Tausende fliehen vor Kämpfen in Libyen

In Libyen haben Hilfsorganisationen vor den verheerenden Auswirkungen der Kämpfe auf Zivilisten gewarnt. Viele Bewohner der Hauptstadt Tripolis seien seit drei Tagen ohne Strom und Wasser, berichtete die Organisation Ärzte ohne Grenzen heute. Mediziner und Ersthelfer seien zudem Ziel von Angriffen geworden.

„Seit Beginn der Kämpfe sind fast 4.500 Menschen aus Tripolis und Umgebung geflohen“, sagte der Landeskoordinator für Libyen, Sam Turner. „Wie bei früheren Kämpfen in der Stadt führt eine der letzten verzweifelten Fluchtrouten über das Mittelmeer.“ Auch der einzig funktionierende Flughafen der Hauptstadt ist bei Luftangriffen getroffen worden.

Bootsflüchtlinge ohne Hilfe

Hilfsorganisationen zeigten sich entsetzt darüber, dass in Seenot geratenen Bootsflüchtlingen derzeit nicht geholfen werde. Das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) berichtete von einem Boot mit 20 Personen an Bord, das nahe der tunesischen Grenze in Seenot geraten war. Acht Menschen seien ertrunken. Die Hilfsorganisation Alarmphone kritisierte, dass trotz Aufrufen auch mehr als zehn Stunden nach dem ersten Notsignal noch immer keine Hilfe unterwegs gewesen sei. Die libysche Küstenwache erklärte, sie kümmere sich um die Rettung.

Auch in der Hauptstadt Tripolis befürchten die Behörden eine humanitäre Katastrophe, sollten die Kämpfe andauern. Mehrere zehntausend Menschen könnten gezwungen sein zu fliehen, sagte ein Sprecher des Krisenkomitees in Tripolis. Die Behörden seien auf eine solche Situation nicht vorbereitet.

In der vergangenen Woche hatte der mächtige General Chalifa Haftar seinen Truppen den Vormarsch auf die Hauptstadt Tripolis befohlen. Seitdem kommt es vor allem in den Vororten im Süden der Hauptstadt zu Gefechten.