47 Jahre nach Bloody Sunday Mordanklage gegen Soldaten

Mehr als 47 Jahre nach dem Blutsonntag (Bloody Sunday) in Nordirland droht einem ehemaligen britischen Soldaten eine Anklage wegen Mordes. „Soldat F.“, wie die BBC heute berichtete, werde beschuldigt, damals in der Stadt Londonderry (Derry) zwei Männer – James Wray und William McKinney – getötet zu haben.

Dazu komme noch eine bevorstehende Anklage gegen ihn wegen versuchten Mordes in vier Fällen. Gegen bis zu 18 weitere Verdächtige gebe es zu wenige mögliche Beweise. Am Bloody Sunday, dem 30. Jänner 1972, wurden während Demonstrationen insgesamt 13 Personen von Soldaten der britischen Armee getötet. Der Nordirland-Konflikt eskalierte in weiterer Folge deutlich.

Aufarbeitung immer noch Grund für Streit

Aus dem Verteidigungsministerium in London hieß es laut BBC, dass der frühere Soldat rechtliche Unterstützung erhalten solle. Für seine Verteidigung etwa solle die öffentliche Hand aufkommen. Das sei man den Soldaten, die damals mit Mut gedient und „Nordirland Frieden gebracht“ hätten, schuldig. Die Aufarbeitung der Geschehnisse im Jänner 1972 hat in Großbritannien viele Jahre in Anspruch genommen und ist mitunter immer noch strittig.

Die britische Nordirland-Ministerin Karen Bradley hatte erst kürzlich für heftige Proteste gesorgt, weil sie im Londoner Parlament gesagt hatte, dass Tötungen durch britische Soldaten und Polizei im Nordirland-Konflikt nicht als Verbrechen zu werten seien.

In dem über Jahrzehnte währenden Konflikt standen katholische Nationalisten, die eine Vereinigung mit Irland anstreben, protestantischen Unionisten gegenüber, die weiterhin zu Großbritannien gehören wollen.