Prozessbeginn gegen saudische Frauenrechtlerinnen

Vor dem Strafgericht der saudi-arabischen Hauptstadt Riad sind heute zehn Frauen erschienen, die seit fast einem Jahr ohne Anklage im Gefängnis sitzen. Bei der Anhörung sollten sie nach Angaben des Richters erfahren, was ihnen zur Last gelegt wird. Angehörige der Frauen durften an der Anhörung teilnehmen, Journalistinnen und Journalisten und westliche Diplomaten waren nicht zugelassen.

Ursprünglich war erwartet worden, dass die erste Anhörung in dem Verfahren vor dem Anti-Terror-Gericht in Riad stattfinden werde. Doch Angehörige der Inhaftierten teilten mit, die Behörden hätten sie per Telefon um Mitternacht über die Verlegung in das andere Gericht unterrichtet. Gründe dafür seien nicht angegeben worden.

Festnahmen vor Aufhebung des Fahrverbots für Frauen

Kurz vor der Aufhebung des Fahrverbots für Frauen in dem ultrakonservativen Königreich waren im Mai 2018 mehr als ein Dutzend Menschenrechtsaktivisten festgenommen worden. Darunter waren vor allem Frauenrechtlerinnen, die lange gegen das Fahrverbot gekämpft hatten. Einige wurden später wieder freigelassen.

Menschenrechtsgruppen wie Human Rights Watch und Amnesty International kritisieren die Inhaftierung der Frauen und fordern ihre Freilassung. Vergangene Woche übten 36 Länder im UNO-Menschenrechtsrat deutliche Kritik an Saudi-Arabien. Sie äußerten sich besorgt über Menschenrechtsverstöße in dem Königreich und verlangten eine schnelle Aufklärung im Fall des ermordeten saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi (Dschamal Chaschukdschi).