Amazon-Chef Jeff Bezos
Reuters/Joshua Roberts
Privatermittler

Bezos-Handy von Saudis gehackt

Bei dem von Amazon-Chef Jeff Bezos im Februar öffentlich gemachten Erpressungsversuch eines Boulevardblattes gibt es nun offenbar auch eine Verbindung nach Saudi-Arabien. Konkret beschuldigt ein von Bezos engagierter Privatermittler Saudi-Arabien, das Mobiltelefon des Unternehmers gehackt zu haben.

Die Ermittler seiner Kanzlei und mehrere Experten seien sich sehr sicher, dass die saudi-arabischen Behörden Zugriff auf Bezos Handy gehabt hätten und an private Informationen gelangt seien, sagte der Privatdetektiv Gavin de Becker nach Angaben des Nachrichtenportals The Daily Beast. De Becker zufolge sei es zwar der Bruder von Bezos’ Geliebter gewesen, der dem „National Enquirer“ kompromittierende SMS und intime Fotos verkauft habe. Damit hätten die wahren Verantwortlichen aber vermutlich lediglich eine falsche Spur gelegt.

Der „National Enquirer“ hatte im Jänner über eine außereheliche Affäre des reichsten Mannes der Welt mit der Nachrichtenmoderatorin Lauren Sanchez berichtet. Kurz zuvor hatten Bezos und seine Frau MacKenzie ihre Trennung nach 25 Jahren Ehe verkündet.

Bezos heuerte die Detektivkanzlei Gavin de Becker & Associates an, um herauszufinden, wie seine intimen Fotos und SMS in die Hände der Boulevardjournalisten gelangten. Der Amazon-Chef warf dem „National Enquirer“-Herausgeber American Media Inc (AMI) einen Erpressungsversuch vor. Ihm sei die Veröffentlichung seiner Privatfotos angedroht worden, wenn die Ermittlungen nicht eingestellt würden. Bezos beugte sich dem Druck nicht und veröffentlichte stattdessen E-Mails von AMI an sich.

Ermittler sieht Zusammenhang mit Fall Kashoggi

Angesichts der nun Richtung Saudi-Arabien aufgedeckten Spur ortet Bezos-Ermittler de Becker nun auch einen Zusammenhang mit der umfangreichen Berichterstattung der zu Bezos’ Unternehmen gehörenden „Washington Post“ über den Mord an dem saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi. Laut de Becker steht außer Frage, dass der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman die „Washington Post“ als einen wichtigen Feind ansehe.

Khashoggi, der als Kolumnist für die „Washington Post“ gearbeitet hatte, war am 2. Oktober in Saudi-Arabiens Konsulat in Istanbul von einem extra angereisten Kommando aus 15 saudi-arabischen Agenten ermordet worden. Unter internationalem Druck räumte Riad nach wochenlangen Dementis schließlich ein, dass der Regierungskritiker bei einem missglückten Einsatz zu seiner Festnahme getötet worden sei. In Saudi-Arabien müssen sich seit Anfang Jänner elf Verdächtige wegen des Mordes verantworten.

Saudische Agenten in USA ausgebildet?

Wie die „Washington Post“ erst am Samstag berichtete, haben einige Mitglieder der saudischen Sondereinsatztruppe offenbar auch eine Ausbildung in den USA erhalten. Das sei nach Angaben von „Washington Post“-Kolumnist David Ignatius aus Gespräche mit mehr als einem Dutzend Quellen in den USA und Saudi-Arabien hervorgegangen.

Der US-Auslandsgeheimdienst habe demnach mehrere US-Behörden darüber informiert, dass einige dieser Spezialausbildungen womöglich in dem Unternehmen Tier 1 Group im US-Bundesstaat Arkansas erfolgt seien, das eine entsprechende Genehmigung des US-Außenministeriums gehabt habe. „Das Training fand vor dem Khashoggi-Zwischenfall statt“, hob Ignatius hervor. Nach dem Mord an dem Regierungskritiker habe keine solche Ausbildung für saudi-arabische Agenten mehr stattgefunden. Auch andere Austauschprogramme zwischen den USA und Saudi-Arabien im Sicherheitsbereich seien ausgesetzt worden.

Zitate aus Abhörprotokoll

Viele Fragen in dem Fall sind weiter ungeklärt, etwa die Rolle von Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman. Ignatius gab in der „Washington Post“ die Angaben eines Saudi-Arabers wieder, der ein Abhörprotokoll von Khashoggis Ermordung in dem Istanbuler Konsulat gelesen habe. Dieses enthalte Hinweise, dass ursprünglich geplant gewesen sei, Khashoggi nach Saudi-Arabien zu entführen und dort zu inhaftieren.

Ignatius schilderte weiter, in dem Istanbuler Konsulat sei Khashoggi eine Injektion verabreicht worden, wahrscheinlich ein starkes Betäubungsmittel. Danach sei ihm ein Sack über den Kopf gezogen worden und Khashoggi habe gerufen: „Ich kann nicht atmen, ich habe Asthma. Tun Sie das nicht.“ Bald darauf sei der Regierungskritiker gestorben, heißt es in dem Zeitungsbericht.

Nachdem die CIA den US-Senat über ihre Erkenntnisse über den Fall Khashoggi informiert hatte, hatte die Parlamentskammer eine Resolution verabschiedet, in der sie Kronprinz Mohammed für Khashoggis Tod verantwortlich macht. US-Präsident Donald Trump weigerte sich jedoch, öffentlich Stellung gegen den mächtigen Mann seines wichtigen Verbündeten zu beziehen.