Chefin des Bundesdenkmalamts tritt zurück

Nach nicht einmal drei Monaten ist Schluss: Erika Pieler, die am 1. Jänner ihr Amt als Präsidentin des Bundesdenkmalamts (BDA) angetreten hat, legte gestern Abend ihre Funktion überraschend und „aus persönlichen Gründen“ nieder. Eine erneute Ausschreibung für die Position soll laut Kulturministerium umgehend erfolgen.

Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) hatte erste Ende vergangenen Jahres die Nachfolgerin von Barbara Neubauer präsentiert. Die Archäologin und Juristin, die zuletzt als Richterin für Denkmalschutz am Bundesverwaltungsgericht wirkte, wollte sich im Rahmen ihres fünf Jahre laufenden Vertrags vor allem auf bessere Kommunikation und mehr Serviceorientierung konzentrieren.

„Service und Transparenz stehen an oberster Stelle“, ließ die geborene Wienerin damals wissen. „Es muss klar sein, wann, wie und warum die Behörde eine Entscheidung trifft.“

Anderer Zugang als Vorgängerin

Für das Thema Weltkulturerbe, das zuletzt durch den Bericht des Denkmalrats ICOMOS für Schlagzeilen sorgte, hatte sich Pieler bereits bei Amtsantritt als „nicht zuständig“ erklärt und auf den Minister verwiesen. Bei anderen Fragen wie etwa dem Abriss von Gründerzeithäusern hatte sie betont, dass die Interessen zwischen den beiden Polen Wirtschaft und Denkmalpflege auf Basis der Fachexpertise abgewogen würden. Man müsse die jeweiligen Interessen jedenfalls als gleichrangig betrachten.

Die Kritik ihrer Vorgängerin, dass Eigentümer möglichst wenig mit dem BDA zu tun haben wollen, ließ Pieler nicht gelten. Als Richterin habe sie bei Berufungsverfahren nicht den Eindruck gewonnen, „dass viele Entscheidungen angefochten werden“. Auch sei ihr immer die Wertschätzung der Eigentümer gegenüber dem Amt aufgefallen.

Archäologie und Jus studiert

Den Mittelweg zwischen archäologischer Kenntnis und Recht hatte Pieler schon während des Studiums eingeschlagen. So studierte sie ab 1997 in Wien und Athen zunächst Klassische Archäologie, bevor sie 2001/2002 als wissenschaftliche Hilfskraft am Deutschen Archäologischen Institut in Athen arbeitete. 2003 dann nahm sie das Studium der Rechtswissenschaften in Wien auf, das sie 2008 mit dem Doktorat abschloss. Neben ihrer Tätigkeit als Vortragende zu Rechtsfragen bezüglich Denkmal- und Kulturgüterschutz veröffentlichte Pieler auch mehrere Publikationen zur Thematik.

Von den zahlreichen Empfehlungen des verheerenden Rechnungshof-Berichts aus dem Jahr 2017 waren zu Pielers Amtsantritt bereits über 90 Prozent umgesetzt, wie Blümel bei der Präsentation Pielers Ende November 2018 unterstrich.

Zuvor hatte es Kritik an der späten Ausschreibung gegeben, da Pielers Vorgängerin Neubauer bereits im Sommer aus dem Amt geschieden war. Blümel hatte den Schritt mit seinem Bestreben argumentiert, die Kritik der vergangenen Jahre ernst zu nehmen und die folgenden Schritte gut zu planen, „um die Reformen fortzusetzen“. Diese Aufgabe muss nun der oder die Nachfolgerin Pielers übernehmen.