Zeitumstellung bei alten Küchenuhren
APA/AFP/Patrick Seeger
Ende 2021 möglich

Die Zeitumstellung in der EU ist angezählt

Dunklere Vormittage im Winter oder kürzere Abende im Sommer – eine der beiden Optionen wird Realität, wenn die Zeitumstellung in der EU tatsächlich wegfällt. Geht es nach dem Europäischen Parlament, soll es 2021 so weit sein und das Drehen an der Uhr ein Ende finden. Bei der Parlamentssitzung in Straßburg entschieden die Abgeordneten am Dienstag mehrheitlich für die Abschaffung ab 2021.

410 Abgeordnete votierten dafür, 192 dagegen. 51 Abgeordnete enthielten sich der Stimme. Bei der Parlamentsentscheidung handelt es sich allerdings um einen Zwischenschritt, denn noch haben sich die EU-Verkehrsminister nicht auf eine gemeinsame Linie verständigt. Mit einer Einigung wird erst ab dem Herbst gerechnet. Generell sollen dann die Mitgliedsstaaten künftig selbst entscheiden, ob sie dauerhaft die Sommer- oder die Normalzeit anwenden wollen. Ein „Koordinierungsmechanismus“ solle jedoch einen Zeitfleckerlteppich in Europa vermeiden.

EU-Länder, die beschließen, ihre Sommerzeit dauerhaft beizubehalten, sollten die Uhren im März 2021 zum letzten Mal umstellen, heißt es im nun angenommenen Entwurf des Parlaments. Länder, die es vorziehen, die Normalzeit beizubehalten, können die Uhren im Oktober 2021 letztmalig umstellen.

Mehrheit in EU-Umfrage für Abschaffung

Das Parlament hatte die EU-Kommission im Februar 2018 aufgefordert, die Sommerzeit-Richtlinie zu bewerten und gegebenenfalls einen Vorschlag für eine Überarbeitung vorzulegen. Bei einer EU-weiten Onlineumfrage sprachen sich 84 Prozent der Teilnehmer für eine Abschaffung der Zeitumstellung aus. Allerdings kamen drei Millionen der 4,6 Millionen Stimmen aus Deutschland.

Daraufhin stellte die Kommission den vorliegenden Vorschlag vor, über den sich Parlament und Rat nun einigen müssen. Die EU-Kommission hatte sogar empfohlen, die Umstellung schon heuer abzuschaffen. Dafür gab es im zuständigen Verkehrsausschuss vor drei Wochen jedoch keine Mehrheit.

Karte zeigt die Zeitzonen in der EU
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/ZAMG/timeanddate
Unabhängig von der Zeitumstellung gelten unterschiedliche Zeitzonen in der EU

Sommerzeit als Energiesparinitiative

In der gesamten EU wird seit 1996 am letzten März-Sonntag an der Uhr gedreht – und am letzten Sonntag im Oktober wieder zurück. Eingeführt wurde die Sommerzeit 1973 in Europa anlässlich der Ölkrise und mit dem Hintergrund, Energie zu sparen. Mit der Zeitverschiebung sollte eine Stunde Tageslicht für Unternehmen und Haushalte gewonnen werden. Frankreich machte damals den Anfang.

Österreich beschloss die Einführung erst 1979 wegen verwaltungstechnischer Probleme und weil man eine verkehrstechnische Harmonisierung mit der Schweiz und Deutschland wünschte. Diese beiden Länder führten die Sommerzeit 1980 ein. Allerdings gab es in Österreich bereits im Ersten Weltkrieg schon einmal die Sommerzeit. Im Jahr 1916 galt sie für die Monarchie vom 1. Mai bis 30. September, wurde dann aber wieder eingestellt. Ein zweiter Versuch wurde in den Jahren 1940 bis 1948 unternommen.

Debatte auch in den USA

Ein Thema ist die Abschaffung der Zeitumstellung auch in den USA. US-Präsident Donald Trump hat sich dafür ausgesprochen, die Zeitumstellung in den USA abzuschaffen und die Uhren dort dauerhaft auf Sommerzeit zu belassen. Er wäre mit einem solchen Schritt einverstanden, schrieb Trump vor zwei Wochen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Mehrere republikanische Abgeordnete aus Florida hatten einen Gesetzentwurf vorgelegt, mit dem die Uhren im November nicht mehr auf Winterzeit zurückgestellt würden. Schon jetzt ist die Lage in den USA allerdings nicht einheitlich – so haben etwa Arizona und Hawaii dauerhaft Winterzeit.