Moschee
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Terror in Neuseeland

Australier bleibt einziger Beschuldigter

Nach dem Anschlag auf Gläubige in zwei neuseeländischen Moscheen hat die Polizei am Samstag neue Ermittlungsergebnisse veröffentlicht. Zwei nach den Taten festgenommene Männer hätten keine direkte Verbindung zu Anschlag und Attentäter. Die Zahl der Todesopfer musste zudem nach oben korrigiert werden.

Die Anzahl der Getöteten beläuft sich nun auf 50. Ein Todesopfer sei zuletzt in einer der beiden Moscheen gefunden worden, sagte der zuständige Kommissar Mike Bush am Sonntag (Ortszeit). Auch die Zahl der Verletzten wurde nach oben korrigiert. Von insgesamt 50 Verletzten befänden sich noch 36 im Krankenhaus, teilte die Polizei mit. Zwei von ihnen seien in einem kritischen Zustand.

Die beiden nach den Terrortaten festgenommen Männer hätten zudem nichts mit den Anschläge zu tun, hieß es. Sie seien an einer Polizeisperre festgenommen worden und hätten Schusswaffen bei sich gehabt, sagte ein Sprecher der Polizei. Im Zusammenhang mit den Anschlägen gebe es bisher nur einen Beschuldigten.

Mordanklage offiziell

Der 28-jährige Rechtsextremist aus Australien hatte am Freitag in zwei Moscheen in Neuseeland das Feuer eröffnet. Seine Bluttat übertrug er live per Helmkamera im Internet. Der Mann ist in Polizeigewahrsam, am Samstag wurde er in Handschellen und weißer Gefängniskleidung einem Gericht in Christchurch vorgeführt. Dort wurde er offiziell des Mordes beschuldigt. In der Stadt hatte er der Anklage zufolge zuvor den schlimmsten Massenmord in der Geschichte des Landes begangen. Er soll das nächste Mal am 5. April vor Gericht stehen.

Neuseeland: Zahl der Toten auf 50 gestiegen

Nach den Anschlägen auf zwei Moscheen in Neuseeland ist die Zahl der Toten auf 50 gestiegen. Der Attentäter wurde einem Haftrichter vorgeführt.

Vor der Tat soll der Australier ein 74-seitiges Hassmanifest veröffentlicht haben, aus dem deutlich wird, dass er gezielt Muslime töten wollte. Zugleich soll er darin zu Anschlägen auf ranghohe Politiker aufgerufen haben. Balkan-Reisen des Mannes legen überdies ideologische Verbindungen nach Europa nahe. Er war von 2016 bis 2018 in Serbien, Bosnien-Herzegowina und Bulgarien.

Die Regierungschefin bestätigte am Sonntag in Wellington, dass ein Mail des Mannes neun Minuten vor Beginn der Angriffe an eine ihrer E-Mail-Adressen gegangen sei. „Ich war eine von mehr als 30 Empfängern des Manifests, das per E-Mail versendet wurde neun Minuten, bevor der Angriff stattfand“, sagte Ardern vor Journalisten. Sie hob hervor, dass in der Hassschrift keine Ortsangabe oder Details zu der bevorstehenden Tat enthalten gewesen seien. Das Dokument sei zwei Minuten nach Erhalt an die Sicherheitsbehörden weitergeleitet worden.

Offenbar weitere Taten geplant

Nach Angaben von Regierungschefin Ardern wurde der Australier nach dem Angriff auf die zweite Moschee von zwei Polizisten gestoppt, während er in seinem Wagen unterwegs war. Im Auto wurde neben Feuerwaffen auch ein Sprengsatz sichergestellt, wie die Polizei mitteilte. Wäre er nicht aufgehalten worden, hätte er seinen Angriff vermutlich fortgesetzt.

Mike Bush
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Kommissar Mike Bush musste die Opferzahl nach oben korrigieren

Als Reaktion auf den Anschlag will die Regierung nun die Waffengesetze verschärfen. Der Tatverdächtige hatte laut Ardern im November 2017 einen Waffenschein der Kategorie A erhalten und im folgenden Monat mit dem Kauf der fünf Waffen begonnen, die er bei dem Attentat benutzte. Er war auch Mitglied in einem Schützenverein. In Neuseeland kann jeder Bürger über 16 Jahren einen Waffenschein erhalten, wenn er einen Sicherheitskurs durchlaufen hat. Mit dem Schein können dann rechtmäßig Waffen erworben werden.

Welle der Solidarität

Ardern besuchte am Samstag ein Flüchtlingsheim mit Muslimen und richtete von dort eine Botschaft an das ganze Land: „Neuseeland ist in Trauer vereint.“ Vermutet wird, dass alle Todesopfer muslimischen Glaubens sind. Mit etwa 50.000 Gläubigen – darunter viele Einwanderer aus Staaten wie Pakistan und Bangladesch – sind Muslime in Neuseeland eine Minderheit.

Eine Frau legt Blumen nieder
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In der Nähe der Tatorte legten viele Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an

Im ganzen Land löste die Tat auch eine große Welle der Solidarität aus. Die Menschen legten Tausende Blumenkränze vor der Hauptmoschee in Christchurch nieder, zudem gingen viele Spendengelder ein. Der Pazifikstaat mit knapp fünf Millionen Einwohnern blieb bisher von Terrorismus und Amokläufen weitgehend verschont. Nun stelle sich aber die Frage, warum der Täter trotz seiner extremistischen Ansichten nicht im Visier der Geheimdienste war, so Premierministerin Ardern.