Albanische Polizeibeamte
APA/AFP/ALBANIAN POLICE
Überfall auf AUA-Jet

Festnahmen nach Millionencoup in Tirana

Nach dem Überfall auf eine Maschine der AUA am Dienstagnachmittag auf dem Flughafen von Tirana hat die albanische Polizei vier Verdächtige festgenommen, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Dazu wurden rund 40 Personen zu dem Coup befragt. Bewaffnete und maskierte Räuber hatten zugeschlagen, als der A320 mit der Flugnummer OS848 gerade beladen wurde.

Laut der Polizei der albanischen Hauptstadt waren die Räuber über eine Feuerwehrzufahrt auf das Flughafengelände vorgedrungen. Das Boarding sei gerade durchgeführt worden, sagte AUA-Sprecherin Tanja Gruber. Zeugen in dem Jet, der bereits die Triebwerke angeworfen hatte, berichteten, drei Männer mit Masken und Kampfanzügen seien zum Bauch des Flugzeugs gekommen und hätten Arbeiter gezwungen, sich auf den Boden zu legen.

Dann raubten sie das Geld, das gerade in die Maschine geladen worden war. Gruber sagte, für die Crew sowie für Passagierinnen und Passagiere habe zu keiner Zeit Gefahr bestanden. Die Maschine sei mit großer Verspätung gestartet und zwei Stunden und 40 Minuten später als geplant – um 19.21 Uhr – in Wien gelandet.

AUA-Flugzeug in Tirana
APA/AFP/ALBANIAN POLICE
Direkt nach dem Boarding wurde der A320 in Tirana überfallen

Ein Toter bei Schießerei

Nach dem Coup lieferten die Täter auf der Flucht der Polizei eine Schießerei. In einer Nebenstraße erschossen die Beamten einen Räuber. Seine Komplizen dürften die Leiche aus dem Wagen geworfen haben und davongerast sein. Laut Medienberichten wurde der Tote mit einem Sturmgewehr, einer Granate und geladenen Magazinen gefunden. Mit Hubschraubern jagten Spezialeinheiten die weiteren Täter. Wie am Mittwoch bekanntwurde, konnten vier Männer noch in der Nacht festgenommen werden.

Laut AUA-Sprecherin Gruber wird die Fluglinie bis auf Weiteres keine Werttransporte mehr aus Tirana nach Wien durchführen. Für Mittwoch wurde eine Sitzung einberufen, in der Experten der Fluglinie über weitere Maßnahmen beraten. Auch der Flughafen Tirana soll seine Sicherheitsvorkehrungen verstärkt haben.

Geldtransporte bereits mehrfach Ziel von Überfällen

Ausländische Banken, die Zweigstellen in Albanien unterhalten, schicken immer wieder Geld in harter Währung via Luft nach Wien. Schon in der Vergangenheit waren solche Transporte Ziel von Räubern, einmal auf dem Airport und zweimal auf der Zufahrtsstraße. Nach dem letzten Überfall entdeckte die Polizei einen Teil der Beute in Druckkochtöpfen. Organisierte Kriminalität stellt in Albanien ein großes Problem dar. Die Banden organisieren sich oft entlang von Clanstrukturen, die für die Strafverfolgungsbehörden schwer zu durchdringen sind.

Raiffeisen Bank International betroffen

Als formal Geschädigte des Coups gilt die Frachttochter der AUA-Mutter Lufthansa, Lufthansa Cargo. Die Lufthansa Cargo erledigt seit Längerem auch für die AUA die Abwicklung des Luftfrachtgeschäfts. Vor mehr als acht Jahren war die frühere Austrian Cargo mit der damals 20-mal größeren Lufthansa Cargo zusammengelegt worden.

Auch betroffen von dem Geldraub ist die Raiffeisen Bank International (RBI), die in Albanien eine Tochterbank (Raiffeisenbank Albanien) betreibt. Natürlich sei auch Raiffeisen versichert, sagte eine Sprecherin der RBI zur APA. Zur Summe hüllte man sich auch bei Raiffeisen in Schweigen.