So viele tote Tiere habe es noch nie gegeben, sagte Willy Dabin von der Beobachtungsstelle Pelagis gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Pelagis, eine Einrichtung der Universität La Rochelle und des Nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung, widmet sich dem Schutz von Meeressäugern und Seevögeln.
In den ersten drei Monaten des Jahres seien so viele tote Tiere angeschwemmt worden wie im gesamten Vorjahr. Dabei gab es 2018 und 2017 schon neue Höchststände. Es wird vermutet, dass die Dunkelziffer noch viel höher ist: Meist versinken die Kadaver im Meer oder werden dort von anderen Tieren gefressen.
Tod in den Netzen
Die angeschwemmten Tiere würden extreme Verletzungen und Verstümmelungen aufweisen, sagte Dabin. Schätzungen zufolge würden 90 Prozent davon stammen, dass sich die Delfine in den Netzen der Fischereiindustrie verfangen. Teils würden sie schon durch die Netze oder durch die Schiffsschrauben verletzt, heißt es von Umweltaktivistinnen und -aktivisten. Teils seien es dann aber die Fischer, die die bereits toten Tiere aus den Netzen schneiden – damit diese keine Schäden nehmen. Verenden würden die Tiere meist dadurch, dass sie nicht auftauchen und Luft holen können.

Französische Regierung auf den Plan gerufen
Das Delfinsterben hat mittlerweile auch schon die französische Regierung auf den Plan gerufen. Der französische Umweltminister Francois de Rugy kündigte Maßnahmen an, nachdem er bereits stark unter Druck geraten war – auch weil sich Präsident Emmanuel Macron Umweltschutz ganz oben auf die Fahnen geheftet hat.

Fischkutter sollen verpflichtet werden, Geräte („Pinger“) einzusetzen, die akustische Warnsignale an die Meeressäuger senden und sie damit vertreiben sollen. Doch den meisten Umweltschutzorganisationen geht dieser Plan nicht weit genug. Und sie glauben nicht an seine Wirksamkeit.
Akustische Warnung nutzlos?
Lamya Essemlali, Präsidentin der Umweltschutzorganisation Sea Shepherd, nannte sie nutzlos: Viele Fischer würden die Geräte ausschalten, weil sie befürchten, auch ihre Fangfische zu vertreiben. Nur bei Kontrollen seien die Warnsignale dann eingeschaltet. Zudem würden diese Maßnahmen auch neue Probleme schaffen, weil sie zur akustischen Meeresverschmutzung beitragen.
Umweltschützerin Essemlali glaubt, dass das Massensterben auf eine besondere Fischereivariante zurückzuführen ist, nämlich wenn zwei Fischkutter parallel fahren und ihre Netze dazwischen ausgeworfen haben. Dabei ginge es vor allem um den Fang von Seehechten. Dieser dürfe vor den Küsten Frankreichs nach längerer Schonfrist erst seit drei Jahren wieder gefangen werden. Und genau zu diesem Zeitpunkt habe das Massensterben der Delfine begonnen.