OECD: Österreichs Arbeitnehmer zahlen mehr Steuern

Die Abgabenbelastung österreichischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist im Vorjahr leicht gestiegen. Das geht aus der heute veröffentlichten jährlichen Studie „Taxing Wages“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor.

Den OECD-Angaben zufolge musste im Vorjahr ein durchschnittlicher Arbeitnehmer in Österreich – inklusive der Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung – 47,6 Prozent an Steuern und Abgaben abführen.

Nur in Belgien (52,7 Prozent), Deutschland (49,5 Prozent), Italien (47,9 Prozent) und Frankreich (47,6 Prozent) ist laut OECD die Steuer- und Abgabenlast höher. In Österreich sank die Steuerbelastung der Arbeitnehmer zuletzt durch die rot-schwarze Steuerreform 2016 – seither steigt diese wieder leicht.

OECD-Schnitt bei 36,1 Prozent

Etwas besser steigen in Österreich Familien aus, die von staatlichen Transferzahlungen profitieren: Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer mit zwei Kindern und einer nicht erwerbstätigen Frau bezahlt abzüglich Familienbeihilfe 37,4 Prozent, was im OECD-Vergleich den sechsten Platz bedeutet (nach dem achten Platz 2017).

Der 2019 in Kraft getretene Familienbonus sollte diese Position im kommenden Jahr noch etwas verbessern. Wie die Studie ebenfalls zeigt, entfällt allerdings nur ein geringer Teil der Abgabenbelastung auf die Lohnsteuer – den größeren Teil machen die Sozialabgaben aus, mit denen die Versicherten ihre Pensions-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung finanzieren.

Im OECD-Schnitt zahlt ein Durchschnittsverdiener 36,1 Prozent seines Einkommens für Steuern und Abgaben. Unter den EU-Staaten liegt Großbritannien mit 30,9 Prozent an letzter Stelle, in Irland werden 32,6 Prozent und in Dänemark 35,7 Prozent fällig. Besonders niedrig sind die Steuern und Abgaben in der Schweiz (22,2 Prozent) – dort sind allerdings die traditionell hohen Pflichtbeiträge für private Sozialversicherungen noch nicht eingerechnet.

Mittelschicht zunehmend unter Druck

In einer weiteren Studie plädiert die OECD indes für Maßnahmen zur Unterstützung der weltweit unter Druck kommenden Mittelschicht. Als ein Problem insbesondere in Deutschland und Österreich nennt die OECD dabei die kalte Progression. Deren Abschaffung könnte nach Ansicht der Organisation durch höhere Steuern auf Kapitaleinkommen und Erbschaften sowie auf besonders hohe Einkommen finanziert werden.

Hier verweist die OECD darauf, dass der durchschnittliche Spitzensteuersatz in den Industriestaaten seit den 1980er Jahren von 65 auf 43 Prozent gefallen ist. In Österreich liegt der Spitzensteuersatz mit 55 Prozent deutlich über dem Schnitt.

Lob gibt es in der Studie für die österreichische Berufsausbildung – konkret für die berufsbildenden höheren Schulen (BHS) – sowie für die von der ersten schwarz-blauen Koalition eingeführte „Abfertigung neu“. Insgesamt ist das Abstiegsrisiko für Mittelklassefamilien in Österreich vergleichsweise gering: Während im OECD-Schnitt 8,8 Prozent der Mittelklassefamilien nach vier Jahren in die untere Mittelschicht abrutschen, sind es in Österreich nur 6,5 Prozent.

Millennials seltener in Mittelschicht

Zur Mittelklasse gehört dieser Definition zufolge, wer zwischen 75 Prozent und 200 Prozent des Medianeinkommens verdient. Dieses liegt in Österreich bei 36.554 Euro jährlich (Haushaltsmedianeinkommen 2017 laut Statistik Austria). Laut OECD gehören in Österreich 67 Prozent der Bevölkerung zur Mittelschicht und damit deutlich mehr als der zuletzt auf 60 Prozent geschrumpfte Schnitt.

„Die Generation der Millennials (zwischen 1983 und 2002 Geborene, Anm.) findet sich deutlich seltener in der Mittelschicht wieder als vorherige Generationen“, fasste die OECD zusammen. Im Vergleich dazu gehörten von der Generation der Babyboomber (Jahrgänge 1942 bis 1964) im OECD-Schnitt noch 68 Prozent zur Mittelschicht.