„Vitruvianischer Mensch“ von Leonardo Da Vinci
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Leonardo da Vinci

Ein „Universalmensch“ zum Staunen

Universalgelehrter, Multitalent, Genie: Wenn es um Leonardo da Vinci geht, sind Superlative meist nicht weit entfernt. „In all seinen Taten göttlich“ habe er selbst „die schwierigsten Dinge mit Leichtigkeit zur Vollendung“ gebracht, heißt es dazu passend bei Giorgio Vasari, der mit dem „Leben und Schaffen des Florentiner Malers und Bildhauers Leonardo da Vinci“ bereits 1568 ein nachhaltiges biografisches Denkmal setzte.

Kein anderer wurde in Folge derart häufig mit dem Attribut des in der Renaissance entstandenen Idealbildes vom „uomo universale“ („Universalmensch“) versehen – und daran hat sich bis heute wenig geändert. Auch zum 500. Todestag sorgt dessen mythen- und legendenumranktes Leben weiter für Staunen. Das gilt aber auch für den Jubiläumsmarathon, mit dem Italien sein schillerndes Aushängeschild zelebriert.

Geht es nach Regierungschef Giuseppe Conte, ist Leonardo eben nicht nur ein unsterbliches, sondern auch vielseitiges Genie. Es gebe „keine Disziplin, wo er keine Rolle gespielt hat“ und die über 500 geplanten Jubiläumsveranstaltungen legen nahe, dass sich Italien offensichtlich zum Ziel gesetzt hat, auch sämtliche Bereiche zu beleuchten, in denen Leonardo da Vinci seine Spuren hinterlassen hat.

Gemälde von Leonardo da Vinci bei Ausstellung in Venedig, 2013
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Mit über 500 Veranstaltungen geht Italien heuer dem Schaffen Leonardo da Vincis auf den Grund

Ob in Rom, Mailand, Turin oder Venedig – Ausstellungshöhepunkte finden sich in ganz Italien. Zudem werde man sich auch aktiv dafür einsetzen, dass Leonardo auch im Ausland gefeiert wird, wie Kulturminister Alberto Bonisoli dazu Mitte April sagte. Das betrifft auch eine im Oktober geplante große Leonardo-Ausstellung im Pariser Louvre, die zunächst für bilaterale Turbulenzen sorgte.

Nach erfolgreicher Vermittlung von Staatschef Sergio Mattarella soll Frankreich nun doch wieder die an sich ohnehin schon lange zuvor zugesagten Leihgaben von Italien erhalten – zudem reiste Italiens Präsident am 2. Mai zu Emmanuel Macron nach Paris.

Frankreichs Trumpf

Ein dickes Stück vom Jubiläumskuchen war der französischen Hauptstadt aber allein mit Blick auf die im Louvre hängende Mona Lisa ohnehin gewiss. Leonardo da Vinci hatte sein heute wohl berühmtestes Werk selbst im Gepäck, als er im Jahr 1515 dem Ruf von Frankreichs König Francois I. folgte und als dessen „Erster Maler, Architekt und Ingenieur“ nach Amboise an der Loire zog, wo er nach seinem Tod am 2. Mai 1519 bestattet wurde.

Menschen vor „Mona Lisa“
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Die Mona Lisa ist wohl eines der bekanntesten Bilder der Welt

Dort vermachte er kurz zuvor auch seinen gesamten zeichnerischen und wissenschaftlichten Nachlass seinem einstigen und mit nach Frankreich gezogenen Lieblingsschüler Francesco Melzi. Nach dessen Rückkehr nach Italien, hat sich dieser dann ganz und den Überlieferungen zufolge vorbildhaft um umfassende Hinterlassenschaft gekümmert. Bereits mit Melzis Tod verliert sich um 1570 aber die Spur vieler Werke, weswegen es sich bei den heute bekannten rund 6.000 Blättern auch nur um einen Bruchteil von Leonardos Schaffen handeln könnte.

Auktion von „Salvator Mundi“
APA/AFP/Jewel Samad
Von Salvator Mundi fehlt seit der Versteigerung jede Spur

Immer wieder sorgen dabei neu aufgetauchte bzw. neu entdeckte Werke für Schlagzeilen und Spekulationen. Aktuelles Beispiel ist das 2017 um umgerechnet rund 400 Millionen Euro versteigerte Christus-Porträt „Salvator Mundi“: Vom Louvre-Ableger in Abu Dhabi ursprünglich als spektakulärer Ausstellungsbeitrag zum Jubiläumsjahr angekündigt, fehlt vom teuersten Bild der Welt offenbar jede Spur.

„KulturMontag“ auf den Spuren Leonardos

Auch zum 500. Todestag erscheint Leonardo da Vincis Leben und Werk noch immer voller Geheimnisse.

Neues Gesicht und entlarvte Legenden

Der Stoff für Mythen und Legenden scheint bei Leonardo da Vinci aber ohnehin nicht auszugehen. Deutlich wird das derzeit auch mit Blick auf den beachtlich angewachsenen Berg an neuen Biografien. Allesamt versprechen einen neuen Blick und neue Erkenntnisse – und sogar ein mit forensischer Hilfe erstelltes „erstes“ Bild des jungen Leonardo da Vincis.

Einer „wahren Revolution“ gleich gibt es nach Angaben aus den Uffizien in Florenz indes nun etwa auch den Beweis, wonach der als legendärer Linkshändler bekannte Leonardo da Vinci mit der rechten Hand nicht weniger geschickt umzugehen vermochte. Aufhorchen lassen aber auch deutsche Kognitionsforscher, die laut eigenen Angaben nun erstmals bei der Namensgeberin nach dem Mona-Lisa-Effekt suchten – und zum Schluss kamen: „Die schaut einen nicht an.“

Ernsthafte Zweifel gibt es auch rund um eine in Leonardos namensgebenden Geburtsort ausgestellte Haarsträhne. Während im Leonardo-Museum der toskanischen Stadt Vinci von einer Weltsensation die Rede ist, sagte etwa Uffizien-Direktor Eike Schmidt: „Kein Experte glaubt, dass diese Haarsträhne echt ist.“ Was die Fachwelt zu einem vom Royal Collection Trust (RCT) Leonardo zugeschriebenen Selbstporträt hält, ist indes noch offen. Wie RCT am 2. Mai bekanntgab, ist die offenbar erst kürzlich entdeckte Zeichnung ab 24. Mai im Londoner Buckingham Palace zu sehen.