Eine gemeinsame Gesellschaft von Signa und des New Yorker Immobilienentwicklers RFR Holding habe eine Kaufvereinbarung mit den bisherigen Eigentümern, dem Abu Dhabi Investment Council und Tishman Speyer, unterzeichnet. Der Kauf des 319 Meter hohen Wolkenkratzers passe perfekt in das Signa-Konzept des Erwerbs historischer Gebäude in besten Innenstadtlagen, hieß es.
Nach Medienberichten soll der Kaufpreis etwas mehr als 150 Millionen Dollar (rund 134 Mio Euro) betragen. Der Kauf ist für Signa das Debüt auf dem US-Immobilienmarkt. Das Unternehmen ist Mehrheitseigner des neuen Gemeinschaftsunternehmens der deutschen Warenhausketten Karstadt und Kaufhof. Auch die Möbelkette kika/Leiner sowie Anteile an der „Kronen Zeitung“ gehören Benkos Signa.
150 Millionen als Schnäppchen
Das Abu Dhabi Investment Council hatte 90 Prozent des Chrysler Building 2008 für 800 Millionen Dollar von Tishman Speyer erworben, wie das „Wall Street Journal“ berichtete. Tishman Speyer hatte 1997 für das ganze Gebäude schätzungsweise zwischen 210 und 250 Millionen Dollar bezahlt, so der Wirtschaftsdienst Bloomberg. 150 Mio. Euro als Kaufpreis wären somit ein Schnäppchen. Im Zuge der Finanzkrise waren die Immobilienpreise dann eingebrochen und haben sich in manchen Fällen noch nicht ganz erholt.
Schwierige Zeiten für Veräußerung
In dem Wolkenkratzer befinden sich derzeit Büros. Unklar ist, ob das geändert werden darf und etwa die Büros zu Luxuswohnungen umgebaut werden können. Mubadala und Tishman Speyer hatten das Chrysler-Gebäude in für die Immobilienbranche schwierigen Zeiten auf den Markt gebracht. Das Viertel Hudson Yards am Westrand von Manhattan mit 1,6 Millionen Quadratmetern an nagelneuen Wohnungen und Büros, das kurz vor der Fertigstellung steht, dürfte die ohnehin fallenden Preise für Büros in älteren Gebäuden weiter nach unten gedrückt haben: Das wäre auch die Erklärung für den relativ günstigen Kaufpreis für Benko.
Dank Spitze Konkurrenz kurz abgehängt
Das Chrysler Building liegt in der 42. Straße Ecke Lexington Avenue und ist ein Meisterwerk des Art Deco. Das Gebäude ist auch wegen seines unverwechselbaren Charakters bei Touristen und Touristinnen beliebt, es hat allerdings keine Aussichtsplattform.
Der 77-stöckige Turm wurde zwischen 1928 und 1930 erbaut. Während der Bauzeit stand er in Konkurrenz zum Bank-of-Manhattan-Wolkenkratzer um das höchste Gebäude der Welt. Bis zum Schluss hielt der Architekt William Van Alen, der mit dem Gebäude Berühmtheit erlangte, die über 50 Meter hohe Spitze zurück, um sie zuletzt aufzusetzen. Die Einzelteile wurden geheim in das Gebäude geschafft und zusammengesetzt. Nicht einmal zwei Stunden soll dann das Wachsen des Gebäudes von 282 Metern bis zum Dach auf 319 Meter gedauert haben.
Nur kurz höchstes Haus der Welt
Damit wurde das Chrysler Building das höchste Gebäude der Welt, das Bank of Manhattan Company Building, heute 40 Wall Street und seit 1996 auch Trump Building genannt, war mit seinen 283 Metern Höhe weit abgeschlagen. Die Freude bei Architekt und Besitzern, mit dem Chrysler-Gebäude einen Rekord gebrochen zu haben, währte allerdings nicht lange. Bereits 1931 wurde der Titel an das sich ebenfalls in New York befindliche Empire State Building weitergereicht. Derzeit gilt das Chrysler Building als das fünfthöchste Bauwerk in New York.
Bekannt durch Actionszenen
Auch wenn es in Auftrag des Autokonzerngründers Walter Chrysler gebaut und nach ihm benannt wurde, hatte das Unternehmen dort nie seinen Sitz. Chrysler wollte das Gebäude an seine Kinder weitergeben. Der Wolkenkratzer erlangte auch Bekanntheit durch mehrere Filme, unter anderem „Men in Black 3“, „Independence Day“ und „Spider-Man“. Die bekannte obere Außenfassade mit ihrem Adlerschmuck wurde in einigen Filmen auch für Showdowns genutzt.
„Krone“ wappnet sich gegen Benko
Bei einem anderen Investment schallen Benko derzeit weniger freundliche Töne entgegen: Die „Kronen Zeitung“ zeigte sich zuletzt in eigener Sache kampfbereit. „Unsere Unabhängigkeit“ wird am Freitag in einem Kommentar beschworen: „Wir verteidigen ein Erbe“, heißt es in dem Text, der mit „Aurelius“ gezeichnet ist – einst ein Pseudonym von „Krone“-Gründer Hans Dichand. Beobachter gegen davon aus, dass das Pseudonym mittlerweile von seinem Sohn Christoph Dichand, Herausgeber und Chefredakteur der Zeitung, verwendet wird.
Zwischen den „Krone“-Eigentümern, der Funke-Gruppe und Dichand-Familie, die bis letztes Jahr je 50 Prozent an der größten Boulevardzeitung Österreichs hielten, kriselt es seit Langem. Ende des Jahres stieg dann Benkos Signa bei Funkes Beteiligungsfirma ein und hält nun ein knappes Viertel an der „Kronen Zeitung“. Medienberichten zufolge steht sogar eine Komplettübernahme im Raum.
Warnung vor Einflussnahme
In der vom Benko-Einstieg im Vorjahr völlig überrumpelten „Krone“ hinterlässt all das seine Spuren. Zumindest publizistisch wurde er nicht mit offenen Armen begrüßt: Anderweitige Deals des Investors beäugt die „Krone“ seit einigen Monaten recht kritisch, er selbst gilt ihr als „Milliardenjongleur“. „Aurelius“ persönlich kritisierte im Februar die Übernahme des von Otto Wagner entworfenen ehemaligen Postgebäudes in Wien durch Signa.
Unabhängigkeit „ist für uns mehr als nur ein Wort“, schrieb „Aurelius“ nun auf Seite drei. In bald 60 Jahren hätten „immer wieder verschiedene Kräfte versucht, Einfluss auf die Richtung der Redaktion zu nehmen“. Man habe, den Lesern verpflichtet, „allen Anfeindungen und Stürmen standgehalten“.