Britische Premierministerin Theresa May in einem blauen Blazer
Reuters/Susana Vera
Ganz in Blau

May bekennt mit EU-Outfit Farbe

Die britische Premierministerin Theresa May sorgt mit ihren Outfits wenn eher ungewollt für Debatten, am Mittwoch dürfte sie aber bewusst ein Zeichen gesetzt haben. In einem EU-blitzblauen Kostüm trat sie am Vormittag im britischen Parlament auf, im Anschluss traf sie darin die anderen EU-Staatsspitzen zu den Brexit-Verhandlungen.

May, die mehr einen Hang zu auffälligen Schuhen und weniger zu knalliger Oberbekleidung hat, stellte sich in dem Zweiteiler am Mittwochvormittag einmal mehr den Fragen des britischen Unterhauses an die Regierung. Sie verteidigte dabei vor dem EU-Sondergipfel ihre Linie, Großbritannien nicht ohne Abkommen aus der Europäischen Union zu führen. May hatte sich vor der Brexit-Abstimmung 2016 immer für den Verbleib Großbritanniens in der EU ausgesprochen.

Im Anschluss flog May nach Brüssel, um dort über die Verschiebung des Brexit-Termins mit den anderen 27 EU-Staatschefs zu verhandeln. Auch in dieser Runde stach der blitzblaue Zweiteiler als Zeichen pro Europa aus der Runde deutlich hervor – zusammen mit einer weiteren Person: der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Sie trug einen blitzblauen Blazer, wenn auch zu einer schwarzen Hose.

Britische Premierministerin Theresa May und Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel
Reuters/Olivier Hoslet
May und Merkel auffälligerweise Ton in Ton auf dem Gipfel

Die Queen und ihr „Europahut“

Diplomatie und politische Statements mittels entsprechender Kleidung sind nicht ganz unüblich in der britischen Debatte über die EU. Selbst die britische Queen Elizabeth II. setzte Mitte 2017 ein eindeutiges Zeichen, als sie bei der Vorstellung der britischen Gesetzespläne zum EU-Austritt ein blaues Kleid mit einem Hut mit gelben Akzenten in Form von Blüten trug. Beobachter interpretierten die Blüten auf dem Hut als Anspielung auf die gelben Sterne auf der EU-Flagge.

Die Queen mit einem Hut in Anlehnung an die EU Flagge
APA/AFP/Stefan Rousseau
Stoisch und missmutig zeigte sich die Queen bei der Vorstellung der Brexit-Gesetze

Die wenigsten glaubten damals an Zufall, gerade bei der Queen und dem britischen Königshaus, das sehr bewusst vor allem auf äußere Zeichen achtet. Ob sich die Queen mit dem Outfit allerdings in das Lager der Brexit-Gegner oder -Befürworter geschlagen hat oder einfach nur ein Statement oder gar Protest gegenüber Mays Regierung ausdrücken wollte, ist bis heute offen.

Thatcher warb auch einmal für Europa

Auch Mays wohl berühmteste Vorgängerin als britische Premierministerin, Margaret Thatcher, setzte einst mit einem Pullover ein bewusstes Zeichen für Europa. 1975 zeigte sich Thatcher im britischen Wahlkampf, bei dem auch der mögliche Austritt der Briten aus der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) Thema der politischen Debatte war, mit einem Pulli mit den Flaggen der damaligen EWG-Mitgliedsländer. Der Pulli wurde anlässlich der Brexit-Abstimmung 2016 sogar neu aufgelegt.

Später distanzierte sich Thatcher von ihrem Pro-Europa-Kurs deutlich. Als sie 1979 britische Premierministerin wurde, war sie immer wieder auf Konfrontationskurs mit Brüssel und hielt sich dabei auch verbal nicht zurück. Berühmt ist etwa ihr Ausspruch „Ich will mein Geld zurück“ im Zuge der Verhandlungen über das Gemeinschaftsbudget. Thatcher handelte auch den berühmten Britenrabatt aus.

Britische Premierministerin Theresa May im Parmalent
APA/AFP/Mark Duffy
May warb auch im eigenen Parlament im blitzblauen Kostüm für ihren EU-Kurs

Allerdings unterzeichnete Thatcher auch den Beitritt Großbritanniens zum Europäischen Binnenmarkt – was sie später nach eigenen Angaben bereute. Im Gegensatz zu May war die „Eiserne Lady“ für ihre Handtaschen berühmt. Jeder Brite versteht den Begriff „handbagging“ – die Bezeichnung für den Moment, in dem ein männlicher Politiker von der „Eisernen Lady“ verbal eins übergezogen bekam.