Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern
APA/AFP/Dave Lintott
Neuseeland

Ardern will Attentäternamen nie nennen

Mit einem islamischen Gebet hat das neuseeländische Parlament am Dienstag der 50 Todesopfer des rechtsextremen Anschlags auf zwei Moscheen in Christchurch am Freitag gedacht. 30 Verletzte werden weiterhin im Krankenhaus behandelt. Während Premierministerin Jacinda Ardern sagte, sie wolle niemals den Namen des Attentäters aussprechen, werden mehr Details über ihn bekannt.

„Mit seinem Terrorakt wollte er viele Dinge erreichen, eines davon war Bekanntheit“, sagte Ardern bei der Parlamentssitzung, die sie mit dem arabisch-islamischen Gruß „As-salamu alaikum“ (Der Friede sei mit euch) eröffnete. „Deshalb werden Sie niemals hören, dass ich seinen Namen nenne. Er ist ein Terrorist, er ist ein Krimineller, er ist ein Extremist. Aber er wird, wenn ich spreche, namenlos sein.“

Der Attentäter habe mit der „ganzen Härte des Gesetzes“ zu rechnen. Dem 28-jährigen rechtsextremen Australier wird vorgeworfen, am Freitag in zwei Moscheen in Christchurch auf Gläubige geschossen zu haben. Arderns Kabinett hatte bereits am Montag in Grundzügen schärfere Waffengesetze beschlossen. Der mutmaßliche Attentäter sitzt derzeit in Untersuchungshaft.

Auf „Spuren der Kreuzritter“

Einem Bericht des deutschen Onlineportals t-online zufolge soll Brenton Tarrant vor einigen Monaten auch zweimal Österreich besucht haben. Auf seinem mittlerweile gelöschten Facebook-Profil finden sich laut dem Bericht Fotos von Wien, Kärnten, Salzburg und Innsbruck. Aus dem Innenministerium hieß es laut „Standard“ dazu, es gebe noch „keinen Hinweis, dass der mutmaßliche Attentäter in Österreich gewesen ist“. Es liefen Überprüfungen, ob es Verbindungen nach Österreich gegeben habe.

Parlamentsmitglieder
APA/AFP/Dave Lintott
Das neuseeländische Parlament gedachte mit einem islamischen Gebet der Opfer des Anschlags in Christchurch

Sowohl der Facebook-Account, von dem der Attentäter auch die Liveübertragung seines Terroranschlags auf zwei Moscheen in Christchurch in Neuseeland gestartet hatte, als auch sein Instagram-Profil sind inzwischen gelöscht. T-online bezieht seine Informationen aus Onlinearchiven. Tarrant selbst ist auf den geposteten Fotos nicht zu sehen, weshalb es keine Bestätigung gibt, dass Tarrant die Fotos gemacht hat.

Allerdings haben bereits mehrere Länder bestätigt, Ziel von Tarrants Reisen gewesen zu sein, darunter die Türkei, Israel und Bulgarien. Laut dem Medienbericht folgte der australische Staatsbürger auf seiner Reise durch Europa „den Spuren der Kreuzritter“ und bereiste Schauplätze mittelalterlicher Kriegsherren der Türkenkriege. Im Herbst 2018 bereiste er Bulgarien, Rumänien und Ungarn.

Waffen mit Namen versehen

Die Fotos deuten darauf hin, dass er im selben Zeitraum auch zweimal in Österreich war. In Wien könnte er das Heeresgeschichtliche Museum und die Nationalbibliothek besucht haben. Auf Facebook postete er laut t-online außerdem Fotos von Friesach in Kärnten und dem Wappensaal des Landeshauses Klagenfurt, dem Christkindlmarkt in Salzburg, aus Steyr und Innsbruck. Auch die Krimmler Wasserfälle, die höchsten Wasserfälle Österreichs, im Nationalpark Hohe Tauern besuchte Tarrant offenbar. Laut den Fotos machte der Rechtsextremist auch einen Abstecher nach Deutschland: Einige Fotos zeigen das Schloss Neuschwanstein in Bayern.

Menschen legen Blumen nieder
APA/AFP/Marty Melville
Mit einem Meer an Blumen verleihen die Neuseeländer ihrer Trauer Ausdruck

Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2016 hatte der Australier auch Serbien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina und Kroatien bereist. Er besuchte laut Medienberichten historische Schlachtstätten, wo Gefechte gegen Muslime stattgefunden hatten. Seine Waffen und Magazine hatte der mutmaßliche Haupttäter des Terroranschlags vergangene Woche in Neuseeland mit Namen und Schriftzügen versehen. Darunter fand sich auch der Name von Ernst Rüdiger von Starhemberg. Dieser leitete die Verteidigung der Stadt Wien während der Zweiten Türkenbelagerung im Jahr 1683.

IS droht mit Vergeltung

In einer am Montagabend verbreiteten Audiobotschaft kündigte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Vergeltung an. Die „Anführer der Ungläubigen“ hätten über die Opfer des „Massakers“ nur Krokodilstränen vergossen, sagte IS-Sprecher Abu al-Hassan al-Muhadschir. Die Tötungsszenen aus den beiden Moscheen spornten jedoch die Anhänger des IS an, ihre Religion und ihre Glaubensbrüder zu rächen. Die Echtheit der mehr als 40 Minuten langen Botschaft konnte zunächst nicht überprüft werden. Sie wurde aber über die üblichen Kanäle des IS in Sozialen Medien verbreitet.