hop-Moguls zeitweise als neuer Vorsitzender des Labels in Stellung gebracht wird. Der von Smollett dargestellte Jamal Lyon zählt zu den Lieblingsfiguren der „Empire“-Fans.

Polizei: Unzufrieden mit seinem Gehalt

Der angebliche Angriff auf Smollett hatte aber nicht nur in der Filmbranche und bei Fans für Empörung gesorgt, sondern war auch schnell von vielen Politikern scharf verurteilt worden. Die Attacke schien für die zunehmende Gewalt gegen Minderheiten in den USA zu stehen, für die Kritiker auch die aggressive Rhetorik von Präsident Donald Trump verantwortlich machen.

Die Ermittler gelangten aber zu dem Schluss, dass der Schauspieler „den Schmerz und die Wut über den Rassismus ausgenutzt“ habe, um seine Karriere zu befördern, wie der Polizeichef von Chicago, Eddie Johnson, Ende Februar bei einer Pressekonferenz sagte. Nach seinen Angaben soll es Smollett auch um materielle Vorteile gegangen sein: Er sei „unzufrieden mit seinem Gehalt“ gewesen.

Die Anwälte des Schauspielers kritisierten Ende Februar die Polizei scharf: Mit der Pressekonferenz sei auf der Unschuldsvermutung „herumgetrampelt“ worden. Smollett beharre auf seiner Unschuld und fühle sich „von einem System verraten, das anscheinend einen fairen Prozess überspringen und direkt zum Urteil übergehen will“.