UNO fordert Stopp von Haftar-Vormarsch in Libyen

Der UNO-Sicherheitsrat hat sich am Freitag besorgt über die Entwicklungen in Libyen gezeigt. Der abtrünnige libysche General Chalifa Haftars und dessen Libysche Nationale Armee (LNA) wurde gestern dazu aufgefordert, den Vormarsch sofort zu stoppen.

„Der Rat forderte die LNA dazu auf, alle militärischen Bewegungen zu beenden“, so der deutsche UNO-Botschafter Christoph Heusgen, der dem Rat momentan vorsitzt. „Es kann keine militärische Lösung für diesen Konflikt geben.“

Sorge auch bei G-7 und Guterres

Zuvor zeigten sich bereits die Außenminister der Gruppe der großen Industriestaaten (G-7) besorgt über die eskalierende Lage in Libyen. Die Ressortchefs riefen laut einer Erklärung dazu auf, militärische Bewegungen in Richtung der Hauptstadt Tripolis sofort zu unterlassen. „Wir lehnen entschieden jegliche militärische Operation in Libyen ab“, schrieben die G-7-Minister.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hatte sich zuvor in Bengasi mit Haftar getroffen. Ein Vertreter von Haftars LNA bestätigte das Treffen, machte aber keine Angaben zum Inhalt des Gesprächs. Guterres hatte nach dem Treffen aber auf dem Kurznachrichtendienst Twitter geschrieben: „Ich verlasse Libyen schweren Herzens und bin tief besorgt.“

Flughafen unter Kontrolle der LNA

Der Vormarsch von Haftars Truppen auf die Hauptstadt Tripolis war zuvor offenbar vorerst gestoppt worden. Eine regierungstreue Miliz aus der Stadt Sawija habe Haftars Einheiten von einem wichtigen Kontrollpunkt westlich von Tripolis zurückgedrängt, verlautete aus Sicherheitskreisen in Tripolis.

Haftars LNA berichtete unterdessen, dass es vor Tripolis zu „heftigen Kämpfen“ mit Milizen gekommen sei. Aus Sicherheitskreisen der Regierung hieß es, dass die Gefechte weniger als 50 Kilometer südlich von Tripolis stattfanden. Auch der frühere internationale Flughafen von Tripolis soll unter ihre Kontrolle gebracht worden sein.

Chaos seit Sturz Gaddafis

Haftar ist der starke Mann im Osten Libyens und unterstützt mit seinen Truppen eine dort angesiedelte Gegenregierung. Für Mitte April ist in der libyschen Oasenstadt Ghadames eigentlich eine Konferenz unter Vermittlung der UNO geplant, bei der nach einer politischen Lösung für das Krisenland gesucht werden soll.

Seit dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrscht in dem nordafrikanischen Land Chaos. Die Regierung in Tripolis ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle. Zahlreiche Milizen haben sich im Land ausgebreitet und sind auf verschiedene Weise mit der Einheitsregierung in Tripolis oder der Gegenregierung im Osten verbündet.