Chef des Militärrats im Sudan zurückgetreten

Nur einen Tag nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir ist der Präsident des neu gegründeten Militärrats im Sudan wieder zurückgetreten. Der ehemalige Verteidigungsminister Awad ibn Awf ernannte gestern in einer TV-Ansprache den General Abdel Fattah al-Burhan Abdulrahman zu seinem Nachfolger. Die neuen Machthaber versicherten, die Macht bald an eine zivile Regierung abzugeben. Auf den Straßen der Hauptstadt Khartum brach Jubel aus.

Sudan: Hoher Militär tritt zurück

Im Sudan hält das Gezerre um die künftig Führung an: Der Chef des neu gegründeten Militärrates ist nach nur einem Tag zurückgetreten.

Der seit drei Jahrzehnten autoritär herrschende Staatschef Baschir war am Donnerstag nach monatelangen Massenprotesten vom Militär gestürzt worden. Für eine Übergangszeit von zwei Jahren wurde dann aber ein Militärrat eingesetzt, mit Verteidigungsminister Ibn Awf an der Spitze.

Auch Ibn Awfs Stellvertreter, Generalstabschef Kamal Abdelmaruf, wurde von seinem Posten entlassen. Ibn Awfs sagte, er vertraue in die „Erfahrung und Eignung“ seines Nachfolgers Abdulrahman, „um dieses Schiff an ein sicheres Ufer zu bringen“.

16 Tote durch „scharfe Munition“

Die Anführer der Proteste gegen Baschir lehnten den „Militärputsch“ ab und riefen zu weiteren Demonstrationen auf. Auch gestern versammelten sich wieder Zehntausende Menschen vor dem Armeehauptquartier in Khartum und demonstrierten für eine zivile Übergangsregierung. „Das Blut unserer Brüder darf nicht vergeblich geflossen sein“, sagte ein Demonstrant der Nachrichtenagentur AFP. Nach Polizeiangaben wurden bei den Protesten in den vergangenen zwei Tagen 16 Menschen durch „scharfe Munition“ getötet und 20 weitere verletzt.

Anführer der Anti-Baschir-Proteste bezeichneten Ibn Awfs Rücktritt als einen „Sieg“ für das Volk. Der Berufsverband SPA, der sich an die Spitze der Protestbewegung gestellt hatte, forderte Abdulrahman aber auf, „die Macht des Militärrates an eine zivile Übergangsregierung zu übergeben“. Andernfalls werde der „Sitzstreik“ vor dem Armeehauptquartier in Khartum und in anderen Städten weitergehen.

„Dialog mit politischen Parteien“ angekündigt

Schon vor der Rücktrittsankündigung Ibn Awfs hatte die Militärführung versprochen, die Macht bald an eine zivile Regierung abzugeben. „Das ist kein Militärputsch“, sagte der General Omar Sain al-Abdin bei einem Treffen mit arabischen und afrikanischen Diplomaten. Das Militär habe sich „auf die Seite des Volkes“ gestellt.

Abdin kündigte zudem einen „Dialog mit politischen Parteien“ und die Einsetzung einer „zivilen Regierung“ an. In die „Zusammensetzung“ dieser Regierung werde sich der Militärrat nicht einmischen.